22.02.2021

Nach der Schule ins heimische Physiklabor

58 Erstsemesterstudierende des Campus Gütersloh führten physikalische Experimente mit Unterstützung ihres Smartphones durch. Dem Ideenreichtum waren dabei keine Grenzen gesetzt. 

Das pandemiebedingt digital durchgeführte Wintersemester 2020/2021 war für viele Studierende eine Herausforderung. Die Erstsemester sind davon in besonderer Weise betroffen. „Sie studieren an einer Hochschule, die sie unter Umständen noch nicht einmal von innen gesehen haben“, weiß Vanessa Prott-Warner, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Campus Gütersloh der FH Bielefeld. Die Studierenden seien an den unterschiedlichsten Orten zu Hause und für einige sei es ein widersprüchliches Gefühl, Studentin oder Student zu sein, und dennoch im heimischen „Kinderzimmer“ am Schreibtisch zu sitzen. Die vom Team durchgeführten Studierendeninterviews zeigen dennoch eindeutig, dass die Onlinelehre gut funktioniert. „Abhilfe schafft neben dem Einsatzwillen der Studierenden auch der Ideenreichtum und das Engagement des Teams in Gütersloh“, erzählt Prott-Warner weiter. Das Physik Praktikum, durchgeführt von Dr. Lisa Teich, Lehrkraft für besondere Aufgaben am Campus GT, sei dabei nur ein Beispiel von vielen erfolgreichen Lehrformaten.

Die Erstsemester der praxisintegrierten Bachelorstudiengänge Mechatronik und Wirtschaftsingenieurwesen sollten dabei mit ihren Smartphones und den darin enthaltenen Sensoren verschiedene physikalische Experimente durchführen und diese in Form eines Kurzvideos dokumentieren. „Zur Unterstützung wurde die kostenfreie App „phyphox“ der RWTH-Aachen genutzt, die Experimente und Datenauslesung auf Hochschulniveau ermöglicht“, so Prott-Warner. Die Studierenden seien bei der Aufgabenumsetzung relativ frei gewesen, so dass in erster Linie Eigeninitiative gefragt war. „Und diese wurde tatkräftig genutzt“, bestärkt Praktikumsanleiterin Teich. Ein Student hat den Nachweis der Höhenformel per Drucksensor durch den Flug einer Drohne inklusive Smartphone auf 100 Höhenmeter ermittelt. In einem anderen Fall diente der umgedrehte Schreibtischstuhl zur Ermittlung der Beschleunigung. Die Dämpfung eines Federpendels wurde in Luft, Wasser und Öl gemessen. Das Trägheitsmoment eines Rennwagens wurde ermittelt, sowie Schwingungsmessungen per Gyroskop durchgeführt.  

„Verglichen mit dem Vor-Ort-Praktikum, wie wir es vor Corona durchgeführt haben, ergeben sich durch den Einsatz des Smartphones völlig neue Möglichkeiten. Die Herangehensweise ist völlig anders, der Output dabei aber keineswegs schlechter. Die Kompetenzen, die die Studierenden erworben haben, sind durchaus mit den Kompetenzen vergleichbar, die wir mit Präsenzpraktika vermitteln können“, berichtet Teich. Auch die Rückmeldungen der Studierenden seien durchweg positiv. So äußerte ein Teilnehmer im Feedback, dass seine Eigenständigkeit sowie sein Improvisationstalent durch das Praktikum gefördert wurden. Mit einem Augenzwinkern gab er an, dass sich ein richtiges „MacGyver-feeling“eingestellt habe. 

„Die Versuche, die teilweise sehr spielerisch aussehen, sind nichtsdestotrotz wissenschaftlich fundiert. Alle Versuche wurden in Form von Praktikumsberichten dokumentiert, um auch grundsätzlichen Themen des Praktikums, wie zum Beispiel dem wissenschaftlichen Schreiben, den Fehlerbetrachtungen und dem Visualisieren von Messwerten Rechnung zu tragen. Das Praktikum war aus meiner Sicht ein so großer Erfolg, dass wir einzelne Aspekte auch in Zukunft beibehalten werden, auch dann, wenn die Praktika wieder in Präsenz stattfinden. Es war eine tolle Erfahrung, den Prozess zu begleiten und die Studierenden bei der freien Versuchswahl und dem wirklich kreativen Einsatz von Alltagsmaterialien für die Versuche zu begleiten“, schließt Teich. (th)

  

Veranstaltungstipp für Studieninteressiert:
https://www.fh-bielefeld.de/hochschule/veranstaltungen/20-03-2021-infotag-campus-gt

Im Rahmen der „MINT.Ferien“ vom 29. bis zum 30. März gibt es die Möglichkeit digital und  unter Anleitung eine eigene 3D-Druck Konstruktion herzustellen. Anmeldung unter: https://www.fh-bielefeld.de/hochschule/veranstaltungen/29-03-2021-mintferien-campus-guetersloh


Hinweis: 
Studieninteressierte haben genau wie die Studierenden des Campus Güterslohs die Möglichkeit, an diversen Online-Veranstaltungen / -workshops teilzunehmen. Bei sogenannten Schnuppertagen zur Studienorientierung wird beispielsweise ebenfalls ein Workshop mit der App „Phyphox“ angeboten. Sollte Interesse an der Teilnahme oder Mitgestaltung eines individuellen Angebots bestehen, so wenden Sie sich bitte an die Ansprechpartnerin für die Koordinierung digitaler Angebote im Rahmen der Studienorientierung:

Vanessa Prott-Warner (vanessa.prott-warner@fh-bielefeld.de