17.04.2014

Kinder psychisch kranker Eltern unterstützen

Studie des InBVG gibt Empfehlungen für Patenprogramm des Kinderschutzbundes Osnabrück.

Bielefeld (fhb). Kinder sollen unbeschwert aufwachsen können. Deshalb bietet der Deutsche Kinderschutzbund Osnabrück seit 2012 ein Patenprogramm, das ehrenamtliche Privatpersonen an Familien vermittelt, in denen die Eltern wegen psychischer Probleme die Erziehung nicht mehr leisten können. Die Patinnen und Paten bieten den Kindern Normalität im Alltag, feste Strukturen und Verlässlichkeit, so dass sie sich normal und unbeschwert entwickeln können. Über ein Jahr hat das Institut für Bildungs- und Versorgungsforschung (InBVG) der Fachhochschule Bielefeld eine Studie darüber geführt, wie sich die Patenschaften auf die Kinder und Familien auswirken. Die Ergebnisse sind bei einer Abschlusspräsentation am 8. April dem Kinderschutzbund vorgestellt worden.

Es sei belegt, dass Kinder von psychisch kranken Eltern ein höheres Risiko hätten, selbst psychisch krank oder verhaltensauffällig zu werden. "Forschungen haben gezeigt, dass das Risiko für diese Kinder zwei bis drei Mal höher ist zu erkranken", sagt Projektleiterin Professorin Dr. Katja Makowsky, Vorsitzende des InBVG und Pflegewissenschaftlerin. Etwa die Hälfte aller Kinder, die in einer Kinder- oder Jugendpsychiatrie behandelt wird, hätte mindestens ein psychisch krankes Elternteil. Wenn beide Elternteile an einer Depression leiden, liege die Wahrscheinlichkeit der Kinder, selber einmal in ihrem Leben depressiv zu werden, bei 70 Prozent.

Um diesen Kindern einen geordneten Alltag bieten zu können, gibt es beim Osnabrücker Kinderschutzbund das Patenprogramm für Kinder zwischen drei und 18 Jahren. Es unterstützt die Eltern, indem sie durch die Patinnen und Paten verlässlich entlastet werden. Allein die Gewissheit, dass die Kinder regelmäßig gut betreut sind, beeinflusse den Verlauf der elterlichen Krankheit. Die Kinder verbringen regelmäßig Zeit mit ihren Paten - oft an den Nachmittagen, teilweise verbringen die Kinder ganze Wochenenden bei den ehrenamtlichen Helfern. Als Paten kommen ausschließlich Erwachsene in Frage. Sie müssen bereit sein, sich auf Ihre Eignung als Pate prüfen zu lassen und an einer Patenschulung teilnehmen. Während der Zeit als Pate werden sie ständig professionell vom Kinderschutzbund begleitet und unterstützt.
Sie helfen den Kindern dabei ihre Ängste und Unsicherheiten in Bezug auf die Erkrankung der Eltern abzubauen. Zudem stehen sie den Kindern in schwierigen Krankheitsphasen als Ansprechpartner zur Seite. "Zwar sind Kinder psychisch kranker Eltern besonders anfällig für Verhaltensauffälligkeiten, aber Studien zeigen, dass sie vor allem dann nicht krank werden, wenn sie Rückhalt durch Personen außerhalb der Familie bekommen, wie im Fall der Patinnen und Paten", so Makowsky.

Hier setzt das Forschungsprojekt des InBVG an. Die Studie hat das Ziel, das Patenschaftsprogramm hinsichtlich seiner Auswirkungen zu untersuchen. Durch persönliche Interviews mit den Familien, den Patinnen und Paten sowie den Beteiligten des Kinderschutzbundes, haben Professorin Makowsky und ihre Mitarbeiterin Sabine Roebers unterschiedliche Erfahrungen zusammengetragen und ausgewertet. So konnten sie dem Kinderschutzbund jetzt Empfehlungen an die Hand geben, wodurch die Patenschaften zukünftig noch erfolgreicher sind. "Wir können sagen, dass im Vorfeld genau geklärt werden muss, welche Motivation und Vorstellungen es seitens der Paten sowie der Familien gibt, an diesem Programm mitzumachen. Außerdem müssen Unsicherheiten und Vorurteile abgebaut werden. Auch eine strukturierte Öffentlichkeitsarbeit und gute Vernetzung mit anderen Angeboten für Kinder psychisch kranker Eltern sind wichtig", sagt Professorin Makowsky
Im Abschlussbericht der Studie heißt es weiter: "Patenschaften sind nicht per se für alle Kinder psychisch kranker Eltern geeignet und können nur positive Auswirkungen haben, wenn alle Beteiligten die Begleitung akzeptieren und unterstützen." Das Wichtigste bei der Patenschaft seien Vertrauen und Sympathie.