13.10.2011

„Notfallverbund der Archive und Bibliotheken in Bielefeld“ gegründet

FH macht mit: Sieben Partner kümmern sich um den Schutz von Kulturgut.

Bielefeld (fhb). Der Einsturz des Historischen Archivs der Stadt Köln im März 2009 und der Brand der Herzogin Anna Amalia Bibliothek in Weimar im September 2004 haben die Gefährdung und den Schutz von Kulturgut nachdrücklich in den Fokus der Gesellschaft gerückt. Schadensereignisse hatte es vorher bereits beim Elbhochwasser 2002 und auf lokaler Ebene gegeben, ohne dass diese von den Medien und der Öffentlichkeit nachhaltig registriert wurden.

Mit der Bildung von Notfallverbünden reagiert seit einiger Zeit die archivisch-bibliothekarische Fachwelt auf die jüngsten Ereignisse und auf die Herausforderung des Kulturgutschutzes überhaupt. Im Rathaus der Stadt Bielefeld wurde gestern eine Vereinbarung von sieben Partnern unterzeichnet, die sich im Notfall abstimmen und gemeinsam vorgehen wollen. Die Partner sind die Evangelische Landeskirche von Westfalen, das Evangelische Johanneswerk, die Fachhochschule Bielefeld, die Stadt Bielefeld, die Stadtwerke Bielefeld, die Universität Bielefeld und die v. Bodelschwinghschen Stiftungen.

Mit der Unterzeichnung dieser Vereinbarung „Notfallverbund der Archive und Bibliotheken in Bielefeld“ gehen die Träger für insgesamt sechs Archive und vier Bibliotheken eine Verpflichtung ein, die die gegenseitige Unterstützung in Notfällen regelt. Primär optimiert und professionalisiert die Vereinbarung die Rahmenbedingungen für Hilfeleistungen, „die hoffentlich niemals benötigt werden“, so Bielefelds Oberbürgermeister Pit Clausen anlässlich der Unterzeichnung. Um jedoch im etwaigen Großschadensfall und auch bei kleineren Schadensereignissen umgehend und angemessen reagieren zu können, sind Versicherungs- und Haftungsfragen und weitere Verfahrensschritte abschließend geklärt worden.

Die Federführung der Arbeitsgruppe „Notfallverbund“ liegt beim Stadtarchiv Bielefeld unter der Leitung von Dr. Jochen Rath, die Stellvertretung übernimmt Dr. Sabine Rahmsdorf von der Universitätsbibliothek. Der Notfallverbund kann auf Basis der geschlossenen Vereinbarung erweitert werden

Insgesamt bewahren die teilnehmenden Einrichtungen rund 3 Millionen Printmedien auf, mehr als 90.000 Audiovisuelle Medien, etwa 20.000 laufende Meter Akten, geschätzte 1.500 Urkunden, mehr als 110.000 Fotos, knapp 10.000 Plakate und nahezu 15.000 Karten.

Als präventive Schutzmaßnahmen sind der Abgleich von Notfallplänen und die Durchführung von regelmäßigen Berichten, Sitzungen und insbesondere Schulungen vereinbart worden. Im Schadensfall sollen, so die Vereinbarung, qualifizierte Hilfskräfte für die Bergung und Sicherung von Kulturgut bereitgestellt werden, und es soll für eine befristete Überlassung von Ausweichdepotflächen gesorgt werden.

Die kooperierenden Einrichtungen sind das Archiv der Stadtwerke Bielefeld, das Archiv des Evangelischen Johanneswerks, das Hauptarchiv der v. Bodelschwinghschen Stiftungen, das Landeskirchliche Archiv der Evangelischen Landeskirche von Westfalen, das Stadtarchiv und die Landesgeschichtliche Bibliothek Bielefeld sowie das Universitätsarchiv Bielefeld. Zudem sind folgende Bibliotheken mit dabei: die Bibliothek der Fachhochschule Bielefeld, die Bibliothek des Landeskirchenamtes für Westfalen, die Stadtbibliothek Bielefeld und Universitätsbibliothek Bielefeld.

Prof. Dr. Friedrich Biegler-König, Vizepräsident der FH Bielefeld, hielt im Rathaus fest: „Zur Bewältigung einer Notfallsituation werden viele Hände benötigt, mehr als eine einzelne Institution normalerweise aufbieten kann. Es ist arbeitsökonomisch sehr sinnvoll, Vorbereitungen für den Ernstfall gemeinsam anzugehen, wenn es Einrichtungen vor Ort gibt, die vor ähnlichen Herausforderungen stehen. Die Bildung einer solchen Partnerschaft ist ganz im Sinne der Fachhochschule.“