19.06.2015

„Chinesen wollen genauso leben wie wir“

IHK-Begegnungswoche: Wirtschaftspolitischer Abend des Fachbereichs Ingenieurwissenschaften und Mathematik im Dr. Wolff-Institut.

Bielefeld (fhb). Jedes Jahr stellt die Industrie- und Handelskammer (IHK) Ostwestfalen zu Bielefeld ein Industrieland innerhalb der IHK Begegnungswoche vor. Dieses Jahr, von Montag 15., bis Freitag, 19. Juni, dreht sich alles um China.  Gemeinsam mit Unternehmen aus der Region lädt die IHK zu unterschiedlichen Veranstaltungen  unter dem Motto "Ostwestfalen meets China". Am Donnerstag, 19. Juni, luden der Fachbereich Ingenieurwissenschaften und Mathematik der Fachhochschule (FH) Bielefeld, das Dr. Wolff Institut und die IHK deshalb zum wirtschaftspolitischen Abend ein. Im Dr. Wolff-Institut gab es zunächst einen Impulsvortrag des China-Korrespondenten Frank Sieren. Anschließend folgte eine Podiumsdiskussion mit Sieren, Prof. Dr. Lothar Budde, Dekan des Fachbereiches Ingenieurwissenschaften und Mathematik, Christoph Harras-Wolff, geschäftsführender Gesellschafter der Dr. Wolff-Gruppe, Nils Merkel, Generals Manager Asien der Dr. Wolff-Gruppe, Dr. Christian Potthoff-Sewing, geschäftsführender Gesellschafter der Poppe und Potthoff Unternehmensgruppe, Hans Lippert, Leiter Strategie und Planungen in Asien bei Audi, sowie Dr. Christian Mestwerdt, Leiter der drei A (Asien, Afrika, Australien) bei Dr. Oetker. Moderiert wurde das Gespräch von Radio Bielefeld-Moderator Andreas Liebold. Der Abend endete mit einem Networking-Imbiss in der Kantine des Dr. Wolff-Instituts.

In seinem Einführungsvortrag über China unterstrich Frank Sieren, der seit etwa 20 Jahren in Peking lebt, dass es für die europäischen Länder notwendig sei, sich mit China zu beschäftigen. "Denn seit Kolumbus hat der Westen die Spielregeln im Weltgeschehen bestimmt", so Sieren. Dies werde sich in den kommenden Jahren ändern. Sieren nannte dies "einen epochalen Wandel".  Denn China sei unter den Schwellenländern die mit Abstand stärkste Macht und werde eine neue Weltmacht. Deshalb werde es bald mitbestimmen, wie die globalen Verteilungssysteme zukünftig aussehen werden. Doch da China in vielen Dingen andere Vorstellungen und Ideen habe als die Europäer oder Amerikaner, müsse man sich miteinander beschäftigen und aufeinander zugehen. "Denn am Ende des Tages wollen die Chinesen genauso leben wie wir. Deshalb müssen wir zusammen die Welt gestalten", sagte Sieren.

In der Podiumsdiskussion berichteten die Teilnehmer über ihre Erfahrungen in China. Grundsätzlich gelte: Wer auf den chinesischen Markt wolle, müsse Anpassungen vornehmen. So habe man den Firmennamen "Dr. Oetker" sozusagen ins chinesische Übersetzen lassen. "Es sollte phonetisch ähnlich klingen. Wir heißen jetzt 'Eine Familie aus Europa mit Doktortitel'", sagte Dr. Christian Mestwerdt. Frank Sieren betonte, dass deutschen Produkten auch in China vertraut würde, "wie eigentlich keinem anderen Land der Welt." Deshalb würden in China viele Hersteller mit Länderflaggen auf den Produktverpackungen arbeiten. Professor Dr. Lothar Budde erklärte, dass es schon Kooperationen mit chinesischen Hochschulen gäbe. Allerdings noch keine in Kombination mit Unternehmen. Hier sieht er weitere Chancen.

Ein großes Thema in den europäischen Medien sei immer das Kopieren von Techniken, fand Hans Lippert von Audi. Doch diese Zeiten seien vorbei. "Gerade im Bereich E-Commerce ist China Europa weit voraus. Da kann man sich als Unternehmer oder Gründer schon gute Ideen holen", gab er als Tipp.