19.07.2013

Raspberry Pi-Expedition macht Halt auf dem Campus Minden

Zwei Südafrikaner werben mit ungewöhnlicher Tour für den Low-Budget Computer und die ARM-Prozessor-Architektur.

Ernest und Frederik Lotter sind im Namen der Himbeere unterwegs, und zwar in einem Land Rover Defender von England nach Südafrika. Das klingt verrückt und das ist es auch ein bisschen.

Doch die Expedition hat einen tieferen Sinn: Sie möchte für einen kostengünstigen und robusten Computer namens "Raspberry Pi" werben, der vor allem Schülerinnen und Schüler für Informatik begeistern soll. Außerdem versuchen sie die zugrundeliegende Prozessor-Architektur der Firma ARM zu promoten. Auf ihrer Tour machten sie am Donnerstag, 18. Juli 2013, am Campus Minden der Fachhochschule Bielefeld bei den Informatikstudenten halt. Übrigens der einzige planmäßige Stopp in Europa, den nächsten Termin haben sie erst wieder in Ägypten.  

Die Brüder Ernest und Frederik Lotter sind in Südafrika aufgewachsen und haben an der Universität Stellenbosch Elektrotechnik und Mechatronik studiert. Nach dem Studium sind sie nach England gegangen. "In Südafrika sind die Jobaussichten für Ingenieure nicht so gut", sagt der 32-jährige Frederik. Er arbeitete acht Jahre als Consultant bei der Firma ARM in Cambridge, die an der Entwicklung des besagten Computers involviert war. Sein Bruder war ebenfalls mehrere Jahre in der IT-Branche tätig. Nun geht es auf dem Landweg zurück nach Kapstadt.

Der Computer, den sie promoten, nennt sich Raspberry Pi, vom Klang her könnte man das mit "Himbeerkuchen" (Pie = Kuchen) übersetzen, wobei Pi eigentlich für Python Interpreter steht: Python ist eine Programmiersprache. Der Raspberry Pi ist so groß wie eine Kreditkarte und hat nur eine Platine. Entwickelt wurde er, weil sich in Cambridge immer weniger junge Leute für ein Informatikstudium interessierten. Mit einem preisgünstigen und einfach strukturierten "Bastelcomputer" wollte man junge Tüftler anwerben. Seit 2006 der Prototyp rauskam, promotet die Raspberry Pi Stiftung den Rechner vor allem in Schulen. Den Computer bekommt man im Internet schon ab 20 Euro, hinzufügen muss man nur noch Netzkabel, Bildschirm und Tastatur. "Alles Dinge, die man sowieso irgendwo zuhause hat oder die man günstig kaufen kann, das ist die Idee dahinter" erläutert Michael Meese, Laboringenieur am Campus Minden. "Wenig Strom verbrauchen soll der Rechner auch, damit man mit Solarenergie oder einer Batterie zurecht kommt", fügt er hinzu. Wie man ein Betriebssystem beispielsweise beim Energieverbrauch optimieren kann, haben die Gäste den Studierenden in einem Workshop vermittelt.

In ihrem Vortrag gingen sie auch auf die Pi-Alternativen
"Mbed" und "Odroid" ein und gaben einen detailierten
Einblick in die ARM Produktwelt und Funktionsweise der ARM-Prozessoren
am Beispiel des Raspberry-Pi.

An ihrem Geländewagen, der sie die 22.000 Kilometer bis nach Afrika bringen soll, steuert der Himbeercomputer die Lichtanlage. "Die Technik muss für so eine Tour robust und einfach sein. Wir wollen hiermit einen Langzeittest machen", sagt der 29-jährige Ernest.  

Ein paar Tage wollen die beiden noch in Deutschland bleiben und Freunde besuchen, bevor es über Polen, Russland, die Türkei, Ägypten und Jordanien an der ostafrikanischen Küste entlang in die heimat geht. Einen Abstecher machen sie noch nach Dubai, allerdings ohne Auto: "Wir wurden dort von einer Uni eingeladen, die uns den Flug zahlt", berichtet Frederik. Es wird sicher nicht die letzte Abweichung von ihrer eigentlichen Route sein, denn dank der Vernetzung, Blogs und Facebook kann man sie jederzeit ansprechen und einladen. Sogar ihre genaue Route kann man via GPS online verfolgen.

Warum sie nun gerade in Minden einen Halt eingelegt haben? Professor Matthias König hat den Raspberry Pi bereits für Projekte eingesetzt: "Auf der Website von Raspberry Pi haben wir von der Tour der beiden gelesen und haben sie eingeladen. Wir haben uns natürlich sehr über ihre Zusage gefreut, vor allem weil das wohl ihr einziger Vortrag in Deutschland und Europa ist." Auch den Informatikstudenten gefiel die Abwechslung, sie kamen dafür trotz Semesterferien an die FH.

www.raspberrypi.org

www.facebook.com/groups/raspberrypiafrica