12.11.2013

Frösche und Seekarten aus Punkten und Strichen

13. Ausstellung in der Reihe „Wissen und Kunst“ an der FH Bielefeld mit Zeichnungen von Professor Nils Hoff.

Bielefeld (fhb). Wer ganz nah ran geht, wird nur lauter kleine Punkte, Linien und Striche sehen. Zwei Schritte zurück, werden daraus naturgetreue Frösche, ganze Landschaften und witzige Szenen. Das ist das, womit sich Professor Nils Hoff an der Fachhochschule Bielefeld beschäftigt. Der Professor für Zeichnerische Darstellung und Illustration hat am Dienstag, 12. November, seine Ausstellung "Punkt, Linie, Strich - Zeichnungen zwischen Kunst, Wissenschaft und Grafikdesign" eröffnet. Er zeigt 54 Karikaturen, Typuszeichnungen oder Seekarten, die während seines Studiums und seiner Arbeit als wissenschaftlicher Zeichner am Naturkundemuseum in Berlin entstanden sind. Die Ausstellung ist bis zum 17. Januar 2014 in der Bibliothek am Fachbereich Gestaltung in der Reihe "Wissenschaft und Kunst" zu sehen. Der Eintritt ist frei.

Egal welche, die Zeichnungen von Nils Hoff lassen den Betrachter immer nah herantreten und staunen. "Zeichnen ist nicht reines Abzeichnen, sondern ist auch immer Interpretation, Fiktion und Erzählung des Künstlers in Form von Punkten und Strichen", sagte Bibliotheksleiterin Dr. Karin Ilg bei der Ausstellungseröffnung. Gemeinsam mit Professor Dr. Andreas Beaugrand, Vizepräsident für Studium und Lehre, organisiert sie die Ausstellungsreihe "Wissen und Kunst". Rund 60 Studierende, Kollegen und Kunstinteressierte hatten sich in der Bibliothek am Fachbereich Gestaltung dazu versammelt. In diesem Jahr feiert die Reihe bereits ihr zehnjähriges Jubiläum.

Für die Ausstellung hat Nils Hoff Arbeiten ausgewählt, die  seinen Werdegang erzählen. Als erstes sieht sich der Betrachter einem Wirrwarr von Bleistiftstrichen gegenüber, "bei denen man sich die Frage stellt: 'Wo fängt das an und wo hört das auf'", erläutert Nils Hoff eine seiner Meisterschülerarbeiten. Hier hat er unter anderem eine alte Seekarte so bezeichnet, dass außer den Meerestiefenangaben nur noch lauter Linien, Wirbel und Strömungen zu erkennen sind. "Ironischer Weise erinnert das an 'Malen nach Zahlen'", erklärt Hoff diese Art des kartographischen Zeichnens. Sich damit auseinanderzusetzen, hat er während seines Studiums an der Kunsthochschule Berlin-Weissensee gelernt. Als Meisterschüler bei Professorin Nanne Meyer. "Das ist die elementarste Art zu zeichnen, weit weg vom Gegenständlichen", sagt Hoff.

Zurück zum Gegenständlichen ging es für ihn nach dem Studium am Museum für Naturkunde in Berlin. Dort bekam er eine Anstellung als Grafiker und war für die Typuszeichnungen von neu entdeckten Tier- und Pflanzenarten zuständig. Frösche, Vögel, Säugetiere - jedes mit seinen individuellen Merkmalen, detailgetreu und unglaublich plastisch. So zu zeichnen, wie man es sonst nur in alten Folianten zur Artenbestimmung findet, musste sich Nils Hoff autodidaktisch beibringen. "Die Haut und Oberflächen von Tieren sind auch eine Art Kartographie, man protokolliert ganz kleine Ereignisse mit Punkten, Linien und Strichen", verdeutlicht Hoff, "da geht man eigentlich schon wieder weg vom Gegenständlichen".

In der Zeit beim Museum konnte er auch andere Zeichengattungen unterbringen. Um sich in Berlin gegen die Flut von Plakaten und Flyern anderer Museen durchzusetzen, entwarf Nils Hoff unter anderem großformatige, bunte Außenwerbung, die an Pop-Art erinnert. Etwa für die Sonderausstellung "Darwin - Reise zur Erkenntnis".

Um den kleinen Museumsbesuchern die Angst vor den vielen ausgestopften Tieren zu nehmen, machte er außerdem eine Reihe mit Karikaturen zur Ausstellung rund um die Präparation: Die Schafe geben am Museumseingang ihre Wolle ab, dem Küken werden auf dem Friseurstuhl die flauschigen Daunen zurechtgestutzt, dem Zebra wird in seinen schwarz-weiß gestreiften Anzug geholfen.

Seit Herbst 2012 ist Nils Hoff Professor an der FH Bielefeld und gibt mit der Ausstellung "Punkt, Linie Strich" seinen Einstand am Fachbereich Gestaltung. "Für mich ist ihre Ausstellung das sichtbare Zusammenfallen von Wissenschaft und Kunst", lobte Professor Beaugrand. Nils Hoff gehe den Dingen auf den Grund und bringe sie in eine andere Dimension. "Sie als Besucher müssen das jetzt dechiffrieren", ermutigte Beaugrand zum Abschluss der Ausstellungseröffnung.