24.04.2009

Großer Andrang beim Girls Day an der FH Bielefeld

Rund 200 Mädchen schnuppern in männerdominierte Berufe./ „Neue Wege für Jungs“ gibt Einblick ins Sozialwesen.

Die Fachhochschule (FH) Bielefeld bietet 15 Studiengänge auf technischem Gebiet an. Im Fachbereich Ingenieurwissenschaften und Mathematik sowie im Fachbereich Architektur und Bauingenieurwesen studieren zwar von Jahr zu Jahr mehr Frauen, dennoch studieren viel mehr Männer in diesen Fächern. Rund 200 Mädchen nutzten die Gelegenheit und kamen zum Girls' Day an die FH Bielefeld. Sie stellten sich wissenschaftlichen Fragen wie "Kann Licht Musik machen?" oder "Kann man aus Sand Deiche bauen?". Sie schnupperten in den Fachbereich Gestaltung und lernten in Workshops zu fotografieren, lernten was Grafikdesign ist und worauf es bei Modedesign ankommt. Sie traten im Computerspiel "Guitar Hero" gegen einen Roboter an und lernten mit Lötkolben, Motor und Solarzelle bewegliche Figuren zu erstellen. So manches Mädchen entdeckte dabei seine technische Ader.

Mensch gegen Maschine: Wer ist besser beim "Guitar Hero"?

Laute Rockmusik aus den Boxen, ein großer Monitor, eine Playstation-Spielkonsole und zwei Gitarren: im Labor für Bildverarbeitung der FH Bielefeld stellt sich Theresa Tenge dem Wettstreit: Mensch gegen Maschine. Beim Computerspiel "Guitar Hero" muss die 12-jährige Schülerin vom Ratsgymnasium schnell sein. Immer wenn es der Monitor anzeigt, muss sie die richtigen Saiten drücken und natürlich kräftig in die Saiten ihrer Gitarre hauen. Ein ganz schön komplexer Vorgang, den der Mensch in kürzester Zeit bewältigt. Die Mechatronik-Studentinnen Lina Cam und Jennifer Frentrup erklären den Mädchen, wie sich die menschlichen Fähigkeiten mittels Mechatronik - eine Zusammensetzung aus Mechanik, Elektronik und Informatik - auf eine Maschine übertragen lassen: Eine zweite Gitarre ist in einem Gestell fixiert. Über den stilisierten Saiten sind kleine Hebel angebracht. Eine Kamera ist auf den Monitor gerichtet, auf dem das Spiel abläuft. In der Kamera sitzt ein sogenanntes "Intelligentes System", welches das Monitorbild auswerten und entsprechende Befehle an die Hebel an der Gitarre senden kann. Der Roboter ist in der Lage selbstständig "Guitar Hero" zu spielen. Aber nicht nur für Spiele ist Mechatronik wichtig. In der Industrie werden diese bildverarbeitenden Systeme zum Beispiel zum Aussortieren von Fehlproduktionen auf Fließbändern genutzt. In der Medizin wird an intelligenten Kameras gearbeitet, die zur Früherkennung von Hautkrebs eingesetzt werden sollen. "Mechatronik ist echt interessant", findet Theresa. "Das ist mal was Neues. Sowas oder ein anderes technisches Fach möchte ich mal studieren."

Regenerative Energien ganz nah

Felicitas ist 13 Jahre alt und geht in die 8. Klasse des Bodelschwing-Gymnasiums in Bielefeld. Auch sie ist zum Girls' Day an die FH Bielefeld gegangen: "Ich habe grade Kupferdraht und Zinn verlötet - zur Übung. Jetzt mache ich mich an den Motor. Am Ende soll ein Baum aus Draht und Perlen auf einer CD stehen und von dem Motor gedreht werden. Die Solarzelle liefert die Energie." Ihr macht es Spaß mit den Händen zu arbeiten, deshalb will sie später unbedingt was machen, was Theorie und Praxis verbindet. "Irgendwas mit Chemie und Maschinenbau fänd ich gut."

Angelina geht in die 7. Klasse der Sieker Hauptschule und auch sie findet es toll, dass man am Girls' Day soviel handwerken kann. "Wir sollten uns in der Schule etwas aussuchen und das Programm der FH hat mir gefallen. Das macht echt Spaß hier." So einen "Männerberuf" möchte die 14-Jährige aber trotzdem nicht erlernen. "Ich möchte lieber etwas mit Tieren machen. In einer Tierklinik arbeiten und im OP assistieren, das fänd ich klasse." Selbstbewusst sagt sie: "Das Blut kann ich ab!"

Denise ist 15 Jahre alt und geht in die 9. Klasse des Gymnasiums Bad Driburg und sagt: "So etwas habe ich noch nie gemacht!": Sie verlötet Zinn- und Kupferdraht, bildet aus einer Büroklammer einen Leiter und verbindet Solarzelle und Motor miteinander. Am Ende hat sie einen solarbetriebenen Propeller erstellt. "Das ist echt toll. In der Schule kann man sowas nicht machen", sagt Denise. "In ein paar Jahren möchte ich Mechanikerin werden und vielleicht auch studieren."

Sandra und Kim vom Bad Driburger Gymnasium haben sich auch für den Girls' Day an der Fachhochschule entschieden. Für die beiden ist klar: Sie machen alles zusammen. Auch ihre Lieblingsfächer in der Schule sind die gleichen: Sprachen - die liegen ihnen, egal ob Englisch, Französisch oder Spanisch. Sandra findet den Ausflug in die Technik spannend, weil er mal was anders bietet als der Schulalltag, aber beruflich will sie lieber was "mit Sprachen machen". Für Kim ist der Girls' Day "die Möglichkeit, das alles mal auszuprobieren. Das kann man ja sonst nicht oder man müsste gleich ein Praktikum machen." Die 15-Jährige findet die Naturwissenschaften zwar nur so mittelmäßig interessant, aber eine Mischung aus Kreativem und Technischem, wie in der Innenarchitektur, findet sie gut.

Zum Studienangebot Ingenieurwissenschaften und Mathematik und Architektur und Bauingenieurwesen

Neue Wege für Jungs: Vielleicht mal was Soziales?

Auch für die Jungs hat sich die Fachhochschule Bielefeld etwas einfallen lassen: Während die Klassenkameradinnen von Urs und Benjamin (beide 14 Jahre) an technische Berufe herangeführt werden, sind die beiden 8.-Klässler der Theodor-Heuss-Realschule im Fachbereich Sozialwesen unterwegs und erfahren spannendes und ungeahntes über die Aufgaben im Sozialwesen. Urs ist vor Beginn der Veranstaltung skeptisch: "Unsere Schule hat gesagt, wir müssen uns was soziales raussuchen. Also bin ich hier, aber eigentlich weiß ich schon, was ich werden will: Informatiker." Sein Freund Benjamin findet das Informationsangebot gut. Er will zwar am liebsten Pyrotechniker werden, aber trotzdem könnte er sich auch einen sozialen Beruf vorstellen - am liebsten eine soziale Arbeit, bei der auch Tiere eine Rolle spielen.

Rund 40 Jungs konnten den Vormittag über u.a. mit den Sozialpädagogikstudenten Bastian Moehlmann, 7. Semester, und Christian Martens, 9. Semester, sowie dem Absolventen Dipl.-Sozialarbeiter Dirk Wannke den Fachbereich erkunden.

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