21.09.2016

„Anpackender Wissenschaftler, Forscher mit Praxisbezug“

Ehrenurkunde für Prof. Dr. rer. nat. Dirk Lütkemeyer zum 25-jährigen Dienstjubiläum.

Bielefeld (fhb). Prof. Dr. rer. nat. Dirk Lütkemeyer (53) arbeitet seit 2008 am Fachbereich Ingenieurwissenschaften und Mathematik im Studiengang Apparative Biotechnologie. Seine Lehrgebiete sind die Molekularbiologie der Zelle, die Proteinreinigung, die Validierung biotechnologischer Prozesse und die Analytik und Prozesskontrolle. Lehre bedeutet in seinem Fall auch beste apparative Ausstattung. Ohne die geht nichts. „Ich habe hier sehr gute Arbeitsbedingungen vorgefunden“, sagt er rückblickend und anerkennend.

Der gebürtige Bielefelder, der an der Universität seiner Heimatstadt das Biologie-Studium 1990 mit dem Diplom abschloss, von 1992 bis 2005 wissenschaftlicher Angestellter der Universität war, 1993 ebendort promoviert und mit dem Dissertationspreis der Universitätsgesellschaft ausgezeichnet wurde, Dirk Lütkemeyer feierte jetzt sein 25-jähriges Dienstjubiläum. Freude kam da hoch, aber nachdenklich wurde er gleichfalls im Gespräch mit FH-Präsidentin Prof. Dr. Ingeborg Schramm-Wölk, die die Ehrenurkunde überreichte und zuhörte. Lütkemeyer: „Woran ich mich zeitlebens sehr gerne erinnere, das ist mein mit einem EU-Stipendium finanzierter einjähriger Auslandsaufenthalt bei der Firma Pharmacia AB in Stockholm. Das war 1993 und die ganze Familie war mit dabei.“

Angenommen hatte Lütkemeyer den Ruf an die FH auch deshalb, weil ein neuer Gebäudekomplex für die Apparative Biotechnologie im Bau war. „Es war sehr spannend, in die Laborplanung mit eingebunden zu sein und die Geräteausstattung selbst mitzubestimmen. Neun mit Kollegen Gudermann eingeworbene Großgeräte sorgen für exzellente Lehrbedingungen“, hält der Jubilar fest. Mitgebrachte Forschungsprojekte in Kooperation mit Unternehmen aus der Region und darüber hinaus wollte er ausbauen. „Dann wurde mit Beginn des Jahres 2009 die Trennungsrechnung eingeführt, und alles ging den Bach runter“, fasst er zusammen und seine Betroffenheit wirkt Jahre später noch erstaunlich direkt. EU-weit gilt seitdem, dass öffentliche Mittel nicht zur Subventionierung wirtschaftlicher Tätigkeiten eingesetzt werden dürfen. Forschungsprojekte wurden uninteressant, weil sie zu bürokratisch gerieten. Für viele das Ende bislang erfolgreicher Transferprojekte.

2001 hatte sein damaliger Professor zusammen mit ihm und anderen die BIBITEC GmbH mit Sitz in Bielefeld gegründet und Lütkemeyer ist seitdem ihr Geschäftsführer. Von 2003 bis 2007 war er Mitglied des Vorstandes der Newlab Bioquality AG in Erkrath, im gleichen Zeitraum zudem Geschäftsführer der Norbitec GmbH in Uetersen bei Hamburg. Hier baute er eine Produktionsanlage für den Proteinwirkstoff Erythropoetin (EPO) auf.

Lütkemeyer versteht sich als „anpackender Wissenschaftler, Forscher mit Praxisbezug“. Sein Leistungsangebot beschreibt er heute mit „Alles um die Züchtung tierischer Zellen, Aufreinigung der Proteine, Analytik und Weiterentwicklung des Equipments“. Er kann, wie gesagt, auf exzellent eingerichtete Labore für tierische Zellkultur, Proteinreinigung und Analytik verweisen. Selbstverständlich profitieren seine Studierenden gleichfalls von der Infrastruktur in der Apparativen Biotechnologie. Und nicht zufällig ist er, neben seiner Lehrtätigkeit im Bachelor-Studiengang, im Master-Studiengang Molekulare Biotechnologie aktiv, der gemeinsam mit der Uni Bielefeld angeboten wird und zu einem Viertel aus Lehrveranstaltungen am Fachbereich Ingenieurwissenschaften und Mathematik besteht, für die, neben Lütkemeyer, seine Kollegen Gudermann und Patel verantwortlich sind.

Von seinen Studierenden hält Lütkemeyer viel. Ein Drittel, schätzt er, „hat Berufserfahrung, die überwiegende Mehrheit ist hochmotiviert“. „Wer bei uns mit guter Note abschließt, wird in Master-Studiengängen keine Probleme bekommen. Wer allerdings einen gut bezahlten Job finden will, der oder die muss sich mobil zeigen, denn in der Biotechnologiebranche gibt es wenig qualifizierte Plätze hier in OWL. Da muss man schon national und international unterwegs sein.“