06.06.2013

Abschied von Professor Dr.-Ing. Joachim Bahndorf

Fachhochschule Bielefeld erinnert mit Trauerfeier an menschliches und fachliches Engagement.

Minden (fhb). "Professor Bahndorf war einzigartig", beendet Student Aljoscha Hölscher seine kurze Ansprache auf der Trauerfeier für Professor Dr.-Ing. Joachim Bahndorf. Der Professor für Verkehrsbau und Vermessungswesen und Vizepräsident für Forschung, Entwicklung und Transfer an der Fachhochschule Bielefeld war vor zwei Wochen völlig unerwartet im Alter von 56 Jahren verstorben. Rund 250 Studierende, Kolleginnen und Kollegen sowie Partner aus Unternehmen und der Forschung waren am Mittwochnachmittag der Einladung zur Trauerfeier ins Audimax auf dem Campus Minden gefolgt, um Abschied zu nehmen. "'Unaufgeregt' und 'uneitel' waren Vokabeln, die für ihn in den letzten Tagen häufig benutzt wurden", sagt FH-Präsidentin Dr. Beate Rennen-Allhoff.  In einem festlichen und würdigen Rahmen brachten außerdem der Dekan des Fachbereichs Architektur und Bauingenieurwesen, Professor Dr.-Ing. Hans-Georg Gülzow, sowie Bahndorfs wissenschaftlicher Wegbegleiter Dr.-Ing. Lothar Gründig von der Technischen Universität Berlin und zwei seiner Studenten die große Wertschätzung für seine Arbeit und für seine Person zum Ausdruck. Auch sein Bruder, Dieter Bahndorf, nahm mit seiner Familie an der Trauerfeier teil.

"Er war ein Mann, der kein großes Aufheben um seine Person machte" - "Ein verlässlicher Freund" - "Ein Türöffner und Ermöglicher" - mit diesen Attributen wird Professor Bahndorf charakterisiert. Der gebürtige Schwabe aus dem Schwarzwald wurde 1957 in Calw geboren und studierte von 1976 bis 1980 an der Universität Stuttgart Vermessungswesen. Lothar Gründig war damals wissenschaftlicher Mitarbeiter am Geodäsie-Institut und lernte Bahndorf  dort während einer Vermessungsübung kennen. "Dieser Assistent ist mir damals besonders durch sein Engagement bei jeder Arbeit und bei Aufgaben am Computer aufgefallen" erklärt Gründig. In der Folgezeit habe er ihn für eine Diplomarbeit begeistern können, die der Grundstein für weitere gemeinsame Forschungsthemen bis hin zur Promotion gewesen sei. "Joachim Bahndorf war ein überaus kreativer, integrer und positiv denkender Mensch in allen Lebenslagen", erinnert sich Gründig. Er habe auch über das Fachspezifische hinaus immer viele Anstöße eingebracht: "Seine Partner zum Erfolg zu befördern, lag ihm immer am Herzen."
Bis 1994 arbeitete Bahndorf als Teilprojektleiter im Sonderforschungsbereich "Natürliche Konstruktionen" an der Uni Stuttgart. Anschließend wurde er Entwicklungsleiter Tiefbau beim Softwareentwickler RIB Bausoftware in Stuttgart. Im Jahr 2001 erreichte ihn der Ruf nach Minden, wo er die Professur für Verkehrsbau und Vermessungswesen übernahm.

Am Campus schätzten seine Kollegen Bahndorf vor allem als engagierten Ingenieur und Hochschullehrer, der seinen Beruf als Berufung gelebt habe. "Er hat mir den Einstieg in das Amt des Dekans erleichtert, das ich 2007 von ihm übernommen habe", bedankt sich Dekan Gülzow. Bekannt war Joachim Bahndorf, "Bahni", wie er von allen am Campus genannt werden wollte, für seine freundliche Art, seinen gelassenen Humor und seine Hilfsbereitschaft. "Wenn sich mal eine Lücke auftat, eine Aufgabe zu übernehmen war, hat Joachim Bahndorf nie nein gesagt", erinnert sich Gülzow. Mit seinen Studentinnen und Studenten pflegte er ein offenes und sehr freundschaftliches Verhältnis.

So berichtet Student Michael Wessenberg von seinem ersten Zusammentreffen mit Professor Bahndorf bei den Aufbauarbeiten für das Campus Sommerfest, bei dem er ihn zunächst zu den hilfsbereiten Hausmeistern zählte. Umso größer sei bei ihm die Verwunderung gewesen, als er zu Beginn des nächsten Semesters in einer Vorlesung dem vermeintlich hilfsbereiten Hausmeister gegenübersaß, der in Wirklichkeit aber sein Professor war. Von da an habe sich eine tiefe Verbundenheit zu dem Mentor und väterlichen Freund Bahndorf entwickelt.

"Wir haben ihm viel zu verdanken. Wäre er nicht gewesen, hätten viele das Studium abgebrochen", erklärt Wessenberg. Denn das zeichnete Joachim Bahndorf aus: So wenig Aufhebens er um seine eigene Person machte, umso mehr kümmerte er sich um seine Studierenden. Für scheinbar unlösbare Probleme habe "Bahni" immer eine Lösung parat gehabt. "Er hat so viele Studierende geprägt, durch seine Menschlichkeit und sein großes Fachwissen", sagt Aljoscha Hölscher.
"Er hat einen ganz besonderen Geist über den Campus versprüht, von dem wir hoffen, dass er aufgegriffen und weitergetragen wird", bedankte sich Wessenberg zum Abschluss seiner Rede.

Mit Professor Joachim Bahndorf geht der Fachhochschule Bielefeld eine Persönlichkeit verloren, die besonders gut auf das Anforderungsprofil eines Vizepräsidenten für Forschung, Entwicklung und Transfer passte. "Er hatte Erfahrung in der Einwerbung von Projektmitteln sowie in der Kooperation mit Unternehmen. Er war bereit, andere bei der Erreichung ihrer Ziele zu unterstützen", erklärt Präsidentin Rennen-Allhoff. Bahndorf habe sich "stets eine kindliche Freude an Experimenten bewahrt, vor allem für solche bei denen es 'zischt und kracht', wie er sagte". Im Rahmen des Bielefelder Wissenschaftsfests "Geniale" oder von "experiMINT" habe er es immer verstanden, Schülerinnen und Schüler oder die allgemeine Öffentlichkeit für sein Fach und die Technik zu begeistern.
"Ich bedanke mich bei Ihnen, dass Sie heute gekommen sind, um Abschied zu nehmen und um Dank für den Einsatz von Joachim Bahndorf zum Ausdruck zu bringen", schloss die Präsidentin.