27.04.2015

„Menschen und Maschinen sind Partner“

Konferenz der FH Bielefeld über Industrie 4.0 und ihre Auswirkungen auf die Arbeitswelt.

Bielefeld (fhb). Die Verschmelzung von digitaler und realer Welt schreitet immer mehr voran - nicht nur im Privaten. Auch die Industrie wird sich in den nächsten Jahren immer weiter digitalisieren und automatisieren. Hierfür wurde der Begriff "Industrie 4.0", als Anlehnung einer vierten industriellen Revolution geschaffen. Der Industrie 4.0 widmete sich die Konferenz "Wissen, Ideen, Innovationen" der Fachhochschule (FH) Bielefeld am 27. April 2015. Besonders über die Auswirkungen auf die Arbeitswelt tauschten sich Wissenschaft und Wirtschaft im Zentrum für interdisziplinäre Forschung (ZiF) aus.

"Diese Konferenz betrachtet nicht nur die Maschinen, sondern auch den Mensch mit all seinen Ängsten" sagte Professor Dr. Uwe Rössler, Dekan des Fachbereichs Wirtschaft und Gesundheit der FH Bielefeld, in seiner Begrüßung. Denn die Industrie 4.0 berge Gefahren und Probleme, wenn man die Konsequenzen für die Arbeitswelt, Beschäftigte und Management nicht berücksichtige. "Ein wichtiges Thema für die Zukunft."

Anschließend eröffnete die Organisatorin der Konferenz und Professorin für Betriebswirtschaftslehre an der FH Bielefeld, Professorin Dr. Swetlana Franken, die Vortragsreihe. "Wie jede Medaille, hat auch die Industrie 4.0 zwei Seiten: die Chancen, aber auch neue Herausforderungen", erklärte Franken.  Es gebe noch viel Potential, die Digitalisierung auszuschöpfen und die Industrie 4.0 sei ein Zukunftsprojekt bis 2025 oder darüber hinaus. "Die Grenzen von Unternehmen werden verschwimmen, weil durch intelligente Steuerungen Zulieferer und Kunden mit einbezogen werden können", prognostizierte Franken. Eine veränderte Produktion bewirke eine Stärkung des Produktionsstandortes Deutschland, die Steigerung der Arbeitsproduktivität und neue Produkte und Geschäftsmodelle. Sie bringe aber auch die Risiken hoher Investitionen, des Datenschutzes und des möglichen Verlustes von Arbeitsplätzen. Das Horrorszenario einer menschenleeren Fabrik sieht Franken jedoch nicht: "Menschen und Maschinen sind Partner, keine Konkurrenten." Es würden sich allerdings die Anforderungen an die Beschäftigten verändern. Überblickwissen und digitale Kompetenz seien zukünftig genauso wichtig wie die interdisziplinäre Kommunikation, das Selbstmanagement oder die lebenslange Lernfähigkeit. "Damit sind neue Managementkonzepte notwendig", resümierte Franken. 

Über die Intelligenten Technischen Systeme in der Produktion sprach Arno Kühn, Gruppenleiter am Fraunhofer-Institut für Produktionstechnologie. Außerdem ist er Koordinator im Spitzenzcluster it's OWL, einem von 15 deutschlandweiten, vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördertem Spitzencluster und dem einzigen zur Produktionstechnik. "Damit ist Ostwestfalen-Lippe bei der Industrie 4.0  ganz vorne mit dabei", sagte Kühn.

Dr. Rolf Franken, Professor für Unternehmensführung an der FH Köln, gab einen Einblick in die Managementaufgaben in der Industrie 4.0. Starre Strukturen müssten aufgelöst und eine Flexibilisierung der Produktion hin zur Erfüllung individueller Kundenwünsche geschaffen werden, so Franken.

Einen Einblick auf die Industrie 4.0 aus arbeits- und industriesoziologischer Sicht, für ihn "ein sehr offener Entwicklungsprozess",  gab Dr. Peter Ittermann, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Technischen Universität (TU) Dortmund. 

Nachmittags warf Kirsten Weisner, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Produktionssysteme der TU Dortmund, den Blick auf den Menschen innerhalb der Industrie 4.0.  Es werde eine "strukturelle Veränderung in der operativen Gestaltung von Arbeitssystemen" geben. Neben sich verändernden Führungs- und Steuerungsformen würden auch andere Arten der Arbeitsgestaltung, der Arbeitsorganisation und eine wachsende technische Unterstützung in den Fokus rücken.

Abschließend stellte Christiane Schäfers-Hansch, Leiterin der Personalentwicklung der Weidmüller Gruppe, die neuen Herausforderungen in der Personalentwicklung vor, die innerhalb der Weidmüller Gruppe anhand von Workshops und Untersuchungen ermittelt wurden.