22.12.2014

Migration und Menschenrechte in Mexiko

Studierende des Fachbereichs Sozialwesen auf Exkursion: kulturelle, soziale und politische Lebenswelten

Bielefeld (fhb). Zehn Studierende unter der Leitung von Prof. Cornelia Giebeler haben soziale und politische Verhältnisse von Migration, die Zukunft der Jugend und die weltweiten Zusammenhänge von Drogenkartellen, Staat und Menschenrechten in Mexiko untersucht. Sarah Wollweber, Marie Brückmann, Lisa-Marie Rüther, Yannik Simon, Kristina Roth , Benjamin Dennis Hauck, Josephine Jerke, Chantal Jurczik, Ann-Cathrin Debora Mildner und Elena Richard waren vom 6. Oktober bis zum 22. November in Mexico-Stadt und Oaxaca, um sich mit den Verhältnissen in Mexiko im internationalen Vergleich zu befassen und so ihren Blick auf globale Verhältnisse sozialer Ungleichheitsstrukturierung zu schärfen. "Darüber hinaus ging es aber auch um die Beschäftigung mit vorkolonialer Kultur und dekolonisierenden Praxen. Die Studierenden des Masterstudiengangs Angewandte Sozialwissenschaften, der Bachelorstudiengänge Pädagogik der Kindheit und Soziale Arbeit sind alle im Studienverlauf mit auch kritischen Auseinandersetzungen zu den internationale Gültigkeit beanspruchenden Menschenrechten befasst", so Professorin Giebeler, die am Fachbereich Sozialwesen eine Professur für sozial- und erziehungswissenschaftliche Theorien und Methoden vertritt. Die Studierenden schilderten jetzt ihre Erlebnisse im Rahmen eines Informationsabends.

Anlass der Reise war der Besuch des Ständigen Völkertribunals. Das Tribunal ist eine von staatlichen Instanzen unabhängige, international tätige Institution, die Sachverhalte untersucht, bei denen es um Menschenrechtsverletzungen oder Verletzungen der Rechte von Völkern geht. Es gibt keinen festen Ort der Sitzungen, Sanktionen kann das Tribunal nicht aussprechen. Vom 8. bis zum 10. November konnten die Studierenden an einer dreitägigen Jugendanhörung des Ständigen Völkertribunals in Mexiko-Stadt teilnehmen. Thematisiert wurden unter anderem der Ausschluss der Jugend aus Politik, die wirtschaftliche und körperliche Gewalt gegen junge Mexikaner sowie die sexuelle Gewalt gegen junge Frauen. Bei der folgenden Abschlussanhörung an der Nationalen Autonomen Universität in Mexiko-Stadt waren die zehn Studieren ebenfalls dabei.

Vom 16. bis 20. November reiste die Gruppe in die Herberge "Hermanos en el Camino" in Ixtepex. "Einige von uns haben dort auch ihr Praktikum während des Praxisprojekts Lebenswelten in Lateinamerika gemacht", sagte Kristian Roth.  Die Herberge liegt an den Bahngleisen des Güterzugs "La Bestia", der Mexiko von Süden bis in den Norden durchquert. Ihn nutzen viele Flüchtlinge aus Südamerika, meist aus Guatemala, Honduras und El Salvador, um illegal in die USA einzureisen. "Der Zug hat bereits viele Leben gekostet, deshalb heißt er La Bestia", erklärte Elena Richard. Die Herberge bietet den Flüchtlingen eine kostenlose Unterkunft. "Auch wir konnten dort umsonst wohnen, deshalb wollten wir etwas zurückgeben", sagte Kristina Roth. Gemeinsam haben die Studierenden eine Wand am Eingang der Herberge mit dessen Logo großflächig bemalt.

"Sowohl die Anhörung des Ständigen Völkertribunals als auch unser Aufenthalt insgesamt standen im Schatten der Geschehnisse von Ayotzinapa", berichtete Marie Brückmann. Am 26. September waren 43 Studierende der pädagogischen Hochschule in Ayotzinapa auf dem Weg zu einer Demonstration in Mexiko-Stadt verschleppt worden. Bis heute ist nicht geklärt, was mit ihnen passiert ist.

Während ihres Mexiko-Aufenthalts haben die Studierenden Interviews mit Aktivisten für Menschenrechte und Schülern einer autonomen Schule geführt. Sie haben zudem die Situation in Mexiko und die Anhörungen des Ständigen Völkertribunals gefilmt. Ihre Erlebnisse haben sie in einem täglichen Blog dokumentiert. "So haben wir uns und unser Tun jeden Tag selbst reflektiert. Das war sehr gut", sagte Chantal Jurczik.

Doch damit endet das Projekt nicht: Im kommenden Jahr werden die Studierenden gemeinsam mit Prof. Dr. Cornelia Giebeler eine Ausgabe der renommierten Zeitschrift "Informationsstelle Lateinamerika" mit ihren Eindrücken und Einschätzungen gestalten. Außerdem ist ein neuer Blog eingerichtet worden. Er berichtet nicht nur über Mexiko, sondern über die Lage in ganz Lateinamerika. "Durch die Flüchtlinge in der Herberge sind wir auch auf die Situation in Südamerika aufmerksam geworden. Das Thema bewegt uns und wir wollen es weiter mitgestalten", erklärte Chantal Jurczik.

Blog zur Exkursion