13.08.2014

Kartoffel bringt Lampe zum Leuchten

Forschen und experimentieren auf der Wissensmeile der Fachhochschule Bielefeld.

Im Rahmen der Campus-Tage der GENIALE, Dienstag, 12. August und Mittwoch, 13. August, gab es auf der Wissensmeile der Fach­hochschule Bielefeld viel Interessantes zu entdecken, zu bestaunen und auszuprobieren. So wurden die neun weißen Zelte auf dem Sozialen Feld vor dem neuen Gebäude X (Haltestelle Wellensiek) ein kleines Forschungsla­bor, in dem weiches und hartes Wasser hergestellt wurde oder Gummibär­chen in einem Film das Laufen lernten.

Vor einem Zelt herrschte am Dienstag besonders viel Trubel: In Kooperation mit der FH-Kita erarbeitete Professor Dr. Jens Haubrock gemeinsam mit Studieren­den des Studiengangs "Regenerative Energien" der Fachhochschule Bielefeld ein Konzept, um bereits die Kleinsten an Themen wie Energiewende, Klima- und Umweltschutz heranzuführen. "Innerhalb einer Lehrveranstaltung haben die Studierenden Experimente für die Kinder erarbeitet und mit ihnen durchgeführt, einen Besuchstag an der Fachhochschule für die Kids organisiert und schließlich das Seminar anhand eines Films begleitet und aufgearbeitet. Mit einem Auszug unserer Experimente wollen wir nun auch andere Kita-Kinder für das Thema be­geistern", erklärte Jens Haubrock. So zeigte Student Dominik Schnell den Kleinen unter anderem, wie ein Windrad und sogar eine Kartoffel Glühlampen zum Leuchten bringen.

Im Zelt nebenan wurde dagegen ohne Worte formuliert. Hier lernten die Besucher die molekulare Küche kennen, in der Duftstoffe oder Lebensmittel in eine andere Form wie Kapseln, Schäume oder Gelees gebracht werden - das sogenannte Formulieren. "Die Kapseln selbst herzustellen ist toll. Noch besser ist aber, sie hin­terher auch zu probieren", verriet die zehnjährige Lilly Kappel.

Im Workshop

"Miniatur-Internet" rauchten dagegen die Köpfe. In drei unterschiedlichen Seminaren wurden hier Kinder, Jugendliche und Erwachsene zu Computercracks. Über die Verbindung von drei Computern entstand ein eigenes kleines Netzwerk. "Wir stellen so die Funktion des Internets reduziert auf wenige Geräte nach, wie sie in jedem Privathaushalt oder Unternehmen zu finden ist", erklärte Professor Dr. Jörg-Michael Keuntje.

Gleich zwei Zelte widmeten sich am Mittwoch dem Thema Altern. Anhand unterschiedlicher Experimente konnten hier vor allem die jungen Be­sucher erfahren, was es bedeutet, alt zu sein. Mit einem Handschuh, der einen Tremor nachbildet, also das Zittern der Hand, oder durch Puzzeln mit Brillen auf der Nase, die ein eigeschränktes Sichtfeld nachempfinden, sollte Empathie für alte Menschen geweckt werden. Fleißig puzzelte die siebenjährige Anne unter den begeisterten Blicken von Mama Stefanie Flucke: "Ich finde die Aktion toll. Bei uns wohnen nämlich Uroma und Uropa mit im Haus und nun lernt meine Tochter, sie besser zu verstehen." Genau das ist das Ziel der Experimente, die auch im Studiengang Gesundheits- und Krankenpflege von den Studierenden erprobt werden. "Wir wollen zeigen, dass alt nicht gleich krank sein bedeutet", erklärt Anne Segert von der FH Bielefeld.

Ein anderes Handicap kann dagegen vor dem nächsten Zelt nachempfunden werden: auf einem kleinen Parcours können Rollstühle gefahren werden.  Mit ihrem Bruder Justus testete Charlotte Rolf die Runde: "Es ist schwerer über die Hürden zu kommen, als es aussieht. Beim Laufen denkt man da gar nicht drüber nach." 

Wesentlich schneller düste dagegen der Elektrorollstuhl über den Platz. In einem Forschungsprojekt der Fachhochschule Bielefeld wird versucht, den Fahrkomfort der elektronischen Hilfsmittel anhand von Dämpfungen zu verbessern, damit der Fahrer möglichst wenigen Schwingungen ausgesetzt ist. "Die Dämpfung funktioniert durch Magnete und ist im hinteren Teil des Rollstuhls eingebaut", erklärte Professor  Dr. Rolf Naumann. "Dieser Rollstuhl ist wirklich anders als die ganz normalen: Man kommt nicht nur schneller voran, sondern merkt auch kaum die Huckel", berichtete die elfjährige Jule Felsch.

Das Schülerinnen- und Schülerlabor "experiMINT" der FH Bielefeld baute nebenan gemeinsam mit Kindern eigene Bumerangs. Dabei konnten sich die kleinen Handwerker zwischen fünf verschiedenen Formen entscheiden - von leicht bis super schwer. Karl Ochmann werkelte über eine Stunde eifrig an seinem Flugobjekt, doch auf der Zielgeraden der Schock: Durchbruch. "Ich wollte ihn umspannen und dabei bin ich mit dem Ellenbogen dagegen gekommen", erklärte der Elfjährige geknickt. Doch zum Glück war Student Gerret Gorholt mit der Elektrosäge zur Stelle und schnell war ein neuer Bumerang ausgeschnitten. Denn: bei einem Totalschaden wird den Kids ausnahmsweise auch mal etwas mehr unter die Arme gegriffen.

Kniffeliger ging es dagegen bereits am Montag im Schülerlabor experiMINT zu. Beim Workshop "Mindstorms meets Smartphone" konnten Schüler mit ihren Eltern zunächst aus Lego einen Roboter bauen und diesen schließlich zum Leben erwecken. Dafür wurde eine App anhand von fertigen Bausteinen programmiert. Mit Hilfe eines Tablets oder des eigenen Smartphones konnten die Roboter so vorwärts, rückwärts, nach rechts und nach links gesteuert werden. Am Ende mussten alle jungen Teilnehmer mit ihren kleinen Robotern die Mindstorm Challenge, einen Parcours mit Hindernissen, Slalom und einer Wippe, bestehen. "Der Workshop war schnell ausgebucht. Es besteht immer ein großes Interesse, wenn es um Smartphones und Apps geht", berichtete Kursleiterin Yana Hilbig vom Schülerinnen- und Schülerlabor experiMINT. Die Kombination aus Lego und Computern hatte auch Richard Krueger und seinen Vater Matthias angelockt. Zwar mussten sie etwas tüfteln, bis ihr Roboter fahrtüchtig war, aber beiden "hat es sehr viel Spaß gemacht."

Für Kurzentschlossene gibt es noch wenige freie Plätze in der letzten Veranstaltung der Fachhochschule Bielefeld im Rahmen der GENIALE: am Freitag, 15. August, findet der Tanzworkshop "MOTS - Moderner Tanz" statt. Tanzbegeisterte oder Tanzeinsteiger von sechs bis 99 Jahren erstellen und erlernen hier eigene kurze Choreographien. Die Ergebnisse werden anschließend auf dem Jahnplatz präsentiert.