02.02.2016

„Die Studienzeit hat Sie verändert, und das ist gut so“

In lockerer Atmosphäre verabschiedet die Lehreinheit Pflege und Gesundheit ihre Absolventinnen und Absolventen.

Bielefeld (fhb). Kein Vergleich mit der alten Wirkungsstätte, dem teils maroden Gemäuer und der angegrauten Innenarchitektur am Stadtholz, dem ehemaligen Bielefelder Zuhause der Lehreinheit Pflege und Gesundheit: jetzt im Neubau das Audimax gut gefüllt mit Absolventinnen und Absolventen samt Freunden und Gästen erwartungsfroh, unaufgeregt. Es ist Freitagabend, 18 Uhr, Dekan Prof. Dr. Uwe Rössler begrüßt: "Vor drei, vier Jahren habe ich gesagt, dass wir in sechs Monaten umziehen werden. Das war wohl zu optimistisch. Aber nun sind wir hier, und das sollte uns alle freuen." Im Vergleich mit anderen Hochschulen, so Rössler weiter, "sind wir

sehr gut ausgestattet, überaus erfolgreich in der Forschung, die Lehreinheit zählt zu den forschungsstärksten der Hochschule, und bei der Betreuung von Promovenden "sind wir auch ganz weit vorne". Einmal dabei, die Vorzüge der Lehreinheit aufzuzählen, schaute der Dekan zufrieden ins Publikum: "Unsere Evaluationen zeigen uns immer wieder, dass Sie und ihre Kommilitonen in den Studiengängen eine besondere Motivation mitbringen und mit großer Hingabe bereit sind, Studium und Beruf zu verbinden." Das Studium nicht als Vorbereitung auf irgendeinen Job, um Geld zu verdienen, sondern als Wegbereitung hin zu einem "Beruf aus Überzeugung".

Verabschiedet wurden rund 60 Absolventinnen und Absolventen der Bachelor-Studiengänge "Gesundheits- und Krankenpflege" sowie "Anleitung und Mentoring" und des Master-Studiengangs "Berufspädagogik Pflege und Therapie". Pflegewissenschaftlerin Prof. Dr. Änne-Dörte Latteck nannte in ihren Grußworten die jetzt akademisch qualifizierten "Pioniere, weil so viele vor ihnen noch nicht da waren". Sie hätten "selbstständig arbeiten gelernt und dies in praktische Aktivitäten

umgesetzt", hätten in den Modulen "auch eine konstruktive Streitkultur kennengelernt" und seien befähigt worden, "Strategien zu entwickeln, um Erkenntnisse anzuwenden". Und auch dies gab sie preis: "Wir haben mit ihnen gelitten, wenn es in Prüfungen eng wurde." Latteck zitierte Berthold Brechts Parabel vom "Wiedersehen": Ein Mann, der Herrn K. lange nicht gesehen hatte, begrüßte ihn mit den Worten: "Sie haben sich gar nicht verändert." "Oh!" sagte Herr K. und erbleichte. Professorin Latteck: "Sie, liebe Absolventinnen und Absolventen, müssen nicht erbleichen, die Studienzeit hat Sie verändert, und das ist gut so."

Prof. Dr. Michaela Brause erinnerte daran, dass sich das Versorgungssystem in Deutschland auch angesichts der demografischen Entwicklung und der zunehmend älter werdenden Gesellschaft einem grundsätzlichen Wandel unterziehe: "Ohne Sie würde dieses System zusammenbrechen", so Professorin Brause. Die Master-Absolvierenden würden demnächst gebraucht "am Bett, an der Bank, am Pult und am Schreibtisch", würden also verantwortungsvolle Aufgaben direkt in der Pflege und im Bildungs- und Lehrbereich übernehmen. "Wir haben Sie hoffentlich im Studium befähigt, auf komplexe Probleme zu reagieren, sie zu lösen", meinte die Master-Studiengangsleiterin und schloss mit der Aufforderung: "Wir glauben an Sie, glauben Sie an sich."

Prof. Dr. Beate Klemme, Therapie- und Rehabilitationswissenschaften mit dem Schwerpunkt Physiotherapie, eröffnete ihre kurze Ansprache gleichfalls mit Überzeugung: "Unsere Gesellschaft braucht Sie." Und: "Sie sind Pioniere auf Ihrem Feld, Sie sind anders ausgebildet als die Kollegen in Ihrem beruflichen Umfeld." Denn die anderen haben in der Regel wenig oder gar nichts gehört und gelernt über Studieninhalte wie Qualitäts- oder Case Management. "Später können Sie vielleicht sogar promovieren", so Klemme, die die berufliche Karriereleiter skizzierte von der Lehrtätigkeit in

Berufsfachschulen bis hin zur Schulleitung oder dem Arbeiten an der Hochschule in Lehre und Forschung. Ihr Fazit. "Die globalisierte Welt bietet viele Möglichkeiten, in anderen Ländern zu arbeiten und andere Kulturen kennenzulernen."   

Wohlan, der Weg ist mit dem Studienabschluss bereitet…