19.04.2018

Der Kundennutzen steht im Fokus

9. Transferforum Wirtschaftsinformatik an der FH Bielefeld beschäftigte sich mit der digitalen Transformation in den ostwestfälischen Familienunternehmen Claas und Miele.

Bielefeld (fhb). Einmal im Jahr kommen Wissenschaft und Praxis an der Fachhochschule (FH) Bielefeld zusammen, um sich über aktuelle Entwicklungen und Herausforderungen in der Wirtschaftsinformatik auszutauschen. Bereits zum neunten Mal veranstaltete die Fachgruppe Wirtschaftsinformatik am 18. April ihr Transferforum. Nach der Begrüßung durch Prof. Dr. Ulrich Schäfermeier, Vizepräsident für Studium und Lehre und selbst Professor der Fachrichtung, und Prof. Dr. Volker Wiemann, fachlicher Leiter des Transferforums Wirtschaftsinformatik, berichteten Bernhard Schuchert, Leiter Corporate IT bei Claas KGaA mbH, und Uwe Herold, Corporate Director Information Technology bei der Miele & Cie. KG, über Aktivitäten und Planungen der beiden ostwestfälischen Familienunternehmen.

Schuchert vom Landmaschinenhersteller Claas in Harsewinkel unterstrich gleich zu Beginn seines Vortrags, welche rasanten technischen Entwicklungen es in den letzten Jahrzehnten in der Landwirtschaft gegeben habe. Damit verbunden seien auch neue organisatorische und regulative Herausforderungen. So sei es für die Landwirte immer schwieriger qualifizierte Fahrer für die Landmaschinen zu finden oder die Dokumentations- und Nachweispflicht sei durch die Gesetzgeber so erweitert worden, dass „dies nur noch digital mit der Datenerhebung durch die Maschinen zu bewältigen ist“, so Schuchert. Zudem würden durch Bebauungen immer mehr Flächen versiegelt und das Ackerland nehme ab, aber die Weltbevölkerung und der damit verbundene Bedarf an Lebensmitteln wachse. Deshalb sei die Steigerung der Produktivität umso wichtiger. „Jedoch sind wir baulich bei den Maschinen im Hinblick auf die Straßenbreite am absoluten Limit, deshalb kann die Effizienz nur noch über die IT gesteigert werden“, so Schuchert. Gleichzeitig stehe bei Claas der Nutzer immer im Fokus aller Aktivitäten, so dass auch in hauseigene Programme und IT-Lösungen Maschinen anderer Hersteller integriert und die Daten zwischen den Konkurrenten ausgetauscht werden müssten, denn „kaum ein Landwirt kauft rein herstellertreu“, so Schuchert.

„Bei Miele geht die Digitalisierung über die vernetzen Haushaltsgeräte hinaus“, sagte Uwe Herold. Zwar lebe er in einem Versuchshaushalt und dieser Aspekt der Digitalisierung werde wichtig, jedoch legt der Hausgerätehersteller aus Gütersloh auch einen besonderen Fokus auf den direkten Kontakt zu den Endkunden. „Die Käufer der Produkte kennen wir ja eigentlich kaum, unsere Kunden sind bisher die Händler“, so Herold. Da diese dank des Onlinehandels bereits um die Hälfte reduziert sind und jedes Jahr, laut Herold, weitere zehn bis 15 Prozent bankrottgehen, werde der Kontakt zum Endkunden auch im Hinblick auf ein Feedback zu den Geräten wichtig. „Wir sehen die Digitalisierung als Chance auf den Kontakt zu den Kunden und nach unserem Motto – Immer besser – zu schauen, wo wir besser werden können“, so Herold. Wie der Kontakt zukünftig entstehen soll – über einen Club, eine App oder auf einem anderen Wege – sei noch nicht abschließend geklärt. Schon heute hätten die Endkunden aber den Anspruch, direkt mit dem Hersteller zu kommunizieren und einen qualifizierten Ansprechpartner bei Problemen oder zur Information zu haben.
Des Weiteren legt Herold großen Wert darauf, auch die Abläufe und Prozesse innerhalb des Unternehmens zu digitalisieren. Federführend sei dabei seine Abteilung, denn „die Informatiker müssen die Anwendungen und Prozesse am besten verstehen, denn sie schrauben ja an diesen herum“, so Herold.  

Aus der FH Bielefeld sprach Prof. Dr. Achim Schmidtmann über den menschlichen Faktor der IT-Sicherheit und die Professoren Dr. Hans Brandt-Pook und Dr. Peter Hartel berichteten über Neuigkeiten aus der Fachgruppe Wirtschaftsinformatik. So startet im kommenden Wintersemester der neue praxisintegrierte Studiengang „Wirtschaftsinformatik“ an der FH Bielefeld. Des Weiteren berichtete Brandt-Pook, dass zum zweiten Mal Studierende für den Masterstudiengang „Wirtschaftsinformatik“ angenommen wurden. „Fast Dreiviertel der Erstsemesterstudierenden haben ihren Bachelorabschluss nicht an der FH Bielefeld gemacht“, so Brandt-Pook. Das deute darauf hin, dass der Studiengang sich auch außerhalb der Hochschule einen guten Ruf erarbeitet habe, so Brandt-Pook

Unterstützt wurde die FH Bielefeld bei der Ausrichtung der Veranstaltung durch die Industrie- und Handelskammern Ostwestfalen und Lippe sowie durch „Voice - Bundesverband der IT-Anwender e.V.“.