30.01.2014

„Werkschau“ am 1. und 2. Februar mit über 50 Exponaten aus Grafik, Mode und Foto

Im Katalog zur "Werkschau" geht es auch um die Frage: Bildung oder Ausbildung?

Bielefeld (fhb). Eingeladen wird wieder einmal. Und zu sehen gibt es Bemerkenswertes an diesem Wochenende: "Werkschau" haben die zum jetzt ausklingenden Wintersemester Absolvierenden des Fachbereichs Gestaltung ihre gemeinsame Präsentation überschrieben. 52 Bachelor- und fünf Master-Arbeiten aus Grafik, Mode und Fotografie. Da lohnt sich ein längeres Verweilen an der Lampingstraße, dort, wo die Gestalter der FH Bielefeld zu Hause sind. 

Im reichlich und schön bebilderten, fast einhundert Seiten starken Katalog zur Ausstellung (Auflage: 500) wirft das verantwortliche Werkschau-Team die Frage auf: "Was macht eigentlich professionelle Gestaltung aus?" Und benennt die eigene, studentische Konfliktsituation: "Man arbeitet mit dem Status eines Amateurs, der gestalterische Lösungen in Betracht ziehen kann, die in der Arbeitswelt in den meisten Fällen nicht möglich sind." Theorie und Praxis miteinander verbinden und die künstlerischen Freiräume angesichts wirtschaftlicher Notwendigkeiten richtig ausloten: ein keineswegs neues, ein grundsätzliches Spannungsfeld in der (freiberuflichen) Gestalterwelt. "Die Absolventen stehen vor einem Wandel, einem Punkt, an dem sie aus dem Experimentierraum in eine professionelle Umwelt geraten. Die Werkschau bildet dabei eine Schnittstelle zwischen diesen beiden Stationen. Zum Schluss stellt sich die Frage: Wie professionell bin ich selbst?", schreibt das Werkschau-Team, dem die Studierenden Fabian Bremser, Sina Johannwiemann, Erkin Karamemet und Martin Major angehören.

Prof. Roman Bezjak, der Dekan des Fachbereichs Gestaltung, stellt eingangs des Katalogs die "Leitfrage" des Werkschau-Teams, ob man nach dem Bachelor oder Master ein Profi auf seinem Fachgebiet sei, unter die provokante Überschrift: "Berufsschule oder Elfenbeinturm". Er beschreibt den Konflikt: "Wie viel zielgerichtete Hinführung auf den Markt soll oder darf es während des Studiums geben und wie viel spielerischer Freiraum muss eine Hochschule bieten?" Bildung oder Ausbildung. Klar sei, dass die Praxis nicht auf Profis warte, "die hat sie bereits". Vielmehr suche die Praxis junge Leute, die das Potenzial haben, sie zu verändern. Bezjak: "Die Suche richtet sich auf die Eigenart und das Anderssein, die jede Generation von Gestaltern mit sich bringt."

Der Zustand der Praxis allerdings sei an einer Hochschule nicht zu simulieren. Selbst Projekte mit der Wirtschaft "bleiben Projekte im Schutzraum der Schule", meint der Dekan und fasst sein Selbstverständnis akademischer Gestaltungslehre so zusammen: "Das Studium ist eine Suche, keine Festlegung a priori, aber eine Entschiedenheit zum Ende hin, denn neben künstlerischer Ambition und kritischer Reflexion muss sich die praktische Handlungsfähigkeit gesellen. Ohne sie wird man nie Profi."

Was die Studierenden mit ihren Abschlussarbeiten letztendlich gefunden haben, kann sich sehen lassen. Für ihre Arbeiten waren sie oftmals mehrere Wochen im Ausland unterwegs, recherchierten Literatur, machten sich mit unterschiedlichen kulturellen Gepflogenheiten vertraut, blickten sowohl gesellschaftskritisch als auch höchst künstlerisch ambitioniert in die Welt und ins Private. Es gibt unter anderem zu sehen: ein illustriertes Buch

über Tee, eine Fotoreportage über Menschenrechtsverletzungen durch multinationale Minenunternehmen, einen "Selbstfindungstrip", Porträt und Mode, Baum im Glas, die Illustration einer erotischen Erzählung, ein Magazin für Balkonkultur, eine Ausstellung zum Thema Alzheimer, eine filmische Untersuchung des Heimatbegriffs Schlesien. Und, und, und…

Drei Tage lang soll der Fachbereich Ausstellungs- und Kommunikationsraum für Studierende, Studieninteressierte, Lehrende, Gestalterinnen und Gestalter, Freunde und Verwandte werden. Die an Gestaltung interessierte Öffentlichkeit sei natürlich auch herzlich eingeladen, sagt Dekan Prof. Roman Bezjak und gibt zugleich Studieninteressierten eine Entscheidungshilfe: "Man ist auf viel Eigeninitiative und ein klein wenig Obsession angewiesen, wenn man Gestaltung erfolgreich studierten will."   

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"Werkschau"-Termine:
Die traditionelle Werkschau-Party ist am 31. Januar ab 23 Uhr im Nr. z. P. in der Große-Kurfürsten-Straße 81.

Vernissage:
Freitag, den 31. Januar 2014, ab 18 Uhr

Öffnungszeiten:
Samstag, den 01. Februar 2014, 11-18 Uhr
Sonntag, den 02. Februar 2014, 11-17 Uhr

Ort:
Fachhochschule Bielefeld, Fachbereich Gestaltung
Lampingstraße 3 - Bielefeld