04.04.2017

Skandal? Normal!

Die Publikation dokumentiert acht Projekte von 30 Studierenden, die beweisen, dass Kommunikation und Gestaltung in der Realität tatsächlich Auswirkungen haben – und sei es ein Aufschrei der Empörung! 96 Seiten, 100er Auflage.

Eine Publikation der Fachhochschule Bielefeld

Zwischen 2013 und 2016 haben wir gemeinsame Projektseminare zum Thema „Konzeption“ angeboten. Ein ausdrückliches Ziel unserer Veranstaltungen war es, praxisnahe Aufgaben zu formulieren, wie sie auch von realen Auftraggebern kommen könnten. Besonderes Augenmerk legten wir dabei stets auf den Aspekt der Idee, also auf die Frage, wie aus einem medienneutralen Kerngedanken eine breite Kampagne entsteht. Eine weitere Anforderung war die Arbeit in Projektgruppen. Zum einen, weil das viel mehr der Wirklichkeit der Arbeitswelt entspricht. Zum anderen, um den Mythos des kreativen Einzelgängers etwas zu entzaubern.

Das Projekt „Skandal? Normal!“ startete 2015. Nach zwei Semestern, acht Gruppenarbeiten, nach vielen, teils kontrovers geführten Diskussionen und nach einer ganzen Menge an Aufregung und Empörung, war es Zeit für ein Resümee. Wie normal ist der Skandal in Wirklichkeit?

Fotografie der ersten Seiten zum Projekt Bycicle

Fotografie der ersten Seiten zum Projekt Easykits

Unser Fazit fiel deutlich differenzierter aus als zunächst angenommen. Es ist nämlich richtig schwierig, einen Skandal auszulösen. Vieles muss zusammenpassen. Ein virulentes Thema, das die Gemüter ohnehin schon bewegt. Eine klar formulierte Idee, die eine reale Situation auf die Spitze treibt oder eine utopische Vision für real erklärt. Eine clevere, punktgenau gestaltete und getextete Umsetzung. Eine Mischung aus Fleiß und Dreistigkeit, mit der man die Idee unter die Leute bringt. Und schließlich ein smarter Umgang mit gewollten und ungewollten Reaktionen, die im besten Fall das Feuer weiter anfachen.

Fotografie der ersten Seiten zum Projekt Fairytale

Fotografie der ersten Seiten zum Projekt Tantalor

Skandale zu erzeugen entpuppte sich als hochkomplexe, schwierige Aufgabe. Was oft so platt und laut daher kommt, ist in Wirklichkeit ein diffiziles Spiel mit Botschaften, Medien und Menschen. Unser Fazit: Jeder, der sich mit Gestaltung beschäftigt, kann von dem Phänomen Skandal nur lernen.

Und eines ist noch bemerkenswert: Unser Projekt hat den meisten Studierenden wahrscheinlich erstmalig unmittelbar und spürbar gezeigt, dass IHR Tun/IHRE Gestaltung Reaktionen erzeugt – ins „echte Leben“ wirkt. Und dass der Beruf des Kommunikationsdesigners, des Werbers nicht nur bedeutet, schöne Oberflächen zu gestalten, sondern stets auch heißt, sich seiner gesellschaftlichen Verantwortung bewusst zu sein.

 

Fotografie der Rückseite der Publikation

Bedauerlicherweise hat uns nun die Gegenwart mit dem globalen Dauerthema der „Fake-News” gewissermaßen „rechts” eingeholt. Ungeachtet dessen sind wir sehr stolz auf die Arbeitsergebnisse der 30 Studierenden, die mit ihren Projekten - das sei betont - ganz andere Zielsetzungen hatten, als diejenigen, die mit Unwahrheiten Menschen gegeneinander aufhetzen und fortwährend ein falsches Bild der Welt schaffen wollen!

Herausgeber: Prof. Karl Müller und Jan Schmodde