04.11.2015

Migrantinnen im Mittelstand

Zweiter Workshop des Projekts IMAGE an der FH Bielefeld thematisiert Integration von qualifizierten Migrantinnen.

Bielefeld (fhb). "Deutschland ist ein Zuwanderungsland", unterstrich Prof. Dr. Swetlana Franken bei ihrer Begrüßung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Workshops "Qualifizierte Migrantinnen im Mittelstand" an der Fachhochschule (FH) Bielefeld. Die Problematik der Zuwanderung sei durch die Flüchtlingskrise noch aktueller geworden, so Franken. "Dabei müssen wir uns nicht nur mit den aktuellen Zuwanderern beschäftigen, sondern auch die Integrationsprozesse derer analysieren, die bereits in der zweiten oder dritten Generation in Deutschland sind", sagte Franken. Gerade unter den  Migrantinnen habe man es mit einer großen Gruppe zu tun, die in Deutschland nicht entsprechend ihrer Abschlüsse eingesetzt und so eine große Ressource verschwendet würde. Deshalb hat Prof. Dr. Swetlana Franken das Projekt "IMAGE - Inklusion von Migrantinnen für mehr Anerkennung, Gleichberechtigung und Effizienz" an der FH Bielefeld ins Leben gerufen. Es hat zum Ziel, die Einbeziehung von qualifizierten Migrantinnen in die Wirtschaft, die Wissenschaft und die Gesellschaft zu fördern. Bundesweit sollen verschiedene Frauen- und Migrantinnenprojekte vernetzt und die Ergebnisse der Forschung kommuniziert werden. Drei Workshops, von denen der zweite nun an der FH Bielefeld stattfand, und eine digitale Plattform  (www.migrantinnen-in-fuehrung.de) dienen dazu, qualifizierte Frauen auf eine Fach- oder Führungskarriere vorzubereiten und die Entscheidungsträger in Unternehmen zu sensibilisieren. Das Projekt wird durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung  gefördert.

Den Workshop besuchten 46 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Unternehmen, Verbänden, Frauennetzwerken, Hochschulen sowie Selbstständige und Studierende. In ihren Grußworten unterstrichen Prof. Dr. Ingeborg Schramm-Wölk, Präsidentin der FH Bielefeld, und Prof. Dr. Uwe Rössler, Dekan des Fachbereichs Wirtschaft und Gesundheit, die Wichtigkeit des Projekts. "Wir müssen die Handlungsspielräume besser verstehen und den Mut besitzen, Ideen in Veränderungen münden zu lassen", sagte Schramm-Wölk.

Rössler betonte, dass an der FH Bielefeld die Integration selbstverständlich sei, denn "eine gute Ausbildung ist Voraussetzung dafür im Leben erfolgreich zu sein", so Rössler. Dies sehe man an den zahlreichen Professoren mit Migrationshintergrund in seinem Fachbereich.

In dem anschließenden Vortrag "WelKMU - Hochqualifizierte Migrantinnen und Migranten für kleine und mittlere Unternehmen" berichtete Safaa Mohajeri, wissenschaftliche Mitarbeiterin bei inter 3 GmbH Institut für Ressourcenentwicklung in Berlin, über die Erfahrungen und Maßnahmen aus ihrem Forschungsprojekt. Außerdem zeigte sie die Hindernisse bei der Arbeitsmarktintegration von qualifizierten Migrantinnen und Migranten in kleinen und mittleren Unternehmen auf.

Es folgte die Erfolgsgeschichte von Veye Tatah, Inhaberin der Firma "VT-Beratung und Projektmanagement" und des Catering-Unternehmens "Kilimanjaro Food", Vorsitzender des Vereines Africa Positive e. V. und Chefredakteurin des Printmagazins AFRICA POSITIVE. Die Zuwanderin aus Kamerun hat in den 1990er Jahren an der Universität Dortmund Informatik studiert, sich jedoch aus Leidenschaft im Catering selbstständig gemacht, "um ein positives Bild von Afrika zu vermitteln", so Tatah. Ihre Empfehlung: "Man muss lieben, was man tut." Mit einem perfekten Zeitmanagement, besonderer Disziplin und einem langen Atem meistere sie als zweifache Mutter ihre Karriere als Unternehmerin, so Tatah.

Die wissenschaftliche Mitarbeiterin und Promovendin an der Goethe Universität in Frankfurt mit tunesischen Wurzeln, Sonia Zayed, referierte zum Thema "Wissenschaftskarriere für Migrantinnen - Bildungsaufstieg mit Hindernissen?!". Sie kritisierte: "Wir müssen uns um bessere Integration kümmern und Diversity-Konzepte leben", sagte Zayed.

In eine ähnliche Richtung ging der Vortrag von Murisa Adilović, stellvertretender Vorsitzenden des Integrationsrates der Stadt Bielefeld, Vorstandsmitglied der Stockmeier Stiftung und beratendes Mitglied des Sozial-und Gesundheitsausschusses sowie Mitglied des Landesintegrationsrates NRW. Die Politikerin hat die Belange von Zuwanderinnen zu ihrem Hauptthema gemacht. Adilovic bezeichnet sich als Bosnierin und Bielefelderin. Sie beschrieb den Begriff "Migrationshintergrund" als Ausgrenzung und plädierte für eine gelebte interkulturelle Öffnung von Behörden, Organisationen und Unternehmen.

In einer abschließenden Podiumsdiskussion diskutierten die Referentinnen mit dem Publikum über die Erfolgsfaktoren für Migrantinnenkarrieren, den Umgang mit den Vorbehalten und Stereotypen und die notwendigen Unterstützungsmaßnahmen seitens der Politik und Wirtschaft.