20.12.2013

Akt, Architektur und geisterhafte Wesen

Absolventen vom Fachbereich Gestaltung stellen Fotografien in New Yorker Galerie aus.

Bielefeld (fhb). Fotografien von dem, was nicht zu sehen ist - "The space beyond". Unter diesem Thema stellen fünf Absolventen und Studierende der Fachhochschule Bielefeld in einer New Yorker Galerie aus. Akt, Architektur, Erinnerung und geisterhafte Wesen sind im Camera Club of New York ab dem 9. Januar bis zum 15. Februar 2014 zu sehen. Katharina Bosse, Professorin für Fotografie am Fachbereich Gestaltung, hat diese Ausstellung für Norbert Eilers, Alexander Gehring, Andrea Grützner, Robert Schlotter und Paula Winkler möglich gemacht. Sie wurde als Gastkuratorin vom Camera Club angefragt. So gibt sie den jungen Künstlern die Chance, ihre Abschlussarbeiten in New York auszustellen.

Insgesamt 15 Bilder stellen die FH-Absolventen aus. Obwohl jeder in einem anderen Jahr seinen Abschluss gemacht hat und sich alle mit völlig unterschiedlichen Themen beschäftigt haben, passen die Fotografien perfekt zusammen. Professorin Bosse: "Alle experimentieren mit etwas, das abwesend ist." Die Bilder sind abstrakt, aber auch ästhetisch und oft ähneln sich Farben und Strukturen.

Paula Winkler (Abschluss 2011) hat ihre Fotoobjekte im Internet kennengelernt. Auf Seiten zur Verabredung von Sex-Treffen. Sie trifft sich mit Männern in Hotelzimmern um sie zu fotografieren. Meistens nackt, unromantisch, ungewöhnlich: der weibliche Blick auf den männlichen Körper.

Norbert Eilers (Abschluss 2012) beschäftigt sich mit Erinnerung und Gedächtnis in der digitalisierten Gesellschaft. Er hat Speicherplatten von Privatpersonen gekauft und die darauf gelöschten Bilder wiederhergestellt. Thematisch geordnet, etwa nach Urlaubsbildern am Strand oder Porträtaufnahmen, und übereinandergelegt, macht er daraus ein neues Bild. Es entstehen transparente Fotografien, die bis zu 15 Motive auf einmal zeigen: Seltsam anonym und trotzdem ganz privat.

Auch Robert Schlotter (Abschluss 2009) hat die Erinnerung zum Thema. Aus Super-8-Amateurfilmen der 50er bis 80er Jahre macht er mithilfe von Langzeitbelichtung zeitlose Erinnerungsbilder: Schwarzweiß-Fotografien von Landschaften, in denen Menschen zu verschwinden scheinen. "So, wie eine Erinnerung, die mit der Zeit etwas vage wird. Der Moment zwischen zwei Momenten", beschreibt Schlotter seine Arbeit.

Alexander Gehring (Abschluss 2011) hingegen schickt "Messages from the Darkroom". Er taucht eine Dunkelkammer in blutrotes Licht und macht daraus eine okkulte Stätte. Geheimnisvolle Wesen kommen zum Vorschein. Damit bezieht er sich auf den historischen Gebrauch der Fotografie als Beweis für die Erscheinung von Geistern.

Als fünfte hat Andrea Grützner ein historisches Gebäude im Osten Deutschlands aufgesucht. Das "Erbgericht", früher Gemeinschaftshaus und Sitz des Dorfrichters, heute ein Gästehaus, begeistert sie wegen der abstrakten Architektur, der Farben und Strukturen. Sie selber hat dort früher Familienfeste gefeiert, kennt dieses Haus und kann es doch emotional nicht ganz greifen. Eine Mischung aus Faszination und Entfremdung.

In New York hat noch niemand von den Fünf ausgestellt. In Deutschland und dem europäischen Ausland sind sie schon ein bisschen bekannt. "Das ist schon ein erheblicher Schritt nach dem Abschluss in einer Galerie in Manhattan ausstellen zu dürfen", freut sich Robert Schlotter. Vielleicht ein erster Schritt auf dem transatlantischen Parkett. Wie nach dem Vorbild ihrer Professorin Katharina Bosse, die selber sechs Jahre in New York lebte und bereits im Museum of Modern Arts ausgestellt hat.