26.09.2013

Schmelzwärmefahrzeug gewinnt die „Ferchau-Challenge 3.0“

5.000 Euro für fünf Master-Studenten der Elektrotechnik, die mit einem regenerativen Konzept überzeugen.

Bielefeld (fhb). Das "Innovative" war das entscheidende Kriterium, das die Jury überzeugte. Und damit ging der 1. Preis im bundesweit ausgeschriebenen Wettbewerb "Ferchau-Challenge 3.0" jetzt an die Fachhochschule Bielefeld.

Am Fachbereich Ingenieurwissenschaften und Mathematik (IuM) sind die fünf Tüftler eingeschrieben, die sich das Preisgeld von 5.000 Euro teilen dürfen: Cornelius Armbruster, er war Teamleiter, Sebastian Winter, Julian Münstermann, Johannes Zwartscholten und Felix Hartke. Sie alle studieren im Masterstudiengang Elektrotechnik und absolvierten zuvor den Bachelor Regenerative Energien. Von Professorin Dr. Sonja Schöning, deren Spezialdisziplin die Technische Nutzung regenerativer Energien ist, kam der Anstoß, am Ferchau-Wettbewerb teilzunehmen. "Schmelzwärmefahrzeug" nennen die Studenten ihren jetzt preisgekrönten Prototypen. Schöning, die die Studenten auch betreute: "Die Teamarbeit hat hier perfekt funktioniert."

In Bielefeld seit April durchdacht und entwickelt, fernab der Heimat in der Toskana drei Tage lang am Wochenende Mitte September präsentiert. 1.000 Euro Projektgeld stand zur Verfügung. Low-Budget als Anreiz. Aber auch Bedenken. Cornelius Armbruster vor Ort in der Toskana: "Als wir gesehen haben, was die anderen da hinstellten, wollten wir eigentlich schon wieder zurückfahren." Die Konkurrenz, unter anderem aus Berlin, Bochum, Leipzig und Wiesbaden, schien übermächtig. Doch es ging nicht nur um Äußerlichkeiten, sondern vor allem um das Eingemachte, sprich den Inhalt. Hier glänzte das IuM-Produkt. Von der Energiegewinnung mit Hilfe eines Parabolspiegels über die Speicherung der Solarwärme direkt in einem Latentwärmespeicher wurden sämtliche Schritte alternativ durchdacht. Armbruster: "Als Speichermedium haben wir uns zum Beispiel für handelsüblichen Zucker entschieden, weil er beinahe überall verfügbar und kostengünstig ist und zudem regenerativ angebaut wird."

Der Wärmespeicher besteht aus einem Kupferkasten mit zwei thermischen Be- und Entladeflächen. Der Innenraum des Kastens wird durch mehrere dicke Kupferlamellen durchzogen, wodurch ein schneller Wärmetransport im Speichermedium gewährleistet wird. Die thermische Energie des Wärmespeichers wird dann durch thermoelektrische Generatoren in elektrische Energie umgewandelt. Die Generatoren haben die Studenten von einem amerikanischen Hersteller erstanden. Eines der wenigen Produkte, das nicht selbst entwickelt wurde.

Die zwei mit 66 Zentimeter-Durchmesser recht großen Räder geben dem Fahrzeug "eine ideale Wendigkeit und ein sehr gutes Fahrverhalten", so Armbruster. Die Räder können entweder mit Ketten oder durch Keilriemen von zwei Gleichstrommotoren angetrieben werden. Um ein Überschlagen es Fahrzeugs beim Start oder unterwegs zu verhindern, wurde ein zusätzliches Stützrad angebracht. Das Fahrgestell und viele Konstruktionsteile wurden aus Altmetall hergestellt, der Kühlradiator, die Räder und die Fahrzeugverkleidung sind recycelte Komponenten.  

Das Schmelzwärmefahrzeug meisterte den Wettbewerbs-Parcours in der Toskana souverän. 400 Meter musste das Fahrzeug zurücklegen, was zentimetergenau klappte. Auch der künstlich erzeugte Gegenwind konnte dem Gefährt nichts anhaben. Und das geforderte Slalomfahren ist wohl eh eine seiner Spezialdisziplinen. Die Steigung von 15 Prozent konnte das Automobil allerdings mangels Energie nicht mehr wie vorgeschrieben bewältigen. Doch die Entscheidung der Jury mit Vertretern der Fraunhofer Gesellschaft, des VDI, des Studentenmagazins UNICUM und der Firma Ferchau stand fest: Platz 1. für die FH Bielefeld. Professorin Schöning: "Das Fahrzeug ist in der Tat technisch sehr anspruchsvoll. Unsere Studenten haben hervorragende Arbeit abgeliefert."

Julia Römermann, die bei Ferchau in Bielefeld für die Nachwuchswerbung zuständig ist, zeigt sich gleichfalls begeistert von den fünf Masterstudenten und würde sie gerne im Unternehmen unterbringen. Sie ist davon überzeugt, dass junge  Ingenieurinnen und Ingenieure mit innovativen Ideen bei der Umsetzung regenerativer Konzepte sich keine Sorgen um einen Arbeitsplatz machen müssen. Und Professorin Dr. Sonja Schöning weiß: "Wir qualifizieren für den Arbeitsmarkt von morgen."