Kinder.Bilder.Bücher - Geschlecht im Bilderbuch und kindliche Prozesse des (un)doing gender

(un-)doing gender, Kinderbuch, Elementarbereich, qualitative Kindheitsforschung

Fachhochschule Bielefeld
Fachbereich Sozialwesen      
Interaktion 1
33619 Bielefeld

Laufzeit
01.06.2019 – 31.12.2019 

Projektförderung
FH Bielefeld, interner Forschungsfonds für frauen- und geschlechterbezogene Forschung

Kurzbeschreibung

Bücher haben eine wesentliche Bedeutung für das Aufwachsen von Kindern. Sie sind eine wichtige Sozialisationsinstanz und bedeutsam für die Sprach- und Leseentwicklung, Kinder erweitern über das Medium Buch ihren Erfahrungshorizont, sie erfahren Unterstützung in der Bewältigung der eigenen Lebenssituation und ihnen wird explizites Wissen auf unterhaltsame Weise vermittelt. Doch Bücher vermitteln – häufig nur beiläufig – immer auch soziales Wissen. Sie vermitteln Wissen über die Funktionsweise dieser Gesellschaft, über ihre Selbstverständlichkeiten und ihre Hierarchien. Somit ist die Art und Weise, in der Geschlecht in Kinderbüchern präsentiert wird, bedeutsam für die kindliche Weltsicht. Doch Kinder übernehmen die Repräsentationen und Bilder nicht einfach - das Anschauen und Lesen von Büchern ist immer auch Anlass zur Aus- und Verhandlung des Gesehenen. In diesen Prozessen werden Kinder zu Co-Konstrukteur*innen ihrer Wirklichkeit, sie sind Akteur*innen in der Herstellung von Geschlecht, im Prozess des doing gender.

Im Rahmen des Forschungsvorhabens sollen gemeinsam mit vier- bis sechsjährigen Kindern Bücher angeschaut und gelesen werden, in denen nicht-stereotypisierende wie auch genderfluide Bilder und Geschichten entworfen und damit Freiräume eröffnet werden. Durch die Arbeit mit Büchern, die heteronormative Muster durchbrechen, sollen Impulse gesetzt werden, die ein Erkunden der Geschlechts- und Wirklichkeitskonstruktionen der Kinder wie auch der interaktiven Aushandlungsprozesse ermöglichen. Im Mittelpunkt steht die Frage, wie Kinder Geschlechterdarstellungen in Kinderbüchern wahrnehmen und verhandeln, insbesondere auch die Darstellungen in Kinderbüchern, die sich als gendernormenkritisch verstehen. Welche Gendernormen werden von den Kindern thematisiert? Welche Konstruktionen und Dekonstruktionen werden durch die Bilderbücher angeregt? Wie werden die Genderdarstellungen von den Kindern verhandelt?

Mit dem Projekt wird eine Forschungslücke geschlossen: vorliegende empirische Arbeiten fokussieren die Perspektiven von Fachkräften, die Kinder selbst kommen jedoch nur selten zu Wort, die kindliche Sicht wurde bislang wenig erhoben. Zugleich zielt das Projekt zugleich auf eine Stärkung der Genderkompetenz pädagogischer Fachkräfte, indem die Ergebnisse an die Ausbildung zukünftiger Kindheitspädagog*innen (im Rahmen des Studiengangs ‚Pädagogik der Kindheit’) zurückgebunden werden sollen.