Modellprojekte und Kooperation

Da sich das Verbundvorhaben „Prävention und Rehabilitation für pflegende Angehörige“ aus den drei einzelnen Modellprojekten und dem Querschnittsprojekt (Q) zusammensetzt, sollen diese im Folgenden näher beschrieben werden. Den drei eigenständigen Modellprojekten ist gemeinsam, dass nutzer*innenorientierte und zielgruppengerechte Konzepte entwickelt werden. In die Konzeptentwicklungen werden jeweils Expert*innen aus Wissenschaft und Praxis über Fokusgruppen mit einbezogen. Außerdem werden auch pflegende Angehörige nach ihren Wünschen und Bedürfnissen in Fokusgruppen befragt. Auf der Basis dieser Ergebnisse und der Literaturrecherche werden die Konzepte entwickelt und anschließend in ausgewählten Vorsorge- und Rehabilitationskliniken sowie Kurzzeitpflege- und Tagespflegeeinrichtungen bzw. Modellregionen/-kommunen in NRW erprobt. Begleitet wird die Erprobungs- und die abschließende Validierungsphase durch Expert*innenworkshops, Telefoninterviews und Erhebungen zum Gesundheitszustand der pflegenden bzw. pflegebedürftigen Angehörigen. Mit einer anschließenden sozialrechtlichen Bewertung und einer Empfehlung für die Refinanzierung und Anschlussfähigkeit sollen die entwickelten Konzepte am Ende der Projektlaufzeit finalisiert werden.           

Grafik Verbundvorhaben PuRpA

 

 

Modellprojekt 1

AW Kur und Erholungs GmbH, Arbeiterwohlfahrt Bezirksverband Westliches Westfalen e.V.

Konzeptentwicklung "Stationäre Vorsorge und Rehabilitation für pflegende Angehörige"

Pflegende Angehörige sollen aus ihren Alltagsbelastungen herauskommen und sich ganz auf ihre Gesundheit konzentrieren können!

Bei entsprechender Indikation haben pflegende Angehörige einen Rechtsanspruch auf stationäre Vorsorge (§ 23 SGB V) und auf stationäre Rehabilitation (§ 40 SGB V) zur Gesundheitsförderung und Prävention von Belastungsfolgen. Die Spannbreite bei Menschen mit häuslicher Pflegeverantwortung reicht vom jungen Erwachsenen über die Lebensmitte bis ins hohe Alter. Gleiches gilt für die Pflegebedürftigen, die zu Hause versorgt werden. Jedes Pflegesetting und jede Lebensphase hält daher für pflegende Angehörige ganz unterschiedliche Belastungen und Bewältigungsanforderungen bereit.

Bis heute fehlen aber speziell auf die Bedarfe und Bedürfnisse von unterschiedlichen Zielgruppen von pflegenden Angehörigen ausgerichtete stationäre Konzepte und Angebote.

Modellprojekt 1 möchte diese konzeptionelle Lücke schließen und so die bereits vorhandenen Versorgungsstrukturen besser für pflegende Angehörige nutzbar machen. Daher wird ein modulares Konzept zur stationären Vorsorge und Rehabilitation pflegender Angehöriger entwickelt und in zertifizierten Vorsorge- und Rehakliniken erprobt. Ziel ist es, die Gesundheit der pflegenden Angehörigen zu stärken beziehungsweise wiederherzustellen.

 

Modellprojekt 2

AW Kur und Erholungs GmbH, Arbeiterwohlfahrt Bezirksverband Westliches Westfalen e.V.

Konzeptentwicklung "Case Management für pflegende Angehörige"

Pflegende Angehörige brauchen mehr Unterstützung aus einer Hand!

Angehörige decken den Großteil der häuslichen Pflege ab und nehmen damit eine tragende Säule in der pflegerischen Versorgung ein. Ihre Gesundheit und Pflegefähigkeit zu erhalten, liegt nicht nur im Interesse der Betroffenen selbst, sondern ist auch eine gesellschaftspolitische Notwendigkeit.

Zur Unterstützung und Entlastung von pflegenden Angehörigen sind daher eine umfassende und frühzeitige Beratung sowie ein niedrigschwelliger Zugang zu Unterstützungs- und Beratungsleistungen aus einer Hand wichtig.

Entsprechende Versorgungsstrukturen sind in der Fläche nicht ausreichend vorhanden!

Um den pflegenden Angehörigen durch den „Versorgungsdschungel“ zu lotsen, ist ein/e wohnortnahe/r und kompetente/r Ansprechpartner*in (Case Manager*in) von Nöten, welche/r die pflegenden Angehörigen informiert, begleitet und unterstützt. Bestandteil dieser Begleitung soll auch ein Baustein zur Vor- bzw. Nachbereitung einer stationären Vorsorge- oder Rehabilitationsmaßnahme sein, um den Therapieerfolg im Alltag nachhaltig zu verankern.

Modellprojekt 2 zielt darauf ab, mit dem entwickelten Konzept ein zugehendes, präventives und sektorenübergreifendes Case Management aus einer Hand zu etablieren, um die pflegenden Angehörigen am Wohnort langfristig zu unterstützen.

 

Modellprojekt 3

Caritasverband für das Erzbistum Paderborn e.V.

Konzeptentwicklung "Begleitangebote für pflegebedürftige Begleitpersonen während einer stationären Vorsorge-/Rehabilitationsmaßnahme eines pflegenden Angehörigen"

Pflegebedürftige dürfen während einer stationären Vorsorge oder Rehabilitation ihres pflegenden Angehörigen nicht vergessen werden!

Wenn pflegende Angehörige eine stationäre Vorsorge oder Rehabilitation wahrnehmen, besteht ein Anspruch auf die Versorgung des Angehörigen. Zurzeit können Pflegebedürftige in Einrichtungen der Tages- oder Kurzzeitpflege oder von anderen Angehörigen und/oder einem ambulanten Pflegedienst zuhause versorgt werden. Gemäß § 40 SGB V haben pflegende Angehörige bei stationärer Rehabilitation auch einen Anspruch auf die Versorgung des Pflegebedürftigen, wenn dieser in derselben Einrichtung aufgenommen wird.

Die vorhandenen Strukturen sind bisher aber nicht auf die Bedarfe pflegender Angehöriger und Pflegebedürftiger ausgerichtet.

Ziel von Modellprojekt 3 ist es daher, ein modular aufgebautes Konzept zur zielgruppenspezifischen Versorgung und Betreuung von Pflegebedürftigen zu konzipieren. Die bedarfsgerechten Begleitangeboten zielen auf eine verbesserte Selbstständigkeit durch Rehabilitation des Pflegebedürftigen und auf eine gestärkte Interaktion zwischen pflegendem Angehörigen und Pflegebedürftigen durch gemeinsame und therapeutisch begleitete Angebote. Als Folge wird das gesamtfamiliäre Pflege- und Betreuungssetting entlastet und gestärkt.

 

Querschnittsprojekt Q

Hochschule Bielefeld, InBVG

Gesamtprojektkoordination und Querschnittanalysen - Prävention und Rehabilitation für pflegende Angehörige - Bedeutung zielgruppengerechter und nutzerorientierter Versorgungskonzepte

Das Querschnittsprojekt Q dient der organisatorischen und inhaltlichen Rahmung für die Zusammenarbeit im Verbundvorhaben. 

Für die organisatorische Rahmung wurde am InBVG eine überinstitutionelle Koordinationsstelle eingerichtet. Die Mitarbeiter*innen des Instituts übernehmen beratende, koordinierende und administrative Aufgaben. Auf diese Weise wird ein gemeinsames Auftreten des Verbunds nach außen möglich. Weitere Aufgaben, mit denen die Koordinierungsstelle betraut ist, sind die Förderung des Austausches entlang der Projektphasen (Konzeptentwicklung, -erprobung, -validierung und Ergebnissicherung), die Öffentlichkeitsarbeit im Projekt und der Transfer von Wissen z.B. durch Tagungen. Eine Einbettung der entwickelten Konzepte in die Versorgungslandschaft soll so ermöglicht werden.

Für die inhaltliche Rahmung werden die Erkenntnisse aus den eigenständigen Modellprojekten in ihrer Gesamtheit gebündelt und in einen übergeordneten wissenschaftlichen Kontext eingebettet. Die Erarbeitung eines Rahmens zur Prävention, Stärkung von Gesundheit und Selbstmanagement der pflegenden Angehörigen voranzutreiben, ist das Ziel des Q-Projekts. Dabei werden auch hemmende und fördernde Faktoren für die Implementierung herausgearbeitet. Auf der Basis dieser vertiefenden Analysen sollen am Ende der Laufzeit Handlungsempfehlungen zur Umsetzung von zielgruppenspezifischen und nutzerorientierten Versorgungskonzepten stehen.