05.12.2016

Antrittsvorlesungen am Fachbereich IuM

Der Fachbereich Ingenieurwissenschaften und Mathematik hat am 30. November 2016 zu den Antrittsvorlesungen der neuberufenen Professoren Thorsten Jungmann und Andreas Bünte eingeladen.

Der Fachbereich Ingenieurwissenschaften und Mathematik (IuM) der FH Bielefeld hat am 30. November 2016 zu den Antrittsvorlesungen der neuberufenen Professoren Thorsten Jungmann und Andreas Bünte eingeladen.

Rund 40 Interessierte fanden sich ein, um den Vorträgen zu folgen. Dekan Prof. Dr. Lothar Budde begrüßte die Gäste und animierte zu einer offenen Diskussion mit den vortragenden Kollegen.

Zunächst stellte sich Prof. Dr.-Ing. Thorsten Jungmann dem Auditorium vor. Der 39-jährige bedankte sich für die Möglichkeit, am Fachbereich IuM in seinem Fachgebiet und in anderen spannenden Bereichen aktiv werden zu können. Jungmann ist seit dem 01. April 2016 Professor für Technikdidaktik. Darüber hinaus ist er für die Studienvertiefung „Edu-Tech“ zuständig, die es Studierenden ermöglicht, im Anschluss an ihr Bachelor-Ingenieurstudium, direkt in den „Master of Education“ für das Lehramt am Berufskolleg in den Fächern Maschinentechnik oder Elektrotechnik einzusteigen.

Vor seiner Berufung an die FH Bielefeld war Thorsten Jungmann als Professor für Ingenieurwesen, insbesondere im Bereich Mechatronik und Logistik, sowie anschließend als wissenschaftlicher Leiter des Hochschulbereichs für Ingenieurwesen an der privaten FOM Hochschule in Essen tätig. Zuvor war er wissenschaftlicher Angestellter am Hochschuldidaktischen Zentrum der Technischen Universität Dortmund. Seit 2009 ist er als freiberuflicher Dozent für Ingenieurdidaktik aktiv. Darüber hinaus berät Prof. Jungmann in den Bereichen Hochschuldidaktik und Studiengangentwicklung.

Sein Lehrgebiet an der FH Bielefeld stellte Prof. Jungmann mit einer Präsentation zum Thema „Was haben ein Modulhandbuch und ein Lastenheft gemeinsam?“ vor. Er skizzierte die Gemeinsamkeiten und Unterschiede des Ingenieurwesens und der Didaktik. „Die Ansprüche an Didaktik haben sich stark verändert. Von der reinen Stoffvermittlung hin zu dem Erreichen von Qualifikationszielen, die es den Studierenden ermöglichen, Kompetenzen situationsadäquat einzusetzen“, so Jungmann. Während das Lastenheft die Anforderungen des Auftraggebers an die Leistungsfähigkeit eines technischen Systems beschreibt, umfasst das Modulhandbuch die in einer Lehrveranstaltung zu erreichenden Kompetenzziele und die zu erlernenden Inhalte. Jungmann zog den Vergleich zwischen Modulabschlussprüfungen an der Hochschule und den Abnahmekriterien zahlender Industriekunden. Während das Fehlen geforderter Funktionen eines technischen Systems meist finanzielle und/ oder juristische Folgen habe, führe fehlende Effektivität didaktischer Konzepte nicht immer zu den notwendigen Veränderungen. Jungmann plädierte für die gewissenhafte Auslegung effektiver Lernumgebungen nach dem Prinzip „Teaching is engineering of effective learning environments“.

In diesem Zusammenhang sprach Prof. Budde die 2017 anstehende Studienreform an und machte das Auditorium auf die Wichtigkeit dieses Themas aufmerksam. Es sei ein Dilemma des Systems, dass aufgrund der Zeitknappheit wenig Raum für Änderung oder Anpassung bleibt. Auch aus diesem Grund untermalte der Dekan den Aufruf von Prof. Jungmann „Ich stehe Ihnen als Ansprechpartner bei der Weiterentwicklung der Lehre oder der korrekten „Übersetzung“ der Modulbeschreibungen gerne zur Verfügung“. Entscheidend sei, dass die Lehre systematisch geplant wird. In diesem Zusammenhang sei auch die richtige Konzeption der Prüfung wichtig, damit die Studierenden ihre Fähigkeiten anwendungsgenau zeigen können, denn ihre Kompetenzen bleiben ansonsten gegebenenfalls unsichtbar.

Im Anschluss referierte Prof. Dr.-Ing. Andreas Bünte. Der für Elektrotechnik, elektrische Antriebstechnik und Aktuatorik berufende Professor ist ebenfalls seit dem 01. April am Fachbereich IuM tätig. Nach seiner Zeit an der Universität Paderborn leitete er zunächst sechs Jahre die Grundlagenentwicklung der Lust Antriebstechnik GmbH in Lahnau. 2002 wechselte er zur LTi REEnergy GmbH in Unna. Hier war er als Gesamtentwicklungsleiter tätig und wurde später zum Prokuristen ernannt.

Mit dem Vortrag „Mechatronische Antriebssysteme am Beispiel der Blattverstellung von Windenergieanlagen“, stellte Prof. Bünte Auszüge seines Lehrgebietes und seiner industriellen Tätigkeit vor.

Allein die Innenansicht der sogenannten Nabe und Gondel am Kopf der Windkraftanlage zeigt eine Vielzahl von elektrischen Antrieben auf. Die Anforderungen an die Elektronik und an das Zusammenspiel der einzelnen Komponenten ist immens. Dazu erläuterte Bünte „Windkraftanlagen haben drei Blätter, deren Winkel entsprechend den Windverhältnissen mit einer Blattverstellung angepasst werden. Diese Blattverstellung erlaubt zudem eine aerodynamische Bremsung der Anlage und ist die einzige Betriebsbremse. Der Blattverstellung kommt somit eine hohe Sicherheitsrelevanz zu; es darf maximal ein Blatt ausfallen. Common-Cause-Fehler sind unzulässig und müssen unter vielfachen, widrigen Bedingungen vermieden werden. Dazu zählen mechanischer Stress und extreme Umgebungstemperaturen.“

Da die Blattverstellsysteme bisher kaum im Fokus der Forschung stehen, sieht der Vortragende hier noch viele Möglichkeiten für seine neue Tätigkeit an der Fachhochschule. Insbesondere ein auf kritische Komponenten, wie Zahnkränze oder Energiespeicher zugeschnittenes Condition-Monitoring und Querverbindungen zu den Ansätzen der Industrie 4.0 sind in seinem Fokus.

Im Anschluss an die Vorträge nutzte das Plenum die Gelegenheit den Rednern Fragen zu stellen, bevor Dekan Prof. Budde die Kollegen mit einem kleinen Präsent und im offiziellen Rahmen willkommen hieß. Bei anschließendem Kaffee und Kuchen bot sich die Gelegenheit die Gespräche untereinander zu intensivieren und die neuen Mitglieder des Fachbereichs IuM näher kennenzulernen. (th)