18.02.2016

„Zusätzliches Plus in der beruflichen Qualifizierung“

Praxisanleiterqualifizierung im Bachelor-Studiengang „Berufliche Bildung Pflege“ weiterhin stark nachgefragt.

Bielefeld (fhb). Die erstmals im September 2014 in der Lehreinheit Pflege und Gesundheit der FH Bielefeld angebotene Praxisanleiterqualifizierung erweist sich auch im aktuellen Bachelor-Studiengang "Berufliche Bildung Pflege" für die Studierenden als erstrebenswerte berufliche Zusatzqualifikation. Rund 30 von ihnen erhielten jetzt ihre Zertifikats-Urkunde. Mit dieser Weiterbildung, die im Modul "Anleitung und Mentoring" verortet ist, sowie dem Nachweis einer zweijährigen berufspraktischen Erfahrung in der Gesundheits- und Krankenpflege als auch Altenpflege werden die Studierenden befähigt, "schon während des Studiums" als ausgewiesene Praxisanleiterinnen und -anleiter in Ausbildungs- und Pflegeinrichtungen tätig zu werden", meint Martha Jopt, eine der beiden Projektverantwortlichen in der Praxisanleiterqualifizierung.

Der Arbeitsmarkt rund um die pflegepraktische Ausbildung gestaltet sich schwierig. Seit langem fehlt es an gut qualifizierten Praxisanleiterinnen. Notwendig seien, so Jopt, "regelmäßige, zielgerichtete und pädagogisierte Anleitungen, damit die gesetzlich vorgegebenen Mindestanforderungen einer pflegeberuflichen Ausbildung in der betrieblichen Praxis gewährleistet werden können". Die Teilnehmer der jetzt durchgeführten Qualifizierungsmaßnahme gehen davon aus, dass ihr baldiger Einsatz als Praxisanleiter schon vom Arbeitgeber eingeplant werde, sagt Christiane Freese, gleichfalls Projektverantwortliche.

Paradoxerweise seien sowohl den Absolventen des früheren Bachelor-Studiengangs "Anleitung und Mentoring in den Gesundheitsberufen" als auch denjenigen des aktuellen Studiengangs "Berufliche Bildung Pflege" bisher die durch das Studium ausgewiesenen und erworbenen Kompetenzen und Befähigungen für eine zertifizierte Praxisanleiterqualifizierung nicht anerkannt worden, "obwohl die Zielsetzungen beider Studiengänge explizit auf die Aufgaben als betriebliches Bildungspersonal in den Bereichen der praktischen Aus- und auch Fortbildung ausgerichtet sind und der Professi-onalisierungsprozess sowohl auf berufsfachlicher, wissenschaftlicher und berufspädagogischer Ebene erfolgt", meint Martha Jopt.

Verantwortlich für die "Nichtanerkennung" sei ein ministerieller Erlass, der es nur den von der jeweiligen Bezirksregierung legitimierten Einrichtungen der Aus-, Fort,- und Weiterbildung erlaubt, eine solche Zertifizierung durchzuführen. Seit September 2014 kann nun durch eine Sondergenehmigung die Lehreinheit "Pflege und Gesundheit" in enger Zusammenarbeit mit der Bezirksregierung Detmold die Praxisanleiterqualifizierung durchgeführt werden. Möglich wurde das, weil in der Lehreinheit der Bachelor-Studiengang "Gesundheits - und Krankenpflege" implementiert ist und diese Studierenden für die praktischen Anleitungen im Skillslab einerseits zur Verfügung stehen, andererseits selbst einen großen Nutzen von diesen qualifizierten zusätzlichen Anleitungen haben. Christiane Freese: "So haben sie neben dem arbeitsplatzgebundenen Lernen die Chance, weitere Potenziale arbeitsorientierten Lernens, wie etwa über strukturierte Anleitungen, betreutes und selbstorganisiertes Üben in Kleingruppen oder video-basierte Reflexion, zu nutzen."

Aus anderer Perspektive gewinnt das Thema akademisch ausgebildete Praxisanleiter aktuell ebenfalls an Bedeutung. Erste Evaluierungen grundständiger berufsqualifizierender Studiengänge zeigten, so Jopt, dass "die praktische Ausbildung sowie geplante und zielgerichtete pädagogische Praxisanleitungen auch hier deutliche Defizite aufweisen". Als ein wesentlicher Kritikpunk werde dabei herausgestellt, dass eine Differenzierung im Lernort "betriebliche Praxis" nur bedingt oder gar nicht erfolgt. Der Zugewinn eines wissenschaftlich ausgerichteten Studiums für das pflegeberufliche Handlungsfeld sowie für den Professionalisierungsprozess werde an dieser Stelle durch eine fehlende lernförderlicher Infrastruktur und den dadurch erschwerten Theorie-Praxis-Transfer behindert. In der theoretischen Ausbildung sehe das anders aus. Hier werde durch eine enge curriculare Vernetzung der studiengangsspezifischen Module, die teils in der Hochschule und teils in der Berufsfachschule angeboten werden, grundlegend die gemeinsam zu verantwortende Qualität der Ausbildung und des Studiums gesichert.

Das derzeitige Dilemma zeige, wie Freese und Jopt gemeinsam anmerken, dass fachlich gut qualifizierte Praxisanleiterinnen und -anleiter dringend erforderlich seien. Hochschulen sollten zur Begleitung der dual Pflege-Studierenden in deren Praxisphasen zusätzliche Stellen für wissenschaftliche Mitarbeiter einrichten, die Aufgaben der Lernortkooperation sowie den Theorie-Praxis-Transfer unterstützen. "Die Lehreinheit Pflege und Gesundheit an der FH Bielefeld ist mit ihren aktuellen Studiengängen und einer adäquaten Infrastruktur gut aufgestellt, hier qualitätssichernd einen Beitrag zu leisten, indem sie akademisierte Praxisanleiterinnen und -anleiter für den Arbeitsmarkt ausbildet", stellen die beiden Projektverantwortlichen fest.

Text: Martha Jopt