20.12.2018

Bilder des Wohnens - der Forschungsschwerpunkt geht zu Ende 1/3

Nach dreijähriger Laufzeit endet der Forschungsschwerpunkt „Erkenntnisformen der Fotografie“ mit dem interdisziplinären Forschungsprojekt „Bilder des Wohnens. Architekturen im Bild“. Im Mai 2019 findet zum Abschluss das 37. Fotosymposium und eine große Ausstellung statt.

 von Alina Medvedeva und Morgane Overath

Im Dezember 2015 startete am Fachbereich Gestaltung der Forschungsschwerpunkt „Erkenntnisformen der Fotografie“ mit dem interdisziplinären Forschungsprojekt „Bilder des Wohnens. Architekturen im Bild“. Die Leitung hat Professorin Dr. Kirsten Wagner inne. Weitere Beteiligte am Projekt sind: Prof. Roman Bezjak als Vizesprecher, Prof. Axel Grünewald, die Doktorandin Marie-Christin Kajewski, Prof. Emanuel Raab, Prof. Suse Wiegand und Prof Dr. Anna Zika.


Auf künstlerisch-praktischer und theoretischer Ebene wurden in einzelnen Teilprojekten Fotografie und Bewegtbild als visuelle Medien betrachtet. Räume der Architektur und des Wohnens wurden nicht nur abgebildet, sondern im Sinne der Inszenierung auch hervorgebracht. Denn „Wohnen ist“, so Kirsten Wagner, „gelebte Praxis, kulturelles Modell und kollektive Vorstellung“. Als solches werde es gerade in der Moderne wesentlich über Bilder vermittelt, so die Leiterin des Forschungsschwerpunktes.

 

In den Teilprojekten beschäftigte man sich mit den Themen des sozialistischen Städte- und Wohnungsbaus am Beispiel Nordkoreas (Pjöngjang), mit Bildern des Privaten in der Fotografie, mit der Repräsentation und Erzeugung von Architekturen im fotografischen Bild. Eine Anthologie zu Theorien des Wohnens wurde bearbeitet, die fotografierten ‘Urhütten’ zur Aufzeichnung einheimischer Architekturen 1850-1910 untersucht und visuelle Argumente für ein befreites Wohnen in den 1920er und 1930er Jahren sowie das Wohnen à la Mode der 1929-1943er Jahre erschlossen.

 

Architektonische Räume und Fotografie

Die fotografische Erfassung architektonischer Räume ist so alt wie die Fotografie selbst. Durch ihre statischen Eigenschaften war die immobile Architektur der perfekte Abbildungsgegenstand. Lange Belichtungszeiten konnten problemlos eingehalten werden, ohne dass das abgebildete Motiv unscharf wurde. Schon eine der ersten Fotografien von Louis Daguerre bildete mit dem Pariser Boulevard du Temple einen städtischen Raum mit typischer Architektur ab. Er nutzte einen erhöhten Blickpunkt und Menschen sind nur schemenhaft zu erkennen.

 

Drei Jahre lang wurden am Fachbereich in Forschungsprojekten und Seminaren die Praktiken des Wohnens gleichermaßen dokumentiert und inszeniert. Die Fragestellungen umfassten die Privatsphäre, das Verhältnis von Innen- und Außenraum, das Zusammenspiel von Bildraum und fotografischer Illusion. Weitere Aspekte waren die der Raumimitationen, Raum- und Wohnformen, Dinge des Haushalts in ihrer objekthaften Erscheinung und kulturgeschichtlichen Symbolik etc.

 

Bielefelder Fotosymposien

Ein Bindeglied zwischen den Teilprojekten und den Seminaren stellte das regelmäßig stattfindende Fotosymposium mit seiner langen Tradition dar. Zum 35. und 36. Bielefelder Fotosymposium 2016 und 2017 mit den Titeln „Bildpraktiken des Raumes I und II“ wurden ausschließlich Künstler und Künstlerinnen sowie Fotografen und Fotografinnen eingeladen, um ihre Arbeiten vorzustellen und sie gemeinsam mit dem Forschungsschwerpunkt und den Studierenden des Fachbereichs Gestaltung zu diskutieren. Anlässlich der Symposien waren unter anderem Ursula Damm, Beate Gütschow, Aglaia Konrad, Arwed Messmer, Susa Templin und Ralf Werner in Bielefeld zu Gast.

 

Bielefelder Fotosymposium 2019

Im Mai 2019 endet der Forschungsschwerpunkt  „Erkenntnisformen der Fotografie“ mit dem 37. Bielefelder Fotosymposium. Das Thema ist „Modelle und Modellierungen von Räumen und Lebenswelten in Fotografie und Film“. Begleitet wird das Symposium 2019 durch eine Abschlussausstellung in den Räumlichkeiten des Fachbereichs Gestaltung. Das kuratorische Konzept der Ausstellung wird derzeit von Prof. Suse Wiegand und einer Gruppe Studierender erarbeitet.

Alina Medvedeva und Morgane Overath berichten in ihrer dreiteiligen Serie über die lange Tradition des Symposiums und die laufenden Vorbereitungen für das 37. Bielefelder Fotosymposium wie die Abschlussausstellung. Beide  Veranstaltungen werden im Mai 2019 eröffnen.

 

Weitere Informationen zum Forschungsschwerpunkt finden Sie unter:

https://www.fh-bielefeld.de/presse/archiv/erkenntnisformen-der-fotografie

https://www.fh-bielefeld.de/presse/pressemitteilungen/bilder-rund-um-den-raum

https://www.fh-bielefeld.de/presse/bildpraktiken-des-raumes

 

Alina Medvedeva (geb. in Sankt Petersburg) Seit 2015 studiert sie Fotografie am Fachbereich Gestaltung und strebt ihren Master an. Sie ist eine diplomierte Historikerin, beschäftigt sich bereits seit ca. 15 Jahren mit der Kunst bzw. Fotografie, Kunstgeschichte und Fototheorie.

 

Morgane Overath (geb. in Belgien) hat bereits im Januar 2017 ihren Ba-Abschluss am Fachbereich Gestaltung erlangt und ist nun Masterstudentin. Sie interessiert sich für Architektur und Architekturfotografie, und beschäftigt sich in ihren Arbeiten mit Konzepten der Räumlichkeit.