07.01.2011

3 Monate in Südindien mit dem ASA-Programm

Henrike Greuel, Studentin der Lehreinheit Pflege und Gesundheit, hat im Jahr 2010 drei Monate in Südindien verbracht. Sie bakam dort einen Einblick in viele Programme und Organisationen im Rahmen der Behindertenarbeit in Indien. Lesen Sie Ihren Erfahrungsbericht.

Auf der anderen Seite: in Indien (Erfahrungsbericht von Henrike Greuel)

Von August bis November dieses Jahres verbrachte ich 3 Monate Indien, in denen ich einen Einblick in viele Programme und Organisationen im Rahmen der Behindertenarbeit bekam und meine Feuertaufe als Lehrerin in englisch-tamilischen Unterrichtsstunden hatte.

Seit Januar wusste ich, dass ich in diesem Jahr für 3 Monate mit einem Stipendium des ASA-Programms nach Indien fliegen würde, um an einem Projekt mit dem Titel "Unterstützung der pädagogisch-therapeutischen Arbeit in Südindien" teilzunehmen. Aber was würde mich genau erwarten? Das und viele andere Fragen blieben für meine Projektpartnerin Katrin (Sonderpädagogin, Hamburg) und mich (Physiotherapeutin, Bielefeld) offen bis wir dann endlich am 1.8.2010 in Südindien an dem orthopädischen Zentrum für Kinder namens Ecomwel eintrafen.

Als wir ankamen, bekamen wir einen Wochenplan und stiegen direkt in die Arbeit ein. Das hieß; ich behandelte Kinder in der Physiotherapie und an einem Nachmittag in der Woche sollten wir das höhere Semester der Sonderpädagogen unterrichten, die in Ecomwel ausgebildet werden. Die Unsicherheit war sehr groß, die ersten Stunden auf Englisch mit einem Dolmetscher, der alles ins Tamilische übersetzt-würde das gut gehen? Nach den ersten 3 Wochen konnten wir unsere Mittwochnachmittage jedoch kaum erwarten, denn die Studenten arbeiteten engagiert und hoch motiviert mit. So änderten wir unser Unterrichtskonzept und ließen unsere Studenten zu bestimmten Themen in Kleingruppen 30minütige Lehrproben vorbereiten, mit denen wir den Nachmittag eröffneten. Zudem erarbeiten wir mit ihnen Unterrichtsmaterial, das von den Studenten fleißig ins tamilische übersetzt wurde.

Zeitgleich begannen wir an einem anderen Nachmittag "Teachers Discussion" zu Themen wie Autismus, Speichelflussregulation oder Musiktherapie mit den angestellten Sonderpädagogen durchzuführen. Auch hier erarbeiten wir gemeinsam Material.

Unser Klinikchef hatte zudem großes Interesse an unserem Lernprozess und damit wir mehr Programme kennenlernen konnten, fuhren wir einen Tag in der Woche mit Mitarbeitern von Ecomwel in andere Dörfer. So lernten wir Awareness-Programme für Kinder und Erwachsene kennen, in denen durch ein Puppenspiel Aufklärungsarbeit zum Thema Behinderung geleistet wird. Wir trafen Selbsthilfegruppen von behinderten Menschen, die von einem Sozialarbeiter im Rahmen der Community-based-rehabilitation betreut werden und die als Gruppe die Möglichkeit haben durch einen Mikrokredit finanziell unabhängig zu werden. Außerdem besuchten wir Medical Camps, in denen 3 Ärzte kostenlos behinderte Menschen untersuchen und ihre Behinderung in Prozent einstufen. Anschließend wird ihnen eine Disability-ID-Card ausgestellt, mit der die Menschen Behandlungen und Medikamente kostenlos bekommen können. Wir hatten ebenfalls die Möglichkeit, Girls-Schools zu besuchen an denen Mädchen zwischen 10 und 14 Jahren eine kostenlose Schulausbildung bekommen. Diese Schulen werden von der Worldbank im Rahmen des Millennium-Development-Goal "Education for all until 2015" finanziert.

So bekamen wir von Woche zu Woche einen tieferen Einblick in die Probleme, aber auch in die Chancen und Initiativen für und von behinderten Menschen in der Gesellschaft Indiens.

Im Oktober bereitete unser Klinikdirektor uns die größte Freude, da wir ihn und unsere Studenten auf eine Exkursion in Indiens Hauptstadt Delhi begleiten durften. Wir trafen dort Mitarbeiter von den führenden Organisationen (im Rahmen der Behindertenarbeit); so lernten wir das Rehabilitation Council of India (den Berufsverband der Sonderpädagogen) kennen, wohnten dem Treffen des National Trust bei und besuchten eine führende Klinik "Institute for the Physically Handicapped".

Nie hätte ich erwartet, die Chance zu bekommen, eine solche Masse an Organisationen und Programmen kennenzulernen, mich mit so vielen Leuten unterhalten zu können, die auf politischer Ebene für die Rechte von behinderten Menschen kämpfen oder die als Betroffene, in Programmen von ihrer Förderung erzählen. Indien ist ein spannendes Land, denn obwohl 44% der Bevölkerung unterhalb der 1 Dollar Grenze (pro Tag) leben, existieren sehr viele starke Programme, die absolut bewunderungswert sind!

 

Wer weitere Informationen zum ASA-Programm sucht, kann sich unter www.asa-programm.de informieren oder bei mir Henrike.Greuel@fh-bielefeld.de melden.