20.12.2017

Philipp Rupp: „Es hat mich schon immer fasziniert, wie sich Leute kleiden.“

Seit dem Wintersemester 2017/18 ist Philipp Rupp Professor für Modedesign und Kollektionsgestaltung am Fachbereich Gestaltung. 
Im Interview spricht er über Mode und über derzeitige und geplante Projekte.

Heute bist du Modedesigner, der auf eine erfolgreiche Karriere zurückblicken kann. Hattest du bereits in deiner Kindheit den Traum in die Mode zu gehen? 

Ach, ich wollte als Kind eigentlich Konditor werden, aber dann ist es Mode geworden. Es hat mich schon immer fasziniert, wie sich Leute kleiden. 
Vielleicht ein bisschen auch durch den Aufenthalt in Indien. Das war mir als Kind natürlich noch nicht so bewusst, aber es hat mich schon sehr früh fasziniert. 

Uns würde interessieren, wie du auf die FH Bielefeld aufmerksam geworden bist.
Eine ehemalige Kollegin hat hier auch unterrichtet - zusammen mit Professor Kai Dünhölter. Und sie hat mir schon immer vorgeschwärmt von der interdisziplinären Lehre hier. Ich finde es sehr spannend, dass hier unter einer Studienrichtung diese drei Fächer unter einem Label »Gestaltung« angeboten werden. Und das macht nicht nur viel Sinn, sondern ist auch sehr zeitgenössisch. 
Denn Mode entwickelt sich immer mehr in die Richtung mit mehreren Disziplinen zusammenzuarbeiten. Ich bin neugierig und gespannt, was sich für Synergien ergeben.

Welchen Eindruck hast du bis jetzt von der FH Bielefeld? Von den Menschen? Gefällt es dir hier?
Ja, mir gefällt es sehr gut. Ich bin mit offenen Armen empfangen worden und finde es sehr herzlich hier. Was ich hier so toll finde: dass es so übersichtlich ist. Und es hat einen sehr familiären Charakter. Also das gefällt mir sehr gut. 
Und ich liebe dieses Gebäude! 

Gab es nach dem Studium noch irgendwas anderes, was du gemacht hast? Oder bist du direkt vom Studium in die Arbeit?
Ich bin direkt vom Studium in die Arbeit. Es gibt natürlich verschiedene Wege. Ich hatte einen Preis an der Akademie in Antwerpen gewonnen, der von International fragrancis fravours (IFF) - der größten Duftfirma der Welt - gestiftet wird. Und der beinhaltete einen Aufenthalt in New York. Den habe ich dann einfach verlängert. Ich hatte schon 2000 ein Praktikum in New York gemacht und hatte dadurch schon ein paar Kontakte dort. Ich war die maximal Zeit dort, die man mit einem Touristenvisum in den USA bleiben darf - ich glaube 3 Monate - und habe überall versucht mich zu bewerben. Ich habe meine Abschlusskollektion mitgenommen und dann überall Klinken geputzt. 

Welche Kurse gibst du dieses Semester?
Ich habe ein Projekt im ersten Semester. Da machen wir ein Entwurfsprojekt zum Thema »Stil-Ikonen«. Menschen, die mutig sind und sich anders anziehen und einen eigenen Stil haben, sind eine wichtige Inspirationsquelle für Modedesigner. Hier lernt man, wie man Inspirationen einsetzt und Bilder erzeugt. 
Und für das zweite und dritte Level biete ich »Kollektionsgestaltung I« an. Da beschäftigen wir uns mit den Codes von Modelabels. Was ist die DNA eines Modehauses, eines Designers? Und entwerfen eine Zweitlinie. 

Hast Du Exkursionen oder Veranstaltungen dieses oder kommendes Semester in Planung?
Dieses Semester noch nicht, da ich mich am neuen Standort einleben möchte. Für die nächsten Semester sind Exkursionen in Planung.

 

Hast du bestimmte Erwartungen an die Studierenden?
Ich finde es ist eine Grundvoraussetzung, wenn man Mode studiert, dass man wach ist, dass man enthusiastisch ist, dass man sich leidenschaftlich für Mode interessiert. Nicht nur hier in den vier Wänden während der Arbeitszeit in der Fachhochschule, sondern auch außerhalb.

 

Und last but not least: was sind für dich Kollektionsgestaltung und Modedesign? Also wie definierst du die beiden Sachen für dich?
Besonders spannend an Modedesign finde ich, dass es die Möglichkeit für einen künstlerischen Ausdruck ist – ohne jedoch Kunst sein zu wollen oder zu müssen. Mode ist etwas sehr Direktes, weil wir über Kleidung mit anderen Menschen kommunizieren. Wir zeigen, wie wir uns gerne sehen. Es ist ein Spiel mit Identität, wer wir sein möchten und wie wir uns sehen und auch gesehen werden wollen. Vor allem soll Mode Spaß machen. Ich glaube, dass man über eine gute Modekollektion Geschichten über die Gegenwart erzählen kann. Und das finde ich, ist eigentlich das Spannende daran. Eine Kollektion sollte als Gesamtbild funktionieren, als starkes Statement, und gleichzeitig muss auch das einzelne Kleidungsstück ganz eigenständig funktionieren. Den Menschen, die dann das Kleidungsstück tragen, etwas von dieser selbst erschaffenen Vision mitzugeben, ist das Schöne und Kraftvolle an Mode. 

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Über Philipp Rupp 

Philipp Rupp wurde in Süddeutschland geboren und wuchs in Frankfurt am Main auf, bevor er mit seiner Familie für 4 Jahre nach Indien zog. Nach seiner Rückkehr studierte er Mode- und Textildesign in Antwerpen. Dort lebte und arbeitete er für insgesamt 6 Jahre. Danach ging er nach New York, wo er, neben seinem Studium der Freien Kunst, als Designer mit dem Schwerpunkt auf Print und Strick und Stoffentwicklung tätig war. 2007 zog er dann nach Berlin, wo er parallel zu seiner Tätigkeit als Freelance Designer Ausstellungen zu seinen freien künstlerischen Arbeiten hatte. Er ist seit zehn Jahren als Dozent im Bereich Mode tätig. An der Akademie Mode & Design Berlin (AMD) begann er mit seinen Lehrtätigkeiten. Später unterrichtete er an der Weißensee Kunsthochschule Berlin und an der Universität der Künste Berlin. Dort hatte er 2014 und 2016 zwei Gastprofessuren inne. 

Das Interview führten Diem Ly Pham und Leah Mottershead. Diem Ly Pham und Leah Mottershead studieren seit 2016 Mode am Fachbereich Gestaltung. Am Schreiben über Mode und Modethemen finden sie außergewöhnliche Menschen und deren Laufbahn in der Modewelt besonders interessant. Neben der journalistischen Arbeit interessieren sie sich für Modefotografie und Styling.