10.04.2017

Ein Tag im Unternehmen CLAAS, der sich richtig gelohnt hat.

Studentin Melanie Schlüter zum Job Shadowing beim Landmaschinenhersteller in Harsewinkel.

Harsewinkel (fhb). Melanie Schlüter, 22 Jahre jung, hat es geschafft. Einfach mal in die Praxis, einfach einmal loslegen, das wirkliche Berufsleben für einen Tag „schnuppern“: ‚Job Shadowing‘ nennen das die Fachleute, ein unkompliziertes Modell, um Studierende im Rahmen einer eintägigen Stippvisite mit der Realität zu konfrontieren: Studiere ich eigentlich das Richtige – oder wäre ich woanders besser aufgehoben? Im Unterschied zum Praktikum steht nicht das Mitarbeiten im Vordergrund, sondern das gegenseitige Kennenlernen und die Arbeitsplatzerkundung.

Um es vorwegzunehmen: Melanie Schlüter studiert genau das Richtige, nämlich Wirtschaftsingenieurwesen am Fachbereich Ingenieurwissenschaften und Mathematik, kurz IuM. Mittlerweile im 4. Semester. Zur Technischen Produktdesignerin hatte sie sich vor Studienbeginn ausbilden lassen. Technische und betriebswirtschaftliche Abläufe in Einklang zu bringen, das sei ihr großes Thema, so Schlüter. Wie dies bei einem der weltweit führenden Hersteller von Landtechnik CLAAS in Harsewinkel umgesetzt wird, konnte sie am 23. Februar ganz direkt erfahren. Gerhard Freitag, Leiter Vertriebslogistik, hatte sich Zeit genommen, um die angehende Ingenieurin in einen typischen Arbeitstag eintauchen zu lassen. Für ihn war das auch sein erster ‚Job Shadowing‘-Tag. Ein Experiment, von dem er am Ende des Tages überzeugt war. Ja, es hatte sich gelohnt.

Morgens, 8:15 Uhr: Treffpunkt Tor 2, Begrüßung, kurze Einweisung in die Abteilung, Erläuterung der Struktur der CLAAS Vertriebsgesellschaft, Rundgang durch die Abteilung Technischer Vertrieb. „Spontan bin ich dann beim Ausbilder der Abteilung geblieben“, erzählt Schlüter, „er hat mir seine Arbeit erklärt und wir haben unterschiedliche Tools und Programme von SAP benutzt und alltägliche Arbeit erledigt“. Es folgte eine Abteilungsbesprechung, anschließend ging es zum gemeinsamen Mittagessen in die Betriebskantine.

Nächste Station: Besprechung über die neue ISO 9001-Regelung, Aufbau eines neuen Tools im Intranet, gefolgt von einer weiteren Besprechung mit dem Controlling und der Umbauabteilung. Zwischendurch immer wieder Gespräche mit Gerhard Freitag: Gibt es offene Fragen, welche Antworten haben wir parat? „Alle waren sehr offen und zuvorkommend, haben mir viel erklärt und gezeigt. Herr Freitag war ein guter Mentor und hat mir mit diesem ‚Job Shadowing‘ auf meinem Findungsweg weitergeholfen.“ Seine Arbeit sei vielseitig und interessant, „durchaus ein Job, den ich mir irgendwann in meiner Karriere vorstellen könnte“, blickt Melanie Schlüter nach vorn, „aber bis es soweit sein könnte, wird noch einige Zeit vergehen.“

Brigitte Böwingloh hört solche Erfahrungsberichte gerne. Sie ist die Leiterin des Praxisbüros am Fachbereich IuM und koordiniert unter anderem Betriebspraktika und Unternehmenspatenschaften, pflegt also Kontakte zu den Unternehmen und ist für die Karriereberatung und das Coaching der Studierenden verantwortlich. „Vom ‚Job Shadowing‘ profitiert nicht nur der Studierende, sondern auch die Arbeitgeberseite, denn bei einer ersten Kontaktaufnahme kann man schon feststellen, ob die Chemie stimmt und eine Zusammenarbeit lohnenswert erscheint.“

Gemeinsam mit ihrer Kollegin Dörte Husmann, die an der Universität Bielefeld das Team des Career Service leitet und die seit Jahren nur Positives über das ‚Job Shadowing‘ hört, wird sie künftig dieses „Modell der individuelle Hospitation an einem Arbeitsplatz“ weiter bewerben. Denn es funktioniert, „weil die Beteiligten acht Stunden lang ernsthaft und offen miteinander kommunizieren“, bringt Brigitte Böwingloh die Berichte der Studierenden auf den Punkt.