12.01.2018

Über Form, Wirkung und Präsenz von Typografie

  Im Rahmen der Plakatausstellung „NONPLUSULTRAFETT“ wurden im Wintersemester 2017/18 Arbeiten von Studierenden gezeigt, die im Rahmen eines Typografieseminars unter der Leitung von Dirk Fütterer entstanden sind.

Von Kim Kristin Bünermann

Typografie begegnet uns alltäglich. Wir werden mit ihr unwiderruflich konfrontiert, denn sie stellt ein wesentliches Kommunikationsmittel für uns dar. Dennoch ist sie nicht nur reine Vermittlerin von Schrift. Die Funktionen von Typografie sind vielfältig. Man schenkt diesen oft nur zu wenig Aufmerksamkeit und so bleibt ihre Qualität meist unerkannt.  Deshalb war der Grundgedanke des Typografieseminars NONPLUSULTRAFETT, wieder neue Begeisterung für die Typografie zu wecken, gestalterisch nichts von vornherein auszuschließen sondern die Kunst der Übertreibung in den Fokus zu rücken. Das Ziel war es, ästhetische Typografielösungen zu schaffen und sich Fragen zu stellen wie: Kann Typografie Bild werden? Braucht es neben Typografie überhaupt Illustrationen, Grafiken oder Fotografien? Kann Typografie nicht auch für sich alleine sprechen?
Für alle gestalterischen Experimente gab es eine Ausgangsidee: etwas zu finden, um den Begriff, den Zustand, den Superlativ ULTRAFETT in unterschiedlichen Facetten zu beschreiben. Die Studierenden waren aufgefordert, Plakate zu entwerfen, die den Begriff in irgendeiner Weise in Plakatform präsentieren. Schließlich entstanden thematisch sehr unterschiedliche, meist gesellschaftskritische Plakate mit innovativen typografischen Lösungen.

Beispielsweise setzte sich Katharina Meier in ihrem Plakat mit der Ungleichheit zwischen Frauen und Männern in der Arbeitswelt auseinander. Sie fokussierte sich auf Spitzenpositionen in Wirtschaftsunternehmen und zeigte den von ihr typografisch gestalteten Begriff „Power“ als „Schwanzvergleich“. Auf den ersten Blick eine radikale, aber zugleich auch gewollt ironische und tiefgründige typografische Plakatgestaltung.

 

 

Mit gestalterisch aussagekräftigen Methoden beschäftigt sich ebenfalls Lena Christ in ihrem Plakat. Sie visualisierte den typischen Migräneschmerz und dessen Krankheitsbild. Thematisiert wurden die oftmals auftretenden Sehfeld- oder auch Sprachstörungen von Betroffenen. Ihr Ziel war es, den Betrachtern diesen Zustand in ihrem Plakat näher zu bringen und den Verlust von Wahrnehmungsleistungen durch verschiedene gestalterische Mittel darzustellen – etwa durch die gezielte typografische Verfremdung des Wortes „Migräne“ und dabei neu entstehende Formen und Flächen.

Bei allen der insgesamt 16 ausgestellten Plakate wurde deutlich: Typografie ist nicht nur ein Gestaltungsmedium, das die Funktion besitzt, Schrift lesbar zu machen oder Informationen zu vermitteln. Die einzelnen Arbeiten zeigten vielmehr: Typografie kann auch atmosphärisch sein und sinnlich wirken. Die Funktion von Schrift wurde in den entstandenen Arbeiten bewusst zurück gestellt und die Konzentration auf Form, Wirkung und Präsenz von Typografie gelenkt.

Weitere Informationen zu ULTRAFETT – dem Typografie Festival der FH Bielefeld 2017 unter: www.ultrafett.de

Fotos: Nadja Kuschel

Kim Kristin Bünermann studiert Fotografie am Fachbereich Gestaltung. Neben ihrer eigenen künstlerischen Arbeit interessiert sie sich auch für journalistisches und redaktionelles Arbeiten. In diesem Zusammenhang konnte sie bereits Erfahrungen in der NIDO-Bildredaktion im Rahmen ihres Studienpraktikums sammeln.