07.11.2013

Die Profession muss transparent werden

Präsident des Deutschen Pflegerates referiert vor Studierenden über die Zukunft der professionellen Pflege.

Bielefeld (fhb). Die Zukunft der professionellen Pflege stand am Montag, 4. November, beim berufspolitischen Nachmittag an der Fachhochschule Bielefeld im Fokus. Der duale Bachelor-Studiengang Gesundheits- und Krankenpflege vom Fachbereich Wirtschaft und Gesundheit hatte, zusammen mit der Zentralen Akademie für Berufe im Gesundheitswesen in Gütersloh (ZAB), zum Forum "Berufspolitik Pflege - Entwicklung und Perspektiven" eingeladen. Als Referent konnte Andreas Westerfellhaus, Präsident des Deutschen Pflegerates und Geschäftsführer der ZAB, gewonnen werden. 150 Studierende des Studiengangs Gesundheits- und Krankenpflege aus Bielefeld und Minden sowie 45 Studierende des Studiengangs Pflege von der Mathias Hochschule Rheine waren ins Audimax gekommen, um seinen Vortrag "Zukunft Pflege? Ja, aber nur mit Profession der Pflegenden!" zu hören. Im Anschluss konnten die Studierenden mit Westerfellhaus über das Thema diskutieren und sich austauschen.

"Ich beglückwünsche Sie zu Ihrer Berufswahl", begrüßte Westerfellhaus die Studierenden aus dem dritten, fünften und siebten Semester. Der Entschluss, den Pflegeberuf  durch ein akademisches Studium zu lernen, sei genau der richtige Weg, um die qualifizierte Versorgung in Deutschland zu festigen. "Das Hauptproblem der professionellen Pflege ist, dass es für unseren Berufsstand keine Berufspolitik aus einem Guss gibt", sagte Westerfellhaus. Vor 15 Jahren wurde der Deutsche Pflegerat gegründet, ein erster wichtiger Schritt in diese Richtung. Trotzdem würde der professionellen Pflege in der Öffentlichkeit und der Politik nicht die nötige Bedeutung beigemessen. "Wir werden auf eine Stufe mit Kellnern und Klempnern gestellt", verdeutlichte Westerfellhaus anhand eines Zeitungsartikels. In einer Ausgabe der WELT vom Oktober dieses Jahres wird auf den Fachkräftemangel hingewiesen, der nicht nur etwa in hochqualifizierten Ingenieursberufen herrschen würde, sondern auch in diesen drei Gruppen.

Wahrscheinlich habe man selber versäumt, klar zu machen, wie notwendig professionalisiertes Pflegepersonal ist, räumte er ein. Aber gerade deshalb seien auch die Studierenden gefordert, für ihren zukünftigen Berufsstand einzutreten. "Es ist eine Fehleinschätzung, dass professionelles Pflegepersonal, wie auf einer Intensivstation, einfach durch weniger qualifizierte Kräfte ersetzt werden kann", erklärte der Präsident.

Westerfellhaus stellte eine repräsentative Studie der Prüfungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers vor, nach der bereits im Jahr 2020 über 40.000 Fachkräfte im Gesundheitswesen und der Pflegewirtschaft fehlen werden. "Seit Jahren wird um den Fachkräftemangel, berufsrechtliche Fragestellungen oder  ein neues Berufsgesetz für uns diskutiert, aber in der letzten Legislaturperiode ist nichts für die Professionalisierung der Pflegekräfte getan worden", sagte er.  Dabei wirke sich die Pflege auf alle gesellschaftlichen Bereiche aus.

Der Appell an die Studierenden war klar: "Wenn es uns gelingt,  die Leistungen unserer Profession transparenter zu machen, wird deutlich, dass professionell Pflegende nicht ersetzbar sind ". Da nur etwa zehn Prozent aller Pflegenden in Berufsverbänden organisiert seien, sollten auch die Studierenden in Erwägung ziehen, sich auf diesem Weg  für ihren Beruf einzusetzen. Darüber hinaus lud Westerfellhaus die Studierenden zum ersten deutschen Pflegetag, 23. bis 25. Januar 2014, in Berlin ein.