26.06.2018

Antrittsvorlesungen am Fachbereich IuM

Dr. Peter Charles, Dr. rer. nat. Jörg Horst, Dr. rer. nat. Martin Hülse und Dr.-Ing. Jan Robert Ziebart stellten sich vor.

75 Interessierte nutzten am 21. Juni 2018 die Gelegenheit, die vier neuberufenen Professoren Dr. Peter Charles, Dr. rer. nat. Jörg Horst, Dr. rer. nat. Martin Hülse und Dr.-Ing. Jan Robert Ziebart bei ihren Antrittsvorlesungen näher kennenzulernen. Im Namen des Dekans hatte der Fachbereich Ingenieurwissenschaften und Mathematik zu den Antrittsvorlesungen der neuen Kollegen eingeladen. Neben zahlreichen Hochschulmitgliedern sorgten auch Familienangehörige der Redner sowie externe Partner für einen gelungenen Rahmen. Nach einer kurzen Begrüßung durch den Dekan Prof. Dr. Lothar Budde präsentierte Peter Charles dem überraschten Auditorium zunächst einen Kurzfilm. Musikalisch untermalt wurde dieser von dem Titel Space Oddity von David Bowie. Zu sehen waren eindrucksvolle Satellitenaufnahmen der Erde bei Nacht. Der Beitrag bot die ideale Überleitung zu seinem Lehrgebiet. Der zum 01. September 2017 berufene Dr. Peter Charles hat die Professur für Energietechnik übernommen.

Geboren und aufgewachsen im Landkreis Cuxhaven studierte Charles nach dem Abitur Maschinenbau an der TU Braunschweig und der Universität Duisburg-Essen. Nach Abschluss seines Studiums startete er an der School of Mechanical, Aerospace and Civil Engineering der University of Manchester als wissenschaftlicher Mitarbeiter. Im Anschluss an seine als Erasmusstudent geschriebene Diplomarbeit erhielt Charles ein Stipendium der Engineering and Physical Sciences Research Council für seine Promotion. Nach Beendigung der Promotion arbeitete er als Post-Doc an der Universität in Manchester, bevor er 2010 nach Hamburg zur TÜV NORD Gruppe wechselte. Als Gutachter für Energiewandlungsmaschinen qualifizierte er dort neue Antriebsanlagen in seiner Funktion als Projektleiter für Energiesysteme. Im Rahmen seiner Antrittsvorlesung sprach er zur Energieversorgung der Zukunft mit dem Schwerpunkt auf hocheffiziente und flexible Gasmotorenkraftwerke. Unter anderem am Beispiel des Küstenkraftwerks Kiel, welches im Jahr 2019 ans Netz geht, brachte Charles den Zuhörerinnen und Zuhörern die Entwicklungen des Energiemarktes näher.

Den Anschluss übernahm Dr. Jörg Horst, der ebenfalls seit dem 01. September 2017 zum Fachbereich IuM gehört. Horst hat die Professur für das Lehrgebiet Mathematik und technische Systeme angetreten. Nach dem Abitur, abgeschlossen in Ahaus, studierte er Mathematik mit Nebenfach Statistik an der Universität Dortmund. In der Zeit von 2009 bis 2012 arbeitete er als Versicherungsmathematiker bei der SIGNAL IDUNA Gruppe. Anschließend folgte die Tätigkeit als Berater in der Versicherungswirtschaft, bevor er im Jahr 2014 als wissenschaftlicher Mitarbeiter an die TU Dortmund zurückkehrte und als Dozent Höhere Mathematik lehrte. Darüber hinaus war Horst als Lehrbeauftragter an der International School of Management sowie an der Hochschule für Ökonomie & Management für verschiedene Fächer der Finanz- und Wirtschaftsmathematik sowie Statistik im Einsatz. Im Jahr 2008 promovierte er an der Fakultät für Mathematik und Informatik der FernUniversität Hagen.

Horst selbst äußerte zu Beginn seines Vortrags zum Thema: Internet der Zukunft – Die Blockchain und deren Mathematik: „Wenn Sie hier rausgehen, möchte ich erreicht haben, dass Sie auch als Nicht-Mathematiker das Prinzip einer Blockchain verstanden haben“. Die Blockchain sei ein öffentliches Register, das aus einer Kette von Blöcken bestehe. Aufgabe sei das Dokumentieren von Eigentum und Eigentumsübertragungen. Im weiteren Verlauf erläuterte Horst dem Publikum das Anwenden von Hashfunktionen auf Daten und einige Eckpunkte zu den Eigenschaften kryptografischer Hashfunktionen. Am Beispiel von Überweisungen machte er klar, warum eine Manipulation quasi unmöglich sei.

Nahtlos folgte der Vortrag von Dr. Martin Hülse, der seit dem 01. November die Professur für das Lehrgebiet Robotik und autonome Systeme innehat. Er studierte Informatik in Jena und Wien und machte im Jahr 2000 an der Friedrich-Schiller-Universität in Jena seinen Abschluss. Von 1999 bis 2000 arbeitete er als Software-Entwickler bei der Kapsch AG in Wien. Im Jahr 2006 promovierte er an der Universität Osnabrück am Institut für Informatik. Vor Antritt seiner Professur sammelte Hülse langjährige Berufserfahrung sowohl im akademischen als auch im industriellen Umfeld. Er arbeitete von 2011 bis 2017 bei BIOTRONIK SE & Co. KG, einem Hersteller für Medizinprodukte, in Berlin. Dort war er im Bereich Qualitätsmanagement für die Software-Validierung von Medizinprodukten tätig. Erfahrungen in internationalen EU-Forschungsprojekten sammelte Hülse sowohl bei der Fraunhofer Gesellschaft als auch an der Universität Aberystwyth in Wales. So forschte er zusammengenommen zehn Jahre in den Bereichen Robotik und autonome Systeme.

Sein Vortrag zum Thema „Autonomie und Lernen in der Robotik“ behandelte die wesentlichen und sich bedingenden Eigenschaften intelligenter Roboter. Aktuelle Roboter seien jedoch oft nur auf eine dieser Eigenschaften spezialisiert. Er machte dies am Beispiel des humanoiden Roboters Atlas als typisches Beispiel deutlich. Dieser könne sich in beeindruckender Weise selbstständig durch unebenes Terrain bewegen. Damit sei Atlas in der Lage sich in für Menschen lebensfeindliche Gebiete zu begeben, um dort Daten zu erheben oder Rettungs- und Räumungsaktionen zu unterstützen. Androide Roboter hingegen seien nicht mobil und nur eingeschränkt agil. Am Beispiel von Roboter Sophia demonstrierte Hülse die Leistungsfähigkeit in punkto aktueller Lernverfahren. Androide Roboter simulieren durch erlernte Gestik und Mimik, vor allem aber durch ihr menschenähnliches Aussehen und ihr Sprachverstehen, die soziale Interaktion mit Menschen. Diese Eigenschaft sei bei autonomen Robotern noch deutlich unterentwickelt. Hülse stellte in der Folge zwei Forschungsansätze vor, die versuchen Lernfähigkeit und Autonomie als Einheit zu behandeln und so im Bereich der Evolutionären Robotik voranzuschreiten.

Den Abschluss stellte der Vortrag von Dr. Jan Robert Ziebart dar, der seit dem 01. Oktober 2017 für das Lehrgebiet Konstruktionslehre berufen ist. Geboren in Osnabrück studierte Ziebart bis 2005 an der Technischen Universität Braunschweig Maschinenbau, nachdem er zuvor eine Ausbildung zum Maschinenbaumechaniker abgeschlossen hatte. Bis 2010 promovierte er am Lehrstuhl für Konstruktionstechnik in Braunschweig und arbeitete in dieser Zeit auch als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Konstruktionstechnik. Im Anschluss an die Promotion betreute Ziebart zunächst als Gruppenleiter in der Technik internationale Projekte im Anlagenbau bei der BRT Recycling Technik Technologie und entwickelte dort kundenspezifische Lösungen. Dem folgte die Tätigkeit als Leiter der mechanischen Entwicklung bei der Böllhoff Gruppe in Bielefeld. Zuletzt war Ziebart für die Konstruktion und Entwicklung fügetechnischer Automationslösungen im Karosserierohbau internationaler Automobilhersteller bei der Böllhoff Automation GmbH im Einsatz.

In seinem Vortrag „Produktentwicklung der Zukunft – Trends und Traditionen“ zeigte Ziebart aktuelle Entwicklungen im Bereich CAD (computer-aided design, zu Deutsch rechnerunterstütztes Konstruieren, und in der Konstruktionslehre auf. Einen besonderen Schwerpunkt legte er dabei auf die Bereiche Augmented Reality, die mechatronische Konzeptentwicklung, Lean Development und Scrum (ein Vorgehensmodell des Projekt- und Produktmanagements, insbesondere zur agilen Softwareentwicklung). Nachdem er einen kurzen Überblick über die Historie der Konstruktionslehre und Informationen zu besonderen Merkmalen der Konstruktion und Entwicklung im Allgemeinen gegeben hatte, identifizierte Ziebart unter anderem Kreativitätsmethoden und additive Verfahren als zukünftige Forschungsfelder.

Bei Kaffee und Kuchen hatten die Gäste der Veranstaltung die Möglichkeit, sich anschließend mit den Rednern persönlich auszutauschen. (th)