17.10.2014

Marke ist wichtiger als die Kleidung

FH-Professoren sprechen über Modefotografie.

Bielefeld (fhb). Die Bielefelder Modefotografie war das Thema des Künstlergesprächs im Rahmen der Fotoausstellung »Die Bielefelder Schule - Fotokunst im Kontext« am Donnerstag, 16. Oktober, in der Alten Stadtbibliothek. Drei aktuelle und ehemalige Professoren der Fachhochschule Bielefeld tauschten sich aus: Dr. Anna Zika, Professorin für Theorie der Gestaltung, sprach mit Karl Martin Holzhäuser, ehemaliger Professor für Fotodesign, und Willemina Hoenderken, Professorin für Mode-Design und Mode-Grafik. Hoenderken und Holzhäuser taten sich  Anfang der 1990er Jahre zusammen und riefen das Schwerpunktseminar Modefotografie an der FH Bielefeld ins Leben. »Wir waren damals deutschlandweit die einzige Hochschule, an der sowohl die Fotografie als auch Mode studiert werden konnte. So kam der Entschluss, beide Bereiche zusammenzubringen«, erklärte Holzhäuser.

Damals war die Modefotografie noch durch eine gewisse Utopie gekennzeichnet: »Ich wollte nie die Wirklichkeit abbilden, sondern immer alles neu erfinden, sozusagen eine inszenierte Wirklichkeit erschaffen. Dafür war die Werbe- und Modefotografie zu der Zeit der perfekte Ansatz«, berichtete Holzhäuser. Doch die Modefotografie unterlag in den letzten 20 Jahren einem Wandel, weg von der glamourösen Inszenierung in Studios hin zu Schnappschüssen und digitaler Bildverfremdung. »Diese Laienhaftigkeit zu erreichen ist für Fotografen harte Arbeit«, verriet Karl Martin Holzhäuser. Heute werde zudem statt der Mode in den Bildern eine Stimmung aufgezeigt und mehr auf die Marke aufmerksam gemacht, als auf die Kleidung. »Früher kaufte der Kunde ein Kleid oder eine Hose, heute kaufen wir ein Lebensgefühl. Das ging teilweise so weit, dass auf Modefotos gar keine Kleidung mehr gezeigt wurde«, fasste Hoenderken zusammen. Und Holzhäuser ergänzte: »Daran sieht man, dass die Marke heute so wichtig geworden ist, wahrscheinlich wichtiger als die Kleidung oder die Mode an sich.«

Dass die Modefotografie gesellschaftliche Entwicklungen und Trend widerspiegelt, ist für Anna Zika deutlich erkennbar: »Sie ist ein soziales Phänomen, das viel über unsere Gesellschaft aussagt: die so genannten Selfies sind ein Indiz dafür, dass jeder danach trachtet, Teil eines selbsterlebten Modebilds zu werden.«