3. Mindener Fachgespräch für den Tiefbau

"Versickerung von Regenwasser" am 27.11.2001

1. Studie zur Versickerungsleistung eines Mulden-Rigolen-Systems in Werther
2. Verfahrensrechtliche Aspekte bei der Genehmigung von Versickerungsanlagen
3. Beispiele für Ausführung und Unterhaltung von Versickerungssystemen
4. Ausstellung und Informationsangebote von Fachfirmen
5. Ausblick

Das 3. Mindener Tiefbaugespräch fand am Dienstag, dem 27. November 2001 ab 17:30 Uhr unter der Leitung von Prof. Dr.-Ing. Hans-Georg Gülzow im Audi Max des in Minden ansässigen Fachbereichs Architektur und Bauingenieurwesen der Hochschule Bielefeld statt. Das Fachgespräch wurde vom Verein BEU - Bauen-Energie-Umwelt - Technologietransfer, Minden als Mitveranstalter gefördert.
In drei Kurzvorträgen wurde über bodenmechanische Randbedingungen, verfahrensrechtliche Aspekte und Erfahrungen bei Bau und Betrieb von Anlagen zur Versickerung von Regenwasser berichtet.
Die ca. 90 Teilnehmer aus regional ansässigen Baufirmen, Industrieunternehmen, Ingenieurbüros und Behörden diskutierten anschließend ausgiebig über Erfahrungen und technische Entwicklungen. Auch viele Studierende nutzten die Gelegenheit, sich über baupraktisch relevante Fragestellungen aus erster Hand zu informieren.

Studie zur Versickerungsleistung eines Mulden-Rigolen-Systems in Werther
Prof. Dr.-Ing. Hans-Georg Gülzow
Dipl.-Ing. Erich Hoffmann, Ingenieurbüro I.W.A., Minden

Herr Hoffmann berichtete von der Planung und dem Bau eines Mulden-Rigolen-Systems in Werther bei Bielefeld. In dem 6,5 ha großen Wohngebiet wird Regenwasser im anstehenden Lößlehm versickert und überschüssiges Wasser in einen Bach abgeleitet. Das Mulden-Rigolen-System ist seit dem Frühjahr 2000 vollständig in Betrieb.
Herr Prof. Gülzow berichtete über die Ergebnisse der seit Juli 2000 durchgeführten Messungen von Niederschlag, Verdunstung, Rigolenwasserstand, Wassergehalt im Baugrund und Abfluss aus dem Rigolensystem. Bislang zeigt sich ein reduzierter, in den Spitzen gedämpfter Abfluss und ein erheblicher Versickerungsanteil.
Numerische Simulationen des für die Bestimmung des Durchlässigkeitsbeiwertes gebräuchlichen Open-End-Tests zeigen, dass bei der Anwendung im Lößlehm die Auswertung des Versuches um einen Anteil korrigiert werden muß, der die Erhöhung des hydraulischen Gradienten durch die Kapillarspannung berücksichtigt.

Verfahrensrechtliche Aspekte bei der Genehmigung von Versickerungsanlagen
Dipl.-Ing. Wolf-Ullrich Schober, Umweltamt der Stadt Bielefeld

Herr Schober erläuterte den Nutzen und die Risiken der dezentralen und ortsnahen Versickerung von Regenwasser. Ferner berichtete er über wasserrechtliche Randbedingungen bei der Genehmigung von Versickerungsanlagen und über das Angebot von Fördermaßnahmen und Fördermitteln des Landes NRW.

Beispiele für Ausführung und Unterhaltung von Versickerungssystemen
Dipl.-Ing. Reinhard Haase, Fränkische Rohrwerke, Bückeburg

Herr Haase berichtete über die inzwischen mehrjährigen Erfahrungen bei Bau und Betrieb von Versickerungsanlagen in unterschiedlichen Einsatzbedingungen. Er wies besonders auf die erforderliche Durchleitung des Regenwassers durch eine belebte Bodenzone hin, bevor das Sickerwasser in die konstruktiven Elemente des Versickerungssystems eingeleitet wird. Die Reinigung des Regenwassers in der belebten Bodenzone trägt ganz wesentlich zur Erhaltung der Funktionstüchtigkeit der Versickerungssysteme bei. Bislang ist ihm aus seiner Praxis kein Fall bekannt, in dem eine Versickerungsanlage im Laufe des Betriebes durch Abnahme der Versickerungsleistung versagt hat.

Ausstellung und Informationsangebote von Fachfirmen
Ergänzend zum Vortragsprogramm boten Fachfirmen Informationen zu wasserwirtschaftlicher Software (Ing.-Büro IfS aus Hannover), Geotextilien (Fa. Naue Fasertechnik aus Lübbecke), versickerungsfähigen Flächenbefestigungen (Fa. SF-Kooperation Betonkonzepte aus Bremen) sowie Bauteilen aus Kunststoff für Versickerungsanlagen (Fa. ELWA aus Lingen und Fa. Fränkische Röhrenwerke aus Bückeburg) an.
Am Rande dieser Informationsangebote ergab sich beim abschließenden Imbiß ausreichend Gelegenheit zu persönlichen Gesprächen.

Ausblick
Die Mindener Fachgespräche für den Tiefbau bieten Gelegenheit zu einem Erfahrungsaustausch über den Stand der Technik, aktuelle Projekte sowie spezifische Probleme und Lösungen des Tiefbaus in der Region Ostwestfalen-Lippe und den angrenzenden Gebieten. Sie sind ein Ansatz, die Zusammenarbeit zwischen der Bildungs- und Forschungseinrichtung "Hochschule" und der regionalen Wirtschaft zu pflegen und voranzubringen. Die jeweils gute Beteiligung an den bisherigen drei Veranstaltungen ist für uns eine Verpflichtung diese erfolgreiche Veranstaltungsreihe weiterzuführen. Wir hoffen dabei nach wie vor auf die Unterstützung der beteiligten Firmen, die mit finanziellen Zuwendungen dieses Konzept einer Gesprächsreihe mit dem Angebot der kostenlosen Teilnahme möglich machen.