27.04.2017

Praktische Einblicke in die Berufswelt

Girls´Day und Boys´Day 2017 an der FH Bielefeld.

Bielefeld/Gütersloh/Minden (fhb). Mit einem bunten Programm hat sich die Fachhochschule (FH) Bielefeld auch in diesem Jahr wieder am Girls´-und Boys´Day beteiligt. In Bielefeld, Minden und Gütersloh gab es praxisnahe Einblicke in unterschiedliche Studiengänge. Im ganzen Bundesgebiet schnuppern an diesem Tag Schülerinnen und Schüler in Berufe und Studiengänge hinein, die vorzugsweise vom jeweils anderen Geschlecht ausgeübt werden. Der Girls’ und Boys´Day werden bundesweit vom Kompetenzzentrum Technik-Diversity-Chancengleichheit e.V. ausgerichtet, einem An-Institut der FH Bielefeld.

Am Studienort Minden schnuppern 15 Mädchen der Klassen 7 bis 9 von Gesamtschulen und Gymnasien in die MINT-Studiengänge am Campus Minden hinein. „Wir möchten gerne mehr Studentinnen in den technischen Bereich bekommen“, sagt Bettina Wittbecker, wissenschaftliche Mitarbeiterin in Minden. An einem Fallbeispiel über eine Motorradwerkstatt haben die Schülerinnen verschiedene praktische Übungen durchgeführt und die Berufsbilder der Maschinenbauingenieurin, Elektrotechnikingenieurin, Informatikerin, Projektmanagerin/Architektin, Bauingenieurin sowie des Wirtschaftsingenieurwesens kennengelernt. Die Mädchen haben sich am Computerprogramm CAD ausprobiert, Steuerungen im Sicherheitssystem vorgenommen und eine Website gestaltet. „Der Girls´Day hat meine Erwartungen übertroffen“, sagt Viktoria Kampeter vom Ratsgymnasium. Ähnlich begeistert ist auch ihre Schwester. Elisabeth Kampeter: „Mich interessiert besonders der Informatikteil. Ich hatte vorher noch keine genaue Vorstellung von den Berufen, und es gefällt mir hier gut.“

Einblicke in den Beruf des Gesundheits- und Krankenpflegers bekommen derweil 12 Jungs der 5. bis 10. Klassen am Campus Minden. Sie lernen das Pflegelabor Skills Lab kennen und probieren sich unter Anleitung von Tanja Münnichhausen und Simone Neitzel praktisch aus. Die Schüler sitzen sich zu zweit gegenüber, wirken konzentriert: Blutdruck und Puls messen üben sie gerade. Ein paar Räume weiter werden Hände desinfiziert und Spritzen mit Flüssigkeit aufgezogen. Auch die Herzbettlagerung lernen sie kennen. Zudem sprechen die Boys über den Begriff Pflege und welche Grundregeln damit verbunden sind. Das Fazit von Cedric Philip Fechner zum „Praxistag Pflege“: „Ich finde es spannend zu erfahren, wie das mit den Spritzen funktioniert.“

„Ach, das ist ein Hubmagnet – dann hab ich‘ s gleich“, schallt es aus dem Labor am Studienort Gütersloh des Fachbereichs Ingenieurwissenschaften und Mathematik. Hier lernen fünf Mädchen der 8. und 9. Klasse, wie die Automatisierungstechnik funktioniert. Vanessa Jones gibt Daten in ein Computerprogramm ein und schon läuft das kleine Förderband mit runden Plättchen aus Metall und Plastik. „Je nachdem welches Plättchen an einem Sensor vorbeikommt, müssen die Mädchen wie in einer richtigen Produktion programmieren, ob das Material weiterlaufen darf oder eine Rutsche hinuntergeleitet wird“, erklärt Vanessa Prott-Warner, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Studienort. Das Metall darf rutschen, das Plastik läuft bis zum Ende des Bandes weiter und fällt in die Hand von Marie Brandis. „Ich habe mich für den Workshop entschieden, weil mich Technik interessiert und mir Physik und Informatik in der Schule am meisten Spaß machen“, sagt sie. Ob sie später ein Technikfach studieren will, weiß sie noch nicht, „aber möglich wäre es“. Wie das Studium aussehen könnte, lernten die Mädchen im Anschluss ans Programmieren: Franziska Diekmann, Studentin im 6. Semester des praxisintegrierten Studiengangs Wirtschaftsingenieurwesen, berichtete von ihrem Studium, ihren Praxisphasen im Unternehmen und warum sie sich für diesen Studiengang entschieden hat. „Ich fand Mathe mit einem richtigen oder falschen Ergebnis schon immer besser als eine Gedichtinterpretation in Deutsch mit so vielen verschiedenen Auslegungen“, sagt Diekmann. Zudem habe sie eine engagierte Informatiklehrerin gehabt, die Mädchen und Jungs die MINT-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) nähergebracht habe. „Ich glaube, neben dem grundsätzlichen Interesse steht und fällt die spätere Berufswahl auch mit dem Lehrer“, sagt sie.

20 Mädchen ab der 8. Klasse interessieren sich im Schülerinnen- und Schülerlabor experiMINT am Fachbereich Ingenieurwissenschaften und Mathematik am Studienort Bielefeld für „Den Traum vom Fliegen“. In kleinen Experimenten durchleben die Mädchen eine kurze Zeitreise durch die Geschichte des Fliegens und erleben die Vielfalt der Flugtechnologien hautnah. „Im Schülerlabor bauen wir Raketen aus Alufolie und Streichhölzern: Das macht sehr viel Spaß", sagt die 12-jährige Paula Klockemann. Zudem freuen sich die Schülerinnen über ihre selbst gebauten Papierflugzeuge, die sie mit ihrem Smartphone oder einem Tablet eigenständig steuern können. Sophia Borissova: „Besonders viel Spaß haben mir die Experimente im Schülerlabor gemacht. Diese durften auch so oft wiederholt werden, bis sie geklappt haben. Das fand ich sehr cool."

Ebenfalls am Fachbereich Ingenieurwissenschaften und Mathematik am Studienort Bielefeld lernten 12 Schülerinnen der 5. bis 10. Klassen die Lehreinheit Mathematik kennen. Die Mädchen lösten Knobelaufgaben und besichtigten die neuen Seminarräume und Labore. Zudem haben sie von Studierenden erfahren, wie ein Praxissemester im Studium ablaufen kann. Am Ende des Tages kennen sie auch die Einsatzmöglichkeiten von Mathematikerinnen außerhalb von Hochschulen.