19.05.2014

Leonardo-Ausstellung des Fachbereichs IuM in Bremen eröffnet

Mobiles Gebäude mit 1.800 Quadratmetern Grundfläche geht bis 2019 auf Reisen.

Am vergangenen Donnerstag eröffnete die "DA VINCI- Exploring Arts & Science" in Bremen. Mit dieser Ausstellung ist der Fachbereich Ingenieurwissenschaften und Mathematik - kurz IuM - der Fachhochschule Bielefeld eine spannende Kooperation eingegangen. Die "Leonardo Ausstellungs- & Produktions GmbH" hat ein mobiles Gebäude mit 1800 Quadratmetern Grundfläche entwickelt, das nun als Ausstellungsraum für die Präsentation des Universalgenies Leonardo da Vincis dient.

Vom 15. Mai bis zum 15. August steht das Zelt unter anderem mit Bildergalerien und 25 Modellen des Fachbereichs IuM zum Anfassen und Ausprobieren auf der Bürgerweide der Hansestadt. Es ist die erste Station einer langen Reise, denn die Kooperation ist für insgesamt fünf Jahre geplant. Alle drei Monate wird das komplette Gebäude ab- und innerhalb von zehn Tagen am nächsten Reiseziel wieder aufgebaut. Nächster Halt sind Berlin und Hamburg. Erst in 2019 soll diese Reise mit dem 500. Todesjahr des Multitalents Leonardo da Vinci vorerst zu Ende gehen.

Ideengeber und Veranstalter Jörg Zander ist vor gut zwei Jahren mehr oder weniger zufällig bei einem Besuch in Bielefeld auf die Leonardo-Ausstellung und damit auf das Leonardo Projekt der FH Bielefeld aufmerksam geworden. "Als ich die Ausstellungsräumlichkeiten des ingenieurwissenschaftlichen Fachbereichs betrat, wusste ich sofort: Das ist es! Ich fühlte mich wie in den Privaträumen Leonardo da Vincis. Als ich Professor Langer vom Fachbereich IuM kennenlernte, stand für mich fest: Er ist genau der richtige für das Projekt, was bis dahin nur eine Vision war", erinnert sich Zander. Letztendlich ist eine gelungene Kooperation mit dem Mailänder Naturkundemuseum, der Universität Leipzig und der Fachhochschule Bielefeld entstanden.

Schwerpunktthemen der Ausstellung sind unter anderen "Der Traum vom Fliegen", "Wasser, Schiffe, Bionik", "Leonardo, der Wissenschaftler", "Mechanik & Maschinen" oder "Design Future Labor". Damit sollen vor allem den jüngeren Gästen der Ausstellung die technischen Aspekte von da Vincis Arbeiten nähergebracht werden.

Eine Weltneuheit der Ausstellung ist die Gewichtsuhr mit Doppeluhrwerk. Konstruiert und gebaut wurde das Uhrwerk von Studierenden der FH Bielefeld nach Skizzen Leonardo da Vincis. Allerdings existierten in den Skizzen weder Zifferblätter noch Zeiger. Auch die Planschnecke als Antrieb für das Zeigerwerk fehlte gänzlich. Die technischen Details haben Professor Langer und sein studentisches Projektteam aus anderen Unterlagen da Vincis nachentwickelt. Über drei Semester arbeiteten die Studierenden selbst in ihrer Freizeit an diesem Projekt. Student Arno Ortmann schuf, ohne es zu wissen, gemeinsam mit seinem Kommilitonen Björn Beckmann - beide Studierende des Studiengangs Produktentwicklung Mechatronik - das heutige Highlight der Ausstellung.

"Herrn Langer ist es gelungen, uns mit seiner Faszination von den Skizzen da Vincis anzustecken. Wir verlängerten das ursprünglich für ein Semester angesetzte Projekt um ein Jahr. Nach der Analyse der Zeichnungen begann die Planungsphase. Immer wieder war unser Durchhaltevermögen gefragt. Es hat sich gelohnt. Es ist ein klasse Gefühl, die Uhr nun in einer Ausstellung stehen zu sehen", berichtet Arno Ortmann über die Projektzeit.

Langer lässt die Studierenden immer zunächst in die Lebenswelt Leonardo da Vincis eintauchen, damit sie ein Gefühl für seine Person und sein Schaffen entwickeln. "Für die Studierenden ist es ein großer Ansporn, ein konkretes Objekt zum Anfassen zu schaffen. Es ist nicht die übliche Arbeit für die Schublade", resümiert Langer.

Rita Frische, zuständig für die Unternehmenskommunikation des Veranstalters, beschreibt die Besonderheit der Ausstellung in dem Zusammenspiel von Gemälden, Maschinen und der Tatsache, dass die Besucherinnen und Besucher viel über das persönliche Leben sowie die Wegbegleiter da Vincis erfahren: "Der Einblick in die Welt des Menschen Leonardo da Vincis übt eine besondere Faszination auf mich aus", so Frische. "Wir erfassen den ganzen Menschen Leonardo da Vinci", ergänzt Zander.

Ein zweieinhalbstündiger Audio-Guide, gesprochen von Hörbuchsprecher Rufus Beck, führt durch die Ausstellung. Je nach Interesse können auch Teile angehört werden, so dass die Ausstellung sich aufgrund ihres Umfangs auch für mehrere Besuche eignet. Fragt man Rufus Beck nach seinem persönlichen Eindruck von Leonardo da Vinci, erhält man eine von seiner Faszination ansteckende Antwort: "Umso mehr ich von da Vincis Leben erfuhr, umso mehr wollte ich wissen. Die Ausstellung animiert den Wissensdurst. Anscheinend war er ein Mensch, der keine Grenzen kannte. Seine umfassende Neugierde spricht für unendliche Lebensfreude und impliziert gleichzeitig Leidenschaft. Er ist für mich ein Vorbild an Lebenslust. Die Lust am Entdecken, ohne dem Diktat der Zeit unterworfen zu sein. Es scheint, er habe sich Zeit genommen, Zeit, die Wunder zu entdecken. Offenbar sah er eine Welt voller Herausforderungen. Für mich eine Mechanik des Wunders."

Jörg Zander fasst zusammen: "Hier haben alle Gäste und insbesondere Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit praktisch zu sein. Heißt es doch sonst in Galerien und Ausstellungen 'Nicht berühren', heißt es hier endlich: anfassen und ausprobieren."

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Text: Tanja Hage