23.02.2017

3. Interprofessioneller Ausbildungskongress für Lehrende in Gesundheitsfachberufen

9. und 10. März: Es geht um Best-Practice-Beispiele, neue Lehr-Lernformen und Organisationsformen von Bildungsprozessen.

Am 09. und 10. März findet an der Fachhochschule Bielefeld der 3. interprofessionelle Ausbildungskongress für Lehrende in Gesundheitsfachberufen mit rund 300 Teilnehmenden statt. Nach zwei Kongressen, 2011 in Bielefeld und 2014 in Bochum, findet der dritte Kongress wieder an der Fachhochschule Bielefeld statt.

Lehrende aus berufsfachschulischen sowie hochschulischen Ausbildungsprogrammen für Physiotherapeuten, Ergotherapeuten, Logopäden, Hebammen, Diätassistenten und Orthoptisten sowie Studierende berufspädagogischer Studiengänge lernen voneinander und diskutieren Fragen des inter- und intraprofessionellen Lehrens und Lernens in Gesundheitsfachberufen. Die inhaltliche Vorbereitung und Organisation des Kongresses erfolgt durch die Fachhochschule Bielefeld, die Universität Osnabrück und die Hochschule für Gesundheit Bochum sowie durch acht Berufs- und Schulverbände der beteiligten Berufe, dem Verband leitender Lehrkräfte an Schulen für Physiotherapie (VLL), dem Deutschen Verband der Ergotherapeuten (DVE), dem Verband deutscher Ergotherapie Schulen (VDES), dem Bundesverband Deutscher Schulen für Logopädie (BDSL), dem Deutschen Bundesverband für Logopädie (DBL), dem Berufsverband Orthoptik Deutschland (BOD), dem Verband der Diätassistenten (VDD) sowie dem Deutschen Hebammenverband (DHV).

Der Kongress richtet sich an alle interessierten Akteure in den Gesundheitsfachberufen im nationalen und internationalen Raum, die sich mit Fragen zur Ausbildungsgestaltung beschäftigen und sowohl in der theoretischen als auch in der praktischen Lehre in den Berufsfachschulen, Hochschulen und in Gesundheitseinrichtungen tätig sind.

In der Gesundheitsversorgung arbeiten Gesundheitsfachberufe schon jetzt in interprofessionellen Teams. Diese interprofessionelle Arbeit wird zukünftig noch stärker gefordert werden. Die Berufspraktikerinnen und -praktiker können bereits in den Ausbildungsprogrammen auf eine interprofessionelle Kooperation vorbereitet werden, indem gleiche Lerngegenstände gemeinsam erarbeitet sowie die Behandlung spezifischer Gesundheitsprobleme gemeinsam entwickelt werden. Daher ist dieser Gedanke für den Kongress leitend.

In insgesamt 36 Vorträgen und Workshops zu Themen im Bereich Lehren und Lernen an Berufsfachschulen, Hochschulen und in der Praxis werden aktuelle Entwicklungen herausgearbeitet. Im Vordergrund steht der interprofessionelle Austausch über didaktische Ansätze für die theoretische sowie für die praktische berufliche Ausbildung in den Gesundheitsfachberufen. Es werden sowohl Best-Practice-Beispiele, neue Lehr-Lernformen als auch Organisationsformen von Bildungsprozessen zur Diskussion gestellt. Die Workshops bieten eine Gelegenheit, didaktische Interventionen auszuprobieren, weiterzuentwickeln oder auf das eigene Tätigkeitsfeld zu übertragen.

Neben den Vorträgen und Workshops werden drei zentrale Veranstaltungen angeboten. Der Kongress startet Donnerstag nach einer Begrüßung um 13:15 Uhr mit zwei Keynotes. Prof. Dr. Beate Klemme von der Fachhochschule Bielefeld spricht zum Thema „Lehrerbildung - von der Therapeutenrolle zur Lehrerrolle“, und Prof. Dr. Sven Dieterich von der Hochschule für Gesundheit in Bochum stellt die „Relevanz gesundheitswissenschaftlicher Erkenntnisse für die Gesundheitsfachberufe“ dar. Freitagmittag wird Prof. Dr. Ursula Walkenhorst von der Universität Osnabrück zunächst zur „Didaktik der beruflichen Bildung in den Gesundheitsberufen“ referieren, um anschließend mit einer weiteren Vertreterin einer Hochschule zu „Nachhaltige Strukturen für hochschuldidaktische Innovationen für die Gesundheitsberufe“ auf dem Podium in den Dialog zu treten. Der Kongress schließt mit einer Podiumsdiskussion mit Vertreterinnen und Vertretern der beteiligten Berufs- und Schulverbände zu „Strukturen, Konzepte, Inhalte – Impulse für eine zukünftige Ausbildung im Gesundheitswesen“, die von Prof. Dr. Ursula Walkenhorst sowie Prof. Dr. Thomas Evers von der Hochschule für Gesundheit in Bochum moderiert wird.

Die Referentinnen und Referenten der Vorträge und Workshops kommen aus Deutschland, der Schweiz, Österreich und den Niederlanden, so dass die nationale Perspektive um internationale Entwicklungen erweitert werden kann. Da einige der angesprochenen Berufe international, im Gegensatz zu Deutschland, ausschließlich an Hochschulen ausgebildet werden, schwingt die Akademisierung der Gesundheitsfachberufe in Deutschland in den Beiträgen mit.

Des Weiteren findet der interprofessionelle Ausbildungskongress vor dem Hintergrund statt, dass die angesprochenen Berufe in Deutschland nahezu vollständig aus dem öffentlichen Berufsbildungssystem ausgegliedert sind und überdies eine geringe Regelungsdichte der Ausbildungen vorliegt. Dies führt zu Bedingungen, unter denen sich das Lehren und Lernen von anderen Berufsausbildungen erheblich unterscheidet. Am Beispiel der formalen, qualifikatorischen Anforderungen an die Lehrenden in den Berufsfachschulen - ein Berufsabschluss in dem jeweiligen Beruf sowie einschlägige Berufserfahrungen - wird die Bedeutung gemeinsamer Arbeit an Ausbildungsthemen deutlich. Insbesondere interessieren hier die Gemeinsamkeiten zum Beispiel in den Ausbildungszielen oder den Lehr-Lernmethoden sowie die Unterschiede zwischen den jeweiligen Berufen. Die politischen Entscheider in Deutschland streben durch aktuelle Gesetzgebungen in der kommenden Legislaturperiode an, die Berufsgesetze aktuellen Anforderungen anzupassen und die sogenannte „Modellklausel“ zur Entwicklung primärqualifizierender Studiengänge in den Gesundheitsberufen, hin zu einer akademischen Regelausbildung zu evaluieren.

Die gemeinsame Organisation der Ausbildungskongresse schließt an eine bewährte Kooperation der Berufe auch auf anderen Ebenen an und stärkt somit die Vernetzung untereinander. Da diese Berufe, im Vergleich mit anderen Gesundheitsberufen, mit relativ wenigen Beschäftigten im Gesundheitswesen vertreten sind, ist eine enge Zusammenarbeit in unterschiedlichen Fragen nicht nur sinnvoll, sondern auch notwendig. Aktuelle und zukünftige Anforderungen an die Ausbildungsprogramme können so zunächst berufsübergreifend diskutiert und anschließend für die beteiligten Berufsgruppen weiterentwickelt werden.

Text: Renate von der Heyden