28.11.2012

Wohnen. Leben. Arbeiten.

Erfolgreiches Diskussionsforum „Eine Stadt für ALLE“ am Campus Minden

Die fünfte Veranstaltung der Aktionswochen "Eine Stadt für ALLE" lockte am Dienstagabend, 27. November 2012, rund 80 interessierte Bürgerinnen und Bürger sowie Studierende ins Audimax am Campus Minden.

 

Wie können wir im Alter die Stadt nutzen? Wie werden wir wohnen? Was kann in Minden städtebaulich verbessert werden?
Experten aus Architektur und Bauwirtschaft stellten vor, wie sie die Bedürfnisse der Menschen in städtische Bauvorhaben einbringen.

Architekt Achim Nagel, der aus Bünde stammt und in Hamburg lebt und arbeitet, bezeichnete sich und seine Kollegen als "kleine radikale Minderheit". Im Sinne eines universellen Designs seien seine Entwürfe nicht ausschließlich auf eine Altersgruppe ausgerichtet, sondern müssen allen gefallen: Alten wie Jungen, Gesunden wie Kranken oder Beeinträchtigten, Familien mit Kindern ebenso wie Singles. "Alles andere ist eigentlich diskriminierend", so Nagel.

Ähnlich sieht es auch Eckhard Feddersen aus Berlin. Der 67-jährige Architekt kenne aus eigener Erfahrung die Bedürfnisse älterer Menschen. Er sieht ein Problem in der Entmischung der Städte. "Je gemischter die Städte sind, desto besser. Was nützt es, wenn ein älteres Ehepaar in eine kleine Wohnung zieht, und es ist nirgends ein Bäcker in der Nähe?". Bei der Gestaltung setzt er auf das Unauffälligkeitsprinzip. "Praktische Einrichtungen, wie zum Beispiel eine Abstellfläche für den Einkauf an den Briefkästen im Hausflur, oder eine gut sichtbare Bodenkennzeichnung an den Eingangstüren in einem Flur können auch ansprechend gestaltet sein." Als weiteres Beispiel zeigte er eine Türklinke, bei der sich das Schloss über der Klinke befindet. "Für Sehbehinderte ein Segen, weil sie das Schlüsselloch leichter finden". Bei Umbauten in bestehenden Gebäuden solle zudem nicht nur an Barrierefreiheit gedacht werden sondern zum Beispiel auch an Gemeinschaftsräume, denn für ältere Menschen sei oft die Einsamkeit die größte Belastung. Ebenso wichtig sei die richtige Aufteilung und Beleuchtung. "Niemand möchte in einen dunklen Raum gehen, den er nicht einsehen kann. Helligkeit und Übersicht geben Sicherheit", so der Architekt. Generell sei bei Planungen eine hohe Flexibilität wichtig.

Wolfgang Frey stellte den Freiburger Stadtteil Rieselfeld vor, in dem rund 10.000 Menschen leben. Unter dem Motto "Mitwirkungsgesellschaft statt Versorgungsgesellschaft" sollen die Bewohner Verantwortung für "ihr" Quartier übernehmen. Sie versorgen zum Beispiel die Grünflächen oder können die Gestaltung der Eingangsbereiche mitbestimmen. In der Folge werde dort weniger verschmutzt. Es gibt Begegnungsorte für Alt und Jung, zum Beispiel in einem Streichelzoo, der Kinder mit Alten zusammenbringt.

Abschließend stellte Professorin Bettina Mons vom Campus Minden interdisziplinäre Projekte mit Studierenden aus Architektur, Bauingenieurwesen, Pflege und Ingenieurwissenschaften vor. Auch an den Aktionswochen der Stadt hat sich die Professorin mit Studierenden beteiligt: Die Analyse der oberen Altstadt mit Verbesserungsvorschlägen wurden beim Gestaltungsmarathon vorgestellt.

Die rege Beteiligung an der anschließenden Diskussion zeigte, wie begeistert die Vorträge aufgenommen wurden. Kritik an der Stadt wurde ebenfalls geäußert, doch dass die Aktionswochen überhaupt ins Leben gerufen wurden, führte zum versöhnlichen Abschluss der Veranstaltung. Last but not least dankte der Moderator Professor Dr. Andreas Uffelmann dem Initiator Thomas Bade von der Universal Design GmbH für sein Engagement.

Das Diskussionsforum ist Teil der Mindener Aktionswochen "Eine Stadt für ALLE". Initiatoren sind die VolksbankMindener Land eG, das Mindener Unternehmen Ornamin und die Universal Design GmbH. Die Aktionswochen werden gefördert durch den Verfügungsfonds der Stadt Minden.