29.04.2016

Der Traum vom Fliegen und hautverträgliche Produktion

Ausgebuchter Girls‘ Day an der FH Bielefeld mit rund 60 Schülerinnen.

Bielefeld / Minden / Gütersloh (fhb). Am Studienort Gütersloh lernten acht Mädchen der 8. Klasse, wie die Automatisierungstechnik funktioniert. Im Workshop „Produktion hautnah – aber hautverträglich“ programmierten sie ein Förderband. „Auf diesem befinden sich kleine Plättchen aus Metall und Plastik. Je nachdem was an einem Sensor vorbeikommt, müssen die Mädchen wie in einer richtigen Produktion programmieren, ob das Material weiterlaufen darf oder eine so genannte Rutsche hinuntergeleitet wird“, erklärte Vanessa Prott-Warner vom Fachbereich IuM. Das Metall darf rutschen, das Plastik läuft bis zum Ende des Bandes weiter. Prott-Warners Ziel war es, bei den Mädchen eine Art „Aha-Effekt“ auszulösen. Und damit hatte sie Erfolg: „Es gefällt mir, es ist sehr interessant, und ich komme gut mit“, sagte Alina von Mutius vom Gymnasium Nepomucenum in Rietberg. Für den Workshop an der FH Bielefeld hatte sich die 14-Jährige angemeldet, weil ihr Vater selbst Ingenieur ist, „da wollte ich einen Einblick in den Beruf bekommen“. Interessant fand sie auch den Vortrag über Frauen in Ingenieurberufen, den Prott-Warner gemeinsam mit Prof. Dr. Andrea Kaiman hielt. Denn später etwas mit Technik zu machen, können sie und ihre Freundin Sina Brinkhaus sich durchaus vorstellen.

Es war wieder einmal Girls‘ Day, bundesweit und auch an der Fachhochschule. Die Veranstaltungen in Bielefeld, Minden und Gütersloh waren allesamt ausgebucht. Es ging, wie immer, darum, dass die Schülerinnen dazu ermutigt werden, in Berufe oder Studiengänge reinzuschnuppern, die vielleicht eher den Jungs zuzuordnen wären. Seit mittlerweile zehn Jahren gibt es diese bundesweite Veranstaltungsreihe, die vor einiger Zeit um einen Boys‘ Day ergänzt wurde.

Warum hebt ein 400 Tonnen schweres Flugzeug eigentlich vom Boden ab? 20 Teilnehmerinnen des Workshops „Der Traum vom Fliegen“ waren gestern Mittag nach drei Stunden intensiver Arbeit schlauer. Manuel Mai vom zdi-Schülerinnen- und Schülerlabor experiMint hatte mit studentischer Unterstützung die Mädchen der 8. Jahrgangsstufe auf eine Zeitreise eingeladen. Die Geschichte des Fliegens kurzgefasst, Luftströmung, Aerodynamik, Otto Lilienthal, Leonardo da Vinci, aber auch ganz praktische Anwendungen: Das Konstruieren von kleinen Papier-Fliegern, einschließlich Propellerantrieb. Die Schülerinnen waren mit Spaß und aufmerksam bei der Sache, ein kurzweiliger Vormittag. Maren Knollmann vom Bielefelder Max-Planck-Gymnasium: „Ich bin schon im vergangenen Jahr hier an der Fachhochschule gewesen. Einen konkreten Berufswunsch habe ich noch nicht, aber die Naturwissenschaften interessieren mich.“ 

Am Fachbereich Ingenieurwissenschaften und Mathematik (IuM) stellte sich die Lehreinheit Mathematik vor. Angeführt von Prof. (i. V.) Dr. Elke Koppenrade und unterstützt von einigen studentischen Tutoren wurden die neuen Seminarräume und Labore besichtigt. Gespräche über den Studienalltag, die Vorzüge des Auslandssemesters, die Einsatzmöglichkeiten von Mathematikerinnen  außerhalb der Hochschule und gar nicht so einfache „Mathematik-Knobelaufgaben“ standen im Anschluss auf dem Programm.  

Auf dem Campus Minden wurden an vielen Praxisbeispielen die MINT-Studiengänge für technikinteressierte Mädchen vorgestellt: Bauingenieurwesen, Elektrotechnik, Informatik, Infrastrukturmanagement, Maschinenbau, Projektmanagement Bau und Wirtschaftsingenieurwesen. Bettina Wittbecker kümmerte sich um die Organisation und konnte schon weit vor dem Veranstaltungstag ein „Leider ausgebucht“ bei der obligatorischen Online-Anmeldung unter „girls-day.de“ vermelden.

Insgesamt verlebten rund 60 Schülerinnen ihren Girls‘ Day an der FH Bielefeld. Der Girls‘ Day wurde vom Kompetenzzentrum Technik-Diversity-Chancengleichheit e.V., einem An-Institut der FH Bielefeld, ins Leben gerufen. Das Kompetenzzentrum will nach eigenen Angaben mit bundesweiten Projekten die verstärkte Nutzung der Potenziale von Frauen zur Gestaltung der Informationsgesellschaft und Technik sowie die Verwirklichung der Chancengleichheit von Frauen und Männern fördern. Der Girls'Day – Mädchen-Zukunftstag wird gefördert vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF).