29.03.2022

Strategie Internationales | Freiräume: Handlungsfeld Sprachkonzept

Englische Übersetzungen für alle Beschäftigten verfügbar machen und eine Corporate Language entwickeln – der Job des Übersetzungsservice.

Prof. Dr. Ulrich Schäfermeier, Vizepräsident für Internationales und Digitalisierung, hat im flurfunk-Interview vom 1. Februar 2022 bereits die Hintergründe und Chancen der Strategie Internationales der Hochschule vorgestellt, die Umsetzung folgt bereits in vielen Bereichen der FH.

Die Strategie „Freiräume“ beschreibt insgesamt 13 Handlungsfelder untergliedert in die Bereiche Rahmenbedingungen, Prozesse und Strukturen sowie Außensicht, die zur Erreichung der übergeordneten strategischen Internationalisierungsziele beitragen:

  1. Wir ermöglichen allen Studierenden internationale bzw. interkulturelle Erfahrungen.
  2. Wir bilden internationale Studierende aus.
  3. Wir positionieren uns aktiv als weltoffene Hochschule mittels globaler Vernetzung in allen Bereichen der Hochschule.
  4. Wir berücksichtigen konsequent Internationalität bei den Forschungs- und Transferaktivitäten der FH Bielefeld.

Welcher Mehrwert und welche Möglichkeiten sich aus einer global noch stärker vernetzten Hochschule ergeben und wo jetzt schon überall internationale Perspektiven und Projekte an der FH zu finden sind, erfahren Sie in der flurfunk-Reihe „Freiräume“. Hier wird regelmäßig eines der Handlungsfelder der Strategie Internationales mit aktuellen und geplanten Entwicklungen sowie Projekten innerhalb der FH Bielefeld beleuchtet.

Bereich „Rahmenbedingungen“ – Sprachkonzept

Das Bild zeigt ein Buch in dem in bunten Sprechblasen das Wrt \
Symbolbild Sprachen

Grundlage für alle internen und externen Aktivitäten der Hochschule ist eine gemeinsame Sprache. Hochschulangehörige, die einen Aufenthalt an einer Partnerhochschule absolvieren, im Rahmen von Projekten mit einer solchen zusammenarbeiten oder in einem interkulturellen Kontext eingebunden sind bzw. werden, benötigen daher eine ausreichende Sprachbefähigung.

Freiräume für Forschende und Beschäftigte ermöglichen die Integration der Sprachbefähigung, aber auch den Aufbau von interkulturellen Kompetenzen, in den Alltag. Hierneben werden die Außendarstellung sowie die interne Administration der FH Bielefeld mindestens zweisprachig und einladend gestaltet, um auch langfristig ein positives Bild der Hochschule nach außen darzustellen.

Der Übersetzungsservice der FH Bielefeld setzt genau hier an und unterstützt Beschäftigte dabei, u.a. Formulare, Stellenausschreibungen und andere Dokumente ins Englische zu überführen sowie hochschulweit eine einheitliche englische Corporate Language bzw. Hochschulsprache zu entwickeln und zu implementieren.

Von Übersetzungen bis Schulungen – Das Tagesgeschäft der Hochschulübersetzerin

Seit April 2021 koordiniert Ana-Katrina Büttner als Hochschulübersetzerin den Aufbau eines Übersetzungsmanagements an der Hochschule. Der Aufgabenbereich der Hochschulübersetzerin reicht von der Übersetzung nichtwissenschaftlicher Texte ins Englische, über die sprachliche und inhaltliche Prüfung von intern auf Englisch verfassten Texten bis hin zur Erstellung von themenspezifischen Glossaren und der Beratung in sprachlichen Fragen.

Auch die Bereitstellung und Pflege von Glossaren und Übersetzungsspeichern im cloudbasierten Translation-Memory-System Trados Live sowie Schulungen von Mitarbeiter*innen hierzu gehören zum Tagesgeschäft von Frau Büttner. „Natürlich berate ich auch beim Einkauf von Übersetzungen und bei der Einholung von Angeboten für Übersetzungen, die nicht über den hochschulinternen Übersetzungsservice erstellt werden können, zum Beispiel, wenn Texte und Dokumente aufgrund ihres Umfangs, des Fachlichkeitsgrades oder der Sprachkombination extern vergeben sollen“, so Büttner.

Den Weg auf den Tisch der Hochschulübersetzerin finden neben Verwaltungsdokumenten wie Vertragsvorlagen auch Anfragen für die Übersetzung von Pressemitteilungen, Flyern oder Rundmails.

Die Fachbereiche nehmen den Übersetzungsservice ebenfalls bereits regelmäßig in Anspruch hinsichtlich der Bereitstellung von Informationen für Studierende in englischer Sprache oder der sprachlichen Korrektur von Einreichungen für wissenschaftliche Publikationen, welche nach individueller Absprache ebenfalls übernommen werden kann.

Bis zu 2.000 Wörter pro Tag können intern übersetzt werden

Symbolbild Wörterbuch
Symbolbild Dictionary

Wie lange die Übersetzung eines Textes ins Englische dauert, hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab, allen voran natürlich auch vom Umfang. „Kurze und sehr eilige Texte können je nach Auslastung und Umfang an einem Tag bearbeitet und zurückgespiegelt werden. Grundsätzlich kann ich an einem Tag bis zu 2.000 Wörter übersetzen oder bis zu 10.000 Wörter Korrektur lesen“, erklärt Büttner. Wenn bestimmte Texte schon in einer vorherigen Version übersetzt wurden, können diese dank des Translation-Memory-Systems Trados auf dieser Basis schneller übersetzt werden. In diesen Fällen müssen nur geänderte oder ergänzte Passagen neu übersetzt werden. „Zur Recherche verwende ich diverse Online-Nachschlagewerke und für sprachliche Zweifelsfälle das 'Chicago Manual of Style'“, beschreibt Büttner ihr Vorgehen bei einer Übersetzung. „Für manche Textsorten setze ich als Hilfsmittel auch die maschinelle Übersetzung von Trados ein, um schneller arbeiten zu können. In solchen Fällen ist aber immer eine gründliche Nachbearbeitung und Prüfung notwendig, auch das geht nicht einfach per Knopfdruck.“

Sobald dann der erste Entwurf steht, wird er zur inhaltlichen Prüfung an den Auftraggeber bzw. die Auftraggeberin zurückgespiegelt. Wenn neben Texten auch grafische Materialien eingereicht wurden, müssen diese manchmal auch in mehreren Korrekturschleifen geprüft werden. Hier muss neben dem Geschriebenen auch besonders das Layout überprüft und eventuell angepasst werden.

Vorteile des Übersetzungsservice

Wie oben erwähnt unterstützt der Übersetzungsservice dabei, eine einheitliche Corporate Language bzw. Hochschulsprache zu schaffen und sicherzustellen. So kann ein professionelles Bild der FH nach außen vermittelt werden, indem die konsistente Verwendung von FH-spezifischer Terminologie die Qualität und Einheitlichkeit englischer Texte der Hochschule steigert.

Zudem können etwaige externe Übersetzungskosten durch das professionelle Einholen transparenter und angemessener Angebote und die Bereitstellung von Referenzmaterialien für externe Dienstleister reduziert werden, während sich die Qualität extern angefertigter Übersetzungen erhöht.

Zukünftige Projekte

„In Kürze wird ein Style Guide für das Verfassen englischer Texte auf der FH-Website veröffentlicht“, berichtet die Hochschulübersetzerin. Dieser Style Guide unterstützt dann zukünftig alle Beschäftigten der Hochschule bei der einheitlichen Erstellung von englischen Texten und Dokumenten, zum Beispiel bei der Klärung häufiger Fragen zu Formalien wie Datumsformaten. Auch ein Leitfaden für die Verwendung maschineller Übersetzungstools wie „DeepL“ und die Bereitstellung einer Sammlung anonymisierter Standardtexte und Dokumentenvorlagen in einem zentral zugänglichen Korpus sollen folgen, damit solche Texte ohne Eingreifen der Hochschulübersetzerin wiederverwendet bzw. individuell angepasst werden können. So können doppelte Aufwände vermieden werden. Neben der kontinuierlichen Vergrößerung und Aktualisierung des FH-Glossars für alle Hochschulangehörigen steht als längerfristiges Projekt auch die Übersetzung der gesamten deutschsprachigen Homepage in den Startlöchern.

Meilensteine bis jetzt

In einem Jahr hat der Übersetzungsservice schon einige Meilensteine vorzuweisen: Die extern angefertigten englischen Übersetzungen von 64 Modulhandbüchern wurden sprachlich geprüft und nach Einarbeitung des inhaltlichen Feedbacks der Lehrenden finalisiert und veröffentlicht.

Neben der Übersetzung einiger ausgewählter Seiten der englischen Hochschulwebsite wurde auch ein Selbstlernkurs der Bibliothek für Studierende auf Englisch im ILIAS zur Verfügung gestellt.

Die Erstellung des Style Guides und erste interne Schulungen für die Verwendung von Trados Live wurden ebenfalls umgesetzt und Anleitungen zum Nachlesen erstellt.

Schulungen für das Translation-Memory-System

Ana-Katrina Büttner bietet interessierten Beschäftigten und Lehrenden auch kleine Einstiegsschulungen für Trados Live an, wenn ein regelmäßiger Bedarf an (maschinellen) Übersetzungen vorliegt. Nach kurzer Einarbeitung ist das Tool auch für Nutzer*innen mit wenig oder gar keiner Vorerfahrung geeignet.

Das cloudbasierte System beinhaltet neben einem Übersetzungsspeicher und einer Terminologieverwaltung vor allem die Möglichkeit, Übersetzungen auch im Team zu bearbeiten, indem Arbeitsschritte automatisiert von einem Teammitglied zum nächsten weitergeleitet werden.

Welche Informationen werden zur Übersetzung benötigt?

Um einen Text so adäquat wie möglich ins Englische übertragen zu können, benötigt der Übersetzungsservice folgende Angaben:

  • Zweck und Adressat*innen der Übersetzung (falls nicht aus dem Text selbst ersichtlich)
  • Gewünschter Fertigstellungstermin
  • Der Text selbst idealerweise in bearbeitbarer Form, also z. B. lieber als Word-Datei denn als PDF
  • Ggf. Hinweis, wo die Übersetzung veröffentlicht werden soll und ob bereits ähnliche Texte auf Englisch als Referenzmaterial vorhanden sind

Text: Katharina Kontowski, Ana-Katrina Büttner (Dez. VI)