25.08.2017

Zweiter Gastprofessur-Aufenthalt in Shanghai

Zum zweiten Mal übernahm Prof. Dr. Franz Feyerabend, Lehrender im Fachbereich Ingenieurwissenschaften und Mathematik (IuM), eine vierwöchige Gastprofessor in Shanghai.

Auf Einladung der Shanghai Normal University lehrte Prof. Feyerabend von Mitte März bis Mitte April 2017 im sechsten Semester des Studiengangs Fahrzeugtechnik. Die chinesische Universität hat einen bilingualen Fokus und bietet zahlreiche deutsch-chinesische Veranstaltungen an. Das Ziel ist es, die Studierenden gezielt auf einen Auslandsaufenthalt in Deutschland vorzubereiten. Dafür werden zur Unterstützung der chinesischen Lehrkräfte pro Semester zwei bis drei deutsche Professoren eingesetzt, die nicht nur Fachinhalte und die deutsche Sprache, sondern auch die deutsche Lehrmethodik vermitteln sollen.

Die chinesische Universität in Shanghai möchte durch die Kooperation mit der Fachhochschule Bielefeld neue Lernformate kennenlernen und von westlichen Gepflogenheiten lernen. Durch den Austausch wird eine Win-Win Situation für beide Hochschulen geschaffen, da unter anderem dadurch ein beiderseitiger Austausch von Studierenden ermöglicht wird.

Das studentische Leben in China unterscheidet sich in einigen Aspekten stark von denen in Deutschland. Chinesische Studierende haben eine deutlich höhere Stundenbelastung pro Woche, die bei etwa 30-35 Stunden liegt. Ein weiterer Unterschied zum deutschen Lehrplan ist der häufig stattfindende Blockunterricht. In Shanghai wird ein Fach bis zu 12 Stunden pro Woche in Gruppen von zirka 35 Studierenden gelehrt. Dies ermöglicht eine besondere fachliche Vertiefung. „Außerdem gibt es eine hohe Anwesenheitsquote, auch ohne Anwesenheitspflicht, da die Studierenden insgesamt sehr diszipliniert sind und den Anweisungen der Professoren folgen“, so Prof. Feyerabend.

Der zweite Aufenthalt als Gastprofessor lief laut Prof. Feyerabend deutlich professioneller ab als sein Erster, den er im Frühjahr 2016 in Shanghai verbracht hatte. Als Vorbereitung auf den Aufenthalt hatte er ein Skript erarbeitet, dass der Fachbereich IuM in Deutschland hat drucken lassen und nach China geschickt hat. So konnte jeder Studierende ein Exemplar bereits Wochen vor dem Unterricht erhalten und der Veranstaltung folgen. Prof. Feyerabend bekam zur Unterstützung einen Co-Teacher sowie einen Junior Assistenten zur Seite gestellt, die ihn in seinen täglichen Lehrveranstaltungen und bei Kommunikationsschwierigkeiten unterstützten. Diese gab es glücklicherweise nur selten, da die Studierenden bereits sehr gut Deutsch sprechen. „Ich konnte die Deutsch-Quote meiner Veranstaltung von 80 auf 90 Prozent erhöhen und habe Lernflyer mit deutsch-chinesischen Sätzen zum besseren Verständnis eingesetzt.“, erzählte Feyerabend.

Der Workshop „Crazy Machines“ war ein Pilotprojekt und wurde in dieser Form zum ersten Mal in China durchgeführt. Ziel war es, neben dem Vertiefen der Deutschkenntnisse vor allem technisches Basiswissen zu transportieren und die Teamarbeit zu fördern. „Die Resonanz der Studierenden war durchweg positiv“, erinnert sich Prof. Feyerabend. Durch den aktivierenden Unterricht nach Feyerabends Prinzip „Stärken stärken“, bei dem Studierende zum Beispiel eigenständig Multiple-Choice-Klausuraufgaben erarbeiten und diese anschließend präsentieren sollten, ist ein Rollentausch zwischen Studierenden und Lehrenden gelungen und neue Formen der Lehre konnten erlebt werden.

Das zdi-Schülerinnen- und Schülerlabor des Fachbereichs IuM hatte im Vorfeld für den Workshop Bausätze zur Verfügung gestellt, mit denen die Studierenden vor Ort arbeiten konnten. Dies funktionierte so gut, dass Silja Stark, Mitarbeiterin im Schülerlabor das Konzept „Wettrennen der Maschinen“ übernehmen und zukünftig auch in Bielefeld anbieten möchte.

Als weiteres neues Format wurde eine Firmenbesichtigung der Firma Hella Lighting in Jiaxing  durchgeführt, die dort rund 1100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt. So bekamen die Studierenden einen direkten Einblick in das Arbeitsleben und konnten erste berufliche Kontakte knüpfen.

Das Leben in China sei schon anders, so das Fazit von Prof. Feyerabend. So betrug sein täglicher Arbeitsweg eine Stunde, den er mit dem Bus morgens um 6:30 Uhr zurücklegte. Da Shanghai 24 Millionen Einwohner hat, sind die Wege innerhalb der Stadt extrem lang. Bei seinem zweiten Besuch sei jedoch schon alles vertrauter gewesen und er habe das Gefühl, jetzt wirklich am dortigen Leben teilzunehmen. „Ich habe mittlerweile sogar schon ein chinesisches Girokonto.“, berichtete Feyerabend.

Die Universität in Shanghai ist begeistert von den neuen Konzepten und möchte diese auch weiter fördern und etablieren. In Zukunft wird in jedem Semester des Studiengangs Fahrzeugtechnik eine Professorin oder ein Professor der FH Bielefeld vor Ort sein. So reist im September diesen Jahres Prof. Dr. Herbert Funke nach Shanghai. (cg)

 

Für weitere Informationen können Sie sich an Prof. Franz Feyerabend oder Dr. Alexandra Nitz wenden.