01.12.2014

Dringend gesucht: Lehrer für technische Fächer an Berufskollegs

Am Fachbereich IuM startet das Kooperationsprojekt "Edu-Tech Net OWL".

Bielefeld (fhb). Dringend gesucht: Lehrer für technische Fächer an Berufskollegs. Am Fachbereich Ingenieurwissenschaften und Mathematik - IuM - der FH Bielefeld ist deshalb jetzt das Kooperationsprojekt "Edu-Tech Net OWL" gestartet. Ziel des Projektes ist es, Absolventinnen und Absolventen der Bachelor-Studiengänge Maschinenbau und Elektrotechnik für ein weiterführendes Lehramtsstudium zum "Master of Education" an der Universität Paderborn zu gewinnen, der für das Lehramt an Berufskollegs qualifiziert.

"Wir erwarten breite fachliche Kenntnisse, möglichst auch auf Facharbeiterniveau und gerne mit dualer Ausbildung", sagt Eberhard Bolte, der Leiter des Bielefelder Carl-Severing-Berufskollegs für Metall- und Elektrotechnik. Im Rahmen einer Informationsveranstaltung verdeutlicht er im Hörsaal der FH Bielefeld an der Wilhelm-Bertelsmann-Straße die Notlage an einem Beispiel: Rund 100 Lehrer der Maschinentechnik werden bis 2020 jährlich in Nordrhein-Westfalen aus dem Dienst ausscheiden. Im Jahr 2013 gab es in dieser Ausbildungssparte bis Ende August bei 117 Ausschreibungen nur 50 Einstellungen. Der Nachwuchs fehlt. Und deshalb gibt es "Edu-Tech Net OWL". Schulleiter Bolte: "Wir brauchen keine Spezialisten, wir suchen Kollegen, die Spaß haben, mit jungen Leuten umzugehen und die das richtige Verhältnis von Pragmatismus und theoretischem Wissen mitbringen." Und er ergänzt: "Ich empfehle ausdrücklich den Master-Studiengang."

An der Universität Paderborn wird der Studiengang "Master of Education" angeboten, und wie Namensvetter Andreas Bolte vom PLAZ der Uni Paderborn hervorhebt, ist dieser viersemestrige Studiengang exakt auf die Interessen und Fähigkeiten der FH-Absolventen abgestimmt. Andreas Bolte: "Ihre technischen Kenntnisse werden ergänzt, indem wir lehramtsspezifische Angebote ins Studium integrieren." Mit dem Master-Abschluss geht es dann, so das Konzept, in den 18-monatigen Vorbereitungsdienst, der mit dem Staatsexamen abgeschlossen wird. Zulassungsbeschränkungen zum Studium gibt es nicht.

Das Konzept macht zumindest neugierig. Die Edu-Tech-Informationsveranstaltung am Fachbereich jedenfalls ist gut besucht. Voller Hörsaal, geschätzte 100 Interessierte mit technisch-naturwissenschaftlichem Hintergrund. Dr. Daniel Gembris vom IuM, er koordiniert die Edu-Tech-Aktivitäten, hat Fragebögen verteilt und kann anschließend feststellen, dass sich 60 Studierende in eine Liste eingetragen haben, um weitere Infos zu erhalten, "und 13 von ihnen ziehen das Master-Studium schon jetzt in Erwägung", so Gembris.

Schulleiter Eberhard Bolte verdeutlicht auch, warum die Edu-Tech-Master-Variante gegenüber einem Quer- oder Seiteneinstieg in den Lehrerberuf die bessere Alternative ist. Wer ohne Pädagogik- und Didaktikerfahrung ans Berufskolleg kommt, muss nicht nur - bei geringer Stundenreduzierung - unterrichten, sondern zugleich an einer berufsbegleitenden Weiterqualifizierung teilnehmen. Eberhard Bolte: "Wir haben viele Beispiele dafür, dass das nicht klappt, weil der Arbeitsaufwand gewaltig ist."

Prof. Dr. Jörn Loviscach leitet das Edu-Tech-Projekt am Fachbereich. Er sieht im Master-Angebot "eine zusätzliche Berufsperspektive für unsere Absolventen eröffnet, als Alternative zur klassischen Tätigkeit des Ingenieurs". Und mit der Qualifikation zum Lehrer erschließe man sich zudem Kompetenzen, so Loviscach, die auch außerhalb der Schule gesucht werden, etwa in der betrieblichen Fort- und Weiterbildung.

Berufsschullehrer Dipl.-Ing. Uwe Kell hat diesen Karriereweg gewählt. Er empfiehlt den Studierenden: "Weiterbildung wird immer ein Thema sein. Wer Spaß an der Vermittlung von technischem Wissen hat, wird nicht nur an den Schulen berufliche Angebote vorfinden."

IuM-Dekan Prof. Dr. Lothar Budde stellt fest: "Wir haben jetzt die Möglichkeit, Wahlmodule wie Bildungswissenschaft, Berufspädagogik und Fachdidaktik in unsere technischen Studiengänge aufzunehmen. Besonders freut es mich, dass wir für das Thema der Bildungspädagogik die Kollegin Prof. Dr. Ulrike Weyland aus dem Fachbereich Wirtschaft und Gesundheit gewinnen konnten, die uns hier bei der Konzeption der Angebote unterstützten wird. Ich hoffe, dass möglichst viele Studierende das Angebot nutzen. Grundsätzlich stehen diese Wahlangebote allen Studierenden offen."

Das Projekt "Edu-Tech Net OWL" wird vom NRW-Wissenschaftsministerium gefördert. Beteiligt sind fünf Hochschulen: die Universität Paderborn, die FH Bielefeld, die FH Südwestfalen, die Hochschule OWL und die Hochschule Hamm-Lippstadt. Weitere Partner sind die Bezirksregierung Detmold, die Berufskollegs und verschiedene Bildungspartner und Initiativen der Region, zum Beispiel die Regionalagentur OWL, die Ostwestfalen-Lippe GmbH, das Kompetenzzentrum Technik, Diversity, Chancengleichheit, OWL Maschinenbau und it´s owl.

Kontakt: daniel.gembris@fh-bielefeld.de