02.12.2011

„Damit die Talente in OWL bleiben“

‚Allianz für Wissenschaft OWL‘ will künftig noch enger zusammenarbeiten und gemeinsam visionäre Ziele verfolgen.

Rheda-Wiedenbrück (fhb). Mit der Verabschiedung eines Memorandums per Akklamation endete gestern die Regionalkonferenz ‚Wissenschaftsstandort OWL‘ im A2-Forum in Rheda-Wiedenbrück. Vertreter aus Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Verwaltung, die sich zu einer ‚Allianz für Wissenschaft OWL‘ zusammengetan haben, wollen künftig „noch enger zusammenarbeiten“ und „gemeinsam visionäre Ziele verfolgen“. Die Standortbestimmung: „Ostwestfalen-Lippe, ein vitaler Raum für exzellente Wissenschaft und Wirtschaft, der für Internationalität und bürgerschaftliches Engagement, für Bildung und Lehre, für Innovation und Nachhaltigkeit, für soziale und technische Kompetenz steht.“

Rund 250 Interessierte waren der Einladung von Regierungspräsidentin Marianne Thomann-Stahl, vom Vorsitzenden des Regionalrats, Reinold Stücke, und von sieben OWL-Hochschulen, darunter die Präsidentin der Fachhochschule Bielefeld, Prof. Dr. Beate Rennen-Allhoff, gefolgt. In einem längeren Grußwort hatte die NRW-Wissenschaftsministerin Svenja Schulze Mut gemacht: „OWL steht ganz weit oben in NRW.“ Was nicht nur geografisch korrekt sei, sondern sich auch auf die Leistungsfähigkeit der Region beziehe, so die Ministerin. Ausdrücklich lobte sie die Zusammenarbeit der vier großen OWL-Hochschulen. Das riesige Projekt Campus Bielefeld, Partner sind hier die Uni und die FH, werde zu Innovation und noch mehr Internationalität beitragen. Der Einrichtung einer medizinischen Fakultät an der Uni Bielefeld sagte sie ihre Unterstützung zu – wie immer die auch aussehen könnte.

Vier Handlungsfelder und Leitprojekte hat die ‚Allianz für Wissenschaft OWL‘ ausgemacht, auf denen künftig geackert wird: OWL soll sich als Technologiestandort profilieren und stärken, ist ein Aktionsfeld umschrieben. Gemeint ist hier unter anderem die Final-Teilnahme am bundesweiten Spitzenclusterwettbewerb zum Thema ‚Intelligente Technische Systeme‘, griffig von der OWL-Marketing GmbH („Sie ist für die Entwicklung und Profilierung des Technologiestandorts unverzichtbar“) mit dem Kürzel ‚it’s owl‘ versehen. Zudem will sich die OWL-Allianz stark machen für ein Fraunhofer-Institut für Mechatronik an der Uni Paderborn und für ein Fraunhofer-Anwendungszentrum in Lemgo an der Hochschule OWL: „Wir erwarten, dass Land, Hochschule und Fraunhofer-Gesellschaft einen Weg der Finanzierung finden“, vermerkt das Memorandum.  

In das  zweite große Handlungsfeld ist die FH Bielefeld unmittelbar einbezogen. Es geht um OWL als „Modellregion für eine innovative Versorgung in Gesundheit, Pflege und Erziehung“. Hier ist der Lehrbereich ‚Pflege und Gesundheit‘ der FH angesprochen, „am Akademisierungsprozess in den Gesundheitsberufen“ teilzunehmen, etwa in Kooperation mit der Uni Bielefeld und der Einrichtung eines Graduiertenkollegs.

Dritter großer Themenblock ist OWL als die Region, die Talenten ein Zuhause gibt. Junge Leute aus der Region sollen hier studieren, Talente auch von weiter weg herangelockt werden. Deshalb wird im Memorandum an Bund und Länder appelliert, „die Finanzierung der Hochschulen auszuweiten und mittelfristig zu sichern“. Unternehmen, Verbänden, Städten und Gemeinden wird empfohlen, die Stiftung Studienfonds OWL der fünf staatlichen Hochschulen „nachhaltig materiell und ideell zu unterstützen“.  

Und zur Erhöhung des Anteils an hochqualifiziertem wissenschaftlichem Nachwuchs spricht sich die OWL-Allianz auch für den Ausbau der kooperativen Promotionen aus. Uni und FH Bielefeld seien im November 2010 eine „Vereinbarung für eine neue und strategische Partnerschaft für ihre wissenschaftliche Zusammenarbeit eingegangen“. Neben anderen sei ein Schwerpunkt die Förderung des Nachwuchses durch eine gemeinsame Betreuung von Doktorandinnen und Doktoranden im Rahmen eines kooperativ betreuten Promotionsverfahrens. Das Memorandum hält fest: „Wir appellieren an das Wissenschaftsministerium NRW und die Unternehmen der Region, die Initiative durch eine direkte Förderung zum Erfolg zu führen.“  

Im vierten Handlungsfeld geht es um soziale und ökologische Regionalentwicklung. Der Campus Minden der FH Bielefeld und das dortige, sich im Aufbau befindende Netzwerk ‚Intelligente Gebäudetechnologien‘ wird wortwörtlich erwähnt. Der Masterstudiengang ‚Integrales Bauen‘ wird hier angeboten, „der die 69 Gewerke eines Objekts unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit des gesamten Lebenszyklus in den Blick nimmt“, vermerkt das Memorandum und empfiehlt: „Wir ermutigen die Kompetenzträger der Region in Wirtschaft und Wissenschaft, aktiv am Netzwerk mitzuwirken.“

Aktiv teilgenommen an der OWL-Regionalkonferenz hat die FH Bielefeld mit zahlreichen Vertretern. So leitete Präsidentin Prof. Dr. Rennen-Allhoff das Forum „Beiträge aus Hochschulen für eine innovative Versorgung in Pflege und Gesundheit“, in dem unter anderen Prof. Dr. Matthias Mertin von der Lehreinheit ‚Pflege und Gesundheit‘ mitdiskutierte. Im Forum „Beiträge aus Studium und Lehre für den regionalen Arbeitsmarkt und die Talententwicklung“ gaben Prof. Dr. Andreas Beaugrand, Vizepräsident für Lehre und Studium, und Marcus Miksch, der Koordinator für die praxisintegrierten Studiengänge an der FH Bielefeld, Einblicke in gelungene Ausbildungs-Partnerschaften. Miksch: „Wir haben in kurzer Zeit die mittelständischen Unternehmen von unserem Konzept überzeugen können. Das gilt sowohl für den Studienort Gütersloh als auch für den Standort Minden.“ Prof. Beaugrand: „Was wir jetzt brauchen ist eine verlässliche finanzielle Unterstützung vom Land.“ Und bestenfalls auch von Unternehmen, die bereit sind, zum Beispiel Stiftungsprofessuren einzurichten. Damit die Talente in OWL bleiben.