20.12.2018

Mobilität für Bielefeld – konkret gestalten!

Prof. Dr.-Ing. Jens Haubrock lud zum zweiten Expertenworkshop in die FH Bielefeld.

In Anlehnung an den E-Mobilitäts- und Ladeinfrastrukturworkshop der Stadt Bielefeld vom Juni 2018, lud Prof. Dr.-Ing. Jens Haubrock, Lehrender in den Studiengängen Regenerative Energien und Elektrotechnik im Fachbereich Ingenieurwissenschaften und Mathematik der FH Bielefeld und Forschender im Forschungsschwerpunkt ITES (Intelligente Technische EnergieSysteme, ab dem 01.01.2019 Institut für Technische EnergieSysteme) mit den Themenschwerpunkten Smart Mobility und Smart Energy zum zweiten Treffen im November in die Räumlichkeiten der Fachhochschule Bielefeld ein. Der Einladung sind zahlreiche Experten und Interessierte aus dem Bereich Elektromobilität gefolgt und möchten nun im zweiten Auftakt in Form des Workshops „Mobilität für Bielefeld – konkret gestalten!“ drei grundlegende Themengebiete ausarbeiten und konkretisieren.

Zum einen den Leitgedanken einer elektromobilen Logistik mit dem Vorsatz, den innerstädtischen Lieferverkehr durch Einrichtung sogenannter „City Hubs“ am Rand oder außerhalb des Kernstadtgebiets aus der Innenstadt zu verlagern, damit die Warenlieferungen mittels E-Fahrzeugen an die Geschäfte und Unternehmen in die Innenstadt erfolgen kann. Zum anderen die Idee der multimodalen Elektromobilität für die Anbindung von Ladeparkplätzen und Sharing-Stationen an Haltestellen und Park & Ride Standorten, sowie der Nutzung der bereits existierenden ÖPNV-Infrastruktur für multimodales Laden von Elektrofahrzeugen, aber auch die Entwicklung einer integrierten App für „Door-to-Door“-Mobilität, mit der Möglichkeit auf kombiniertes Ticketing und Einbindung von e-Sharing-Fahrzeugen in die Reisekette. Auch die Anforderungen an ein emissionsfreies und elektromobiles Wohnen im Quartier waren Gegenstand der Diskussionsrunde. Dieser Grundgedanke soll laut Prof. Haubrock vor allem Bewohnern innerhalb eines Quartiers den Anreiz schaffen, auf das eigene, individuelle Fahrzeug zu verzichten und das Fahrzeug zu nutzen, welches den Bedürfnissen am besten entspricht. Im Umkehrschluss bedeutet das, die Integration von E-Mobilität und Sharing-Angeboten in die Bauleitplanung für Quartiersentwicklung einzubeziehen und die Stellplatzsatzungen an elektromobile Bedürfnisse anzupassen.

Zur Einführung zeigt Prof. Haubrock in diesem Zusammenhang die hohe Luftbelastung durch den Individualverkehr in Bielefeld auf, indem er sich auf die Aussagen vom Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (LA-NUV) und Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (Umweltbundesamt) bezieht. Diese führen an, dass in Bielefeld an zwei Standorten 25 Feinstaubüberschreitungen seit Beginn des Jahres gemessen wurden und der innerstädtische Verkehr 60 Prozent der Stickoxid-Belastung ausmacht. Jedoch kann das Problem der Luftverunreinigung durch Verbrennungsmotoren nicht nur durch das alleinige Austauschen der Dieselfahrzeuge mit Elektrofahr-zeugen gelöst werden. „Wenn wir einfach nur die Dieselfahrzeuge durch Elektrofahrzeuge substituieren, vermeiden wir zwar die lokalen CO2-Emissionen, verlagern diese Emissionen aber gleichzeitig ins Kraftwerk, da das bundesweite Stromnetz größtenteils aus Braun- und Steinkohlestrom besteht. Diese verla-gerten Emissionen übersteigen zudem sogar die Emissionen des Verbrennungsmotors“, so Haubrock. Deshalb sollte es nach seiner Einschätzung nicht nur Ziel sein, Dieselfahrzeuge leichtfertig durch Elektrofahrzeuge zu ersetzen, sondern die Elektrofahrzeuge auch intelligent in das bestehende elektrische Netz zu integrieren. „Denn Elektromobilität wird erst dann attraktiv, wenn man diese mit Erneuerbaren Energien vernetzt“, schlussfolgert er.

In Folge dieser Tatsachen möchte Prof. Haubrock nach eigener Aussage erreichen, dass die Stadt Bielefeld als Vorreiter in Projekten zur Verbesserung der Luftqualität vorangeht und bezweckt durch die Verstetigung dieser Expertenworkshops, dass gemeinsame Projekte nicht nur angeregt, sondern auch in einem bedeutenden Ausmaß umgesetzt werden. Gleichzeitig stellt er sein aktuell laufendes Forschungsprojekt „Fit2Load“ vor, indem es um die Planung und Implementierung eines Mobilitätskonzeptes zur CO2-armen Nutzung von Elektromobilität im Bereich des Filiallieferverkehrs mit Fokus auf eine intelligente und wirtschaftliche Netzintegration geht. Daran sind nicht nur Kolleginnen und Kollegen der FH Bielefeld im Forschungsschwerpunkt ITES beteiligt, sondern auch Unternehmen wie der Ladesäulenhersteller Westaflex GmbH, die Gebäude- und Energiemanagementspezialisten der Archimedes Technik GmbH und die Großbäckerei Lechtermann & Pollmeier. Für dieses Engagement wurde das Forschungsprojekt bereits im Juli 2018 vom Land NRW im Rahmen der KlimaExpo.NRW geehrt.

Aufgelockert wurde die Expertenrunde anschließend mit Impulsvorträgen von Prof. Haubrock und Christian Kracht (Stadtwerke Bielefeld) zu den bereits genannten drei Grundthemen des Abends. Diese Themengebiete wurden dann vier Gruppentischen zugeordnet, wobei eine der vier Diskussionsrunden themenoffen sein sollte, um Gesprächsbedarf weiterer, eventuell aufkommender Fragestellungen zu decken. Durch die Vermischung der Diskussionsteilnehmer im 15-Minuten-Takt an den jeweiligen Thementischen, konnten alle Experten zu jedem der drei Projektkonzepte etwas beisteuern und diese somit weiter konkretisieren. „Eine sehr gelungene Veranstaltung. An den Tischen wurde ausgiebig diskutiert und das hat mir gezeigt, wie wichtig es ist, diese Projektvorstellungen in einer breiten Runde zu debattieren. Wir hatten heute viele Teilnehmer aus Politik und Industrie, die ein großes Interesse am Verlauf und Ergebnis dieser Konzepte zeigen und diese auch gemeinsam nach vorne bringen möchten. Damit wir das nachhaltig bewerkstelligen können, werden wir diese Sitzungen verstetigen und im Frühjahr 2019 diese angedachten Projekte weiter ausarbeiten.“, so Haubrock. (kw)