9. Mindener Fachgespräch für den Tiefbau

Thema: "Bauen im Grundwasser"
1. Anwendung von Grundwassermodellen zur Bewertung der Auswirkung von Wasserhaltungsmaßnahmen
2. Grundwasserabsenkung im Pipelinebau - Stand der Technik - Praxisbeispiel Etzel
3. Problemlösungen bei Baugruben in vernässten Lößlehmen

Das 9. Mindener Tiefbaugespräch fand am Dienstag, dem 20. November 2007 unter der Leitung von Prof. Dr.-Ing. Hans-Georg Gülzow im Audi Max des in Minden ansässigen Fachbereichs Architektur und Bauingenieurwesen der Hochschule Bielefeld statt. Der Prorektor für Forschung und Entwicklung, Prof. Dr.-Ing. Joachim Bahndorf konnte ca. 120 Teilnehmer begrüßen und über aktuelle Daten und Entwicklungen der HSBI informieren.

Anwendung von Grundwassermodellen zur Bewertung der Auswirkung von Wasserhaltungsmaßnahmen
Dipl.-Geol. Frank Schmidt, Hydrogeologen Schmidt und Partner, Bielefeld
Um Beeinträchtigungen und Schädigungen des Grundwassers zu vermeiden, sollte der Eingriff in den Grundwasserkörper durch Wasserhaltungsmaßnahmen so gering wie möglich sein. Auf der Grundlage von hydrogeologischen Messdaten und numerischer Simulationen können Grundwassermodelle erstellt werden, die nach Kalibrierung an dokumentierten Ist-Zuständen gut geeignet sind, Prognoserechnungen zu geplanten Wasserhaltungsmaßnahmen zu erstellen. Praxisbeispiele zeigen die Möglichkeiten für Variantenbetrachtung und für die Optimierung von Wasserhaltungsmaßnahmen.

Grundwasserabsenkung im Pipelinebau - Stand der Technik - Praxisbeispiel Etzel
Dipl.-Ing. Heinz Hölscher, Hölscher Wasserbau GmbH, Haren/Ems
Zwischen Februar und November 2007 wurden für das Kavernen-Gaslager Etzel bei Wilhelmshaven das Feldleitungsnetz erneuert. Für die hierzu erforderlichen Grundwasserabsenkungen wurden sowohl offene Wasserhaltungen wie auch geschlossene horizontale und vertikale Wasserhaltungen eingesetzt. Die Einsatzbereiche der Verfahren, der Geräteeinsatz und die Durchführung der Wasserhaltungen konnten an diesem Projekt vergleichend dargestellt werden. Die geschlossene horizontale Wasserhaltung ist mit dem Einsatz von Fräsen ein sehr wirtschaftliches Verfahren, insbesondere für Linienbauwerke. Beim Einbau der Horizontaldränagen mit horizontal gesteuerten Bohrverfahren (HDD) ist die Frage der Filterstabilität und damit der dauerhaften Funktionsstabilität der Dränagen noch nicht eindeutig belegt.


Problemlösungen bei Baugruben in vernässten Lößlehmen
Prof. Dr.-Ing. Hans-Georg Gülzow, HSBI
Der Lößlehm ist ein sehr wasserempfindlicher Boden. Wechselnde mechanische bzw. dynamische Einwirkungen können Porenwasserüberdrücke und Verflüssigungseffekte auslösen. Treten solche Effekte auf, können Böschungen abrutschen und Gründungssohlen so gestört werden, dass eine sichere Gründung des Bauwerks nicht mehr möglich ist.

Geeignete vorbeugende Maßnahmen sind solche, die den Lößlehm vor konzentrierten mechanischen Einwirkungen schützen und/oder die Sickerströmung umkehren, so dass keine Strömungskräfte auf die Böschungs- oder Sohlflächen gerichtet sind. Für Wasserhaltungsmaßnahmen zur Absenkung des Grundwasserspiegels im Lößlehm ist eine mehrwöchige Vorlaufzeit einzuplanen.