Risiko Baustelle minimieren – Praxisnahe Handlungsempfehlungen zur Optimierung des Sicherheits- und Gesundheitsschutzes

Bachelorarbeit Patricia-Josephine Pieper/01.2019 – Projektmanagement Bau – HSBI/Campus Minden

Im Vergleich zu anderen Wirtschaftszweigen sind die Beschäftigten im Bauhauptgewerbe einem besonders hohen Gesundheitsrisiko ausgesetzt. Auf einer Baustelle konkurrieren die unterschiedlichsten Interessen der am Bau Beteiligten miteinander. Die fristgerechte Fertigstellung der Bauprojekte, bei möglichst geringen Herstellungskosten, steht in einer gewissen Ambivalenz zur Qualität der Arbeit und dem Wirtschaftlichkeitsaspekt der Baubetriebe. Während seitens der Auftraggeber und Auftragnehmer die betriebswirtschaftlichen Ziele wie Zeit, Kosten und Qualität im Vordergrund stehen, ist der Arbeitsschutz ein wichtiges Instrument, um auch humane und soziale Ziele auf der Baustelle zu berücksichtigen. Aus der Charakteristik einer Baustelle, auf der Mensch und Maschine unter hohen Belastungen und verschiedensten Witterungsbedingungen miteinander interagieren, ergeben sich erhebliche Gefährdungen. Gefahren werden in der Praxis nur unvollständig erfasst. Demzufolge sind die festgelegten Schutzmaßnahmen auf einer Baustelle unzureichend. Zusätzlich erschwert die mangelhafte Kommunikation der am Bau beteiligten Akteure den Bauablauf.

Um diesen Störfaktoren entgegenzuwirken, wurde 1992 die EU-Baustellensicherheitsrichtlinie erlassen und 1998 in Deutschland mit der Baustellenverordnung umgesetzt – begleitet von großem Widerstand, da zu den bereits bestehenden Unfallverhütungsvorschriften und dem Arbeitsschutzgesetz nun eine weitere Verordnung hinzukam. Die Verordnung sieht vor, dass unter bestimmten Kriterien ein geeigneter Sicherheits- und Gesundheitsschutzkoordinator (SiGeKo) zu bestellen ist. Diese zusätzliche Instanz soll den Bauherrn bei der Erfassung von Gefahren und den daraus resultierenden Schutzmaßnahmen zur Minimierung der Risiken auf der Baustelle unterstützen. Doch die Integration des Koordinators in den Bauprozess verläuft oftmals fehlerhaft. Trotz der Anwendung des Arbeitsschutzgesetzes und der Baustellenverordnung lässt sich feststellen, dass die Unfallhäufigkeit auf Baustellen weiterhin enorm hoch ist. Daraus ergibt sich die Herausforderung, basierend auf der Analyse von drei Praxisbeispielen, Handlungsempfehlungen zur Optimierung des Sicherheits- und Gesundheitsschutzes projektspezifisch, aber auch im Allgemeinen zu konzipieren, um das Risiko auf Baustellen zu minimieren.

Die vorliegende Arbeit ist in einen Theorie-, einen Praxis- und einen Transferteil gegliedert. Im ersten Teil werden die theoretischen Grundlagen des Sicherheits- und Gesundheitsschutzes erarbeitet. Zunächst werden die zentralen Begriffe wie der Gebäudelebenszyklus und planungs- und ausführungsrelevante Gefahren auf Baustellen erläutert sowie relevante Akteure vorgestellt. Anschließend werden die rechtlichen Grundlagen und Maßnahmen zum Sicherheits- und Gesundheitsschutz vorgestellt. Im weiteren Verlauf werden konkrete Maßnahmen zum Sicherheits- und Gesundheitsschutz auf Baustellen thematisiert. Die Aufgaben und Pflichten des SiGeKo werden dabei in der Planungs- und Ausführungsphase durch den Sicherheits- und Gesundheitsschutzplan und die Unterlage für spätere Arbeiten vorgestellt. Im Praxisteil werden die Anwendung und Umsetzung der theoretischen Grundlagen anhand von drei Praxisbeispielen untersucht und analysiert. Dazu wurden qualitative Umfragen (Interviews) mit Experten durchgeführt und die projektspezifischen Stärken bzw. Schwächen dargestellt. Im Transferteil werden die zuvor erarbeiteten Erkenntnisse aus Theorie und Praxis in konkrete Handlungsempfehlungen zur Optimierung des Sicherheits- und Gesundheitsschutzes transferiert. Durch ein Fazit und einen Ausblick auf den weiteren Forschungsbedarf wird die Bachelorarbeit abgeschlossen.

Kontakt: patricia.josephine.pieper@gmail.com

Erstprüfer: Prof. Dr.-Ing. Ulrich Schramm
Zweitprüfer: Dipl.-Ing. Peter Wentland, BG BAU