01.11.1990

11. Bielefelder Fotosymposium 1990

Kann Fotografie unsere Zeit in Bilder fassen?

In Zusammenarbeit mit der Hochschule für Buchkunst und Grafik Leipzig.

Fotografie in der DDR. Ein Gemeinschaftsprojekt mit Lehrenden und Studierenden der Hochschule für Buchkunst und Grafik Leipzig.

Fotografien können Auskunft geben über das kulturelle und politische Klima des Landes, in dem sie entstanden sind. Dabei stellt sich die Frage, wie man solche Bilder entziffern kann. Solange die Fotografie in der DDR im Staatsauftrag Gegenwart bewahren sollte, entstanden die Wunschbilder der Partei, politische Werbefotografie, getarnt als Bildjournalismus. Fotokünstler machen dagegen das Instrument der Fotografie unbrauchbar für den Scheindialog mit Mächten und Öffentlichkeit, unbrauchbar zur angepassten Verwendung, brauchbar für die Kunst, für den Ausdruck privater und gesellschaftlicher Erfahrbarkeit. In diesem Sinne ist DDR-Foto-Kunst Geschichte und Gegenwart. Viele Bilder erscheinen als Ausdruck ohnmächtiger Trauer, als Signale schleichenden Verfalls des gesellschaftlichen Umfeldes der Ideale, der Landschaft, der Städte. Es ist nicht zu übersehen, dass die Gesellschaft der DDR nicht nur ihr spezifisches Dilemma, sondern auch eine eigene Fotokunst entwickelt hat.

Das Symposium versucht, den besonderen Bedingungen und Ausdrucksformen der Fotografie in der DDR auf die Spur zu kommen. Die Frage, ob Fotografie unsere Welt in Bilder fassen kann, erscheint angesichts einer offiziell abgeschlossenen 40-jährigen Geschichte dieses Staates einen Monat nach seinem Ende als Teil einer Bilanz, die sich auch in anderen gesellschaftlichen Bereichen darstellt.


Veranstalter:

Studienrichtung und Forschungs- und Entwicklungsschwerpunkt Fotografie und Medien am Fachbereich Design der Hochschule Bielefeld.


Referentinnen und Referenten, Themen:

  • Gabriele Muschter: Berlin, November 1989. 14 Fotografen in Ost und West erleben die Öffnung der Mauer.
  • Evelyn Richter: Meine Fotografie 1950-1990. Eine DDR-Biografie.
  • Gundula Schulze: Zyklen. Präsentation eigener Arbeiten.
  • Stefan Raum: Thesen zu den mentalen Grundlagen der DDR-Fotografie.
  • Karin Thomas: Inszenierte Fotografie in der DDR.
  • Helga Paris: Präsentation eigener Arbeiten.
  • Joachim Jansong: Präsentation eigener Arbeiten.
  • Florian Merkel: Präsentation eigener Arbeiten.
  • Helfried Strauß: Präsentation eigener Arbeiten


Ausstellungen in der Hochschulgalerie:

  1. Arbeiten der Referentinnen und Referenten: Evelyn Richter, Gundula Schulze, Helga Paris, Joachim Jansong, Florian Merkel, Helfried Strauß.
  2. DIN-Ikonen. Arbeiten der Gruppe Schwarzbunt: Anneruth Dannert, Thorsten Goffin, Matthias Lange, Frank Schumacher.