27.10.2011

Menschen mit Handicap zur ehrenamtlichen Tätigkeit einladen

Verein „Praxis als Chance“ gewinnt 5.000 Euro im Wettbewerb „Wissen verbindet“ der PSD-Bank

Bielefeld (fhb). Das Projekt „E-Qual: Perspektive Ehrenamt – Bürgerschaftliches Engagement von Menschen mit Behinderung“ des Vereins „Praxis als Chance“ wurde jetzt von der PSD-Bank im Rahmen ihres Wettbewerbs „Wissen verbindet“ mit 5.000 Euro ausgezeichnet. Die Jury hob in ihrer Begründung insbesondere den integrativen Charakter des Projekts hervor: behinderte Menschen werden nicht als Empfänger, sonder Leister bürgerschaftlichen Engagements wahrgenommen. „Praxis als Chance“ wurde im vergangenen Jahr von Studierenden am Fachbereich Sozialwesen der FH Bielefeld im Rahmen der Lehrveranstaltung „Projektmanagement“ im Masterstudiengang ‚Angewandte Sozialwissenschaften‘ gegründet.

Der Verein, der zurzeit 15 Mitglieder hat, sucht in Kooperation mit der FH Bielefeld nach behinderten Menschen und vermittelt diese in Vereine und andere Initiativen der Region, wo sie sich ehrenamtlich engagieren können, häufig im so genannten Tandemmodell, also gemeinsam mit nicht-behinderten Menschen. Ehrenamtlich gearbeitet wird dann etwa als Sportwart, bei der Essensausgabe in einer Suppenküche oder beim Einwerben von Spendengeldern. 

Prof. Dr. Michael Stricker hatte die Projekt-Idee und gab seinen Studierenden im Seminar den Auftrag zur Vereinsgründung. Stricker über dessen Ziele: „Wir wollen Menschen mit Handicap zu bürgerschaftlichen Engagement ermutigen, sie dazu befähigen sowie Möglichkeiten des Engagements aufzeigen und vermitteln. Unser Projekt basiert auf der Annahme, dass bürgerschaftliches Engagement von Menschen mit Behinderung deren Chancen auf gesellschaftliche Teilhabe erhöht und ihnen die Möglichkeit gibt, Gesellschaft mitzugestalten.“

Jens Oertmann, Student im Masterstudiengang und Vorsitzender des Vereins, ergänzt: „Unser Engagement im Verein ging schnell über den Erwerb von studienrelevanten Leistungsnachweisen hinaus. Wir sind echt überzeugt von unserer Idee und arbeiten ehrenamtlich an unserer Plattform.“

Unterstützt werden sie dabei von ihrem Fachbereich und der Evangelischen Stiftung Ummeln, die dem Verein zum Beispiel ein Büro zur Verfügung stellt. Die Stiftung selber setzt sich unter anderem dafür ein, dass Menschen mit Behinderungen „gleichberechtigt am gesellschaftlichen Leben teilhaben und sich eine Zukunft den eigenen Wünschen entsprechend gestalten und aufbauen können“.

„Praxis als Chance“ läuft in Eigenregie der Studierenden. Die nämlich haben den Zweck des Vereins, die Satzung, den Namen und das Logo selbst erarbeitet. Mit dem jetzt eingeworbenen Preisgeld kann zusätzlich Öffentlichkeitsarbeit verwirklicht werden. Jens Oertmann: „Wir werden uns um einen professionellen Internetauftritt kümmern.“ Und auch in Form von aktuellen Druckerzeugnissen will man auf das „Projekt Ehrenamt“ aufmerksam machen. Oertmann ist sich sicher, dass noch viel zu tun bleibt: „Wir werden unser Handlungsspektrum ausweiten. Wir wollen einen Film zur Darstellung unserer Arbeit drehen und neue Projekte angehen. Zum Beispiel eine Sozialkapitalbank gründen.“

Ein Verein, sozusagen „in Bewegung“. Prof. Stricker gibt eine Standortbestimmung: „Unser Erfolgsmodell ist, dass zum Beispiel Unternehmen, soziale Einrichtungen, Sportvereine und Kultureinrichtungen und engagierte Einzelpersonen über das gemeinsame ehrenamtliche Handeln die Ressource Sozialkapital für die Gemeinschaft nutzbar machen.“

Die PSD-Bank Westfalen-Lippe eG unterstützt seit 2007 mit insgesamt 50.000 Euro - aus dem Gewinnsparen der PSD-Kunden - jährlich Projekte mit herausragendem bürgerschaftlichen Engagement. Medienpartner sind die Neue Westfälische (Bielefeld) und die Westfälischen Nachrichten (Münster).

Interessierte an der Arbeit des Vereins „Praxis als Chance“ können Kontakt aufnehmen unter: info@praxis-als-chance.de