26.06.2017

„Das Leben ist Austausch und ständige Veränderung“

Alt-Rektor Prof. Dr. Heinrich Ostholt feiert 80. Geburtstag.

Bielefeld (fhb). Gefeiert wurde im Konferenzsaal der Fachhochschule Bielefeld auf dem Campus Nord. Ein runder Geburtstag, zu dem 50 Gäste gekommen waren, am vergangenen Samstag war das. Es galt, Prof. Dr. Heinrich Ostholt zu gratulieren. Der ehemalige Rektor der Fachhochschule war drei Tage zuvor 80 Jahre alt geworden: kein bisschen müde wirkte er, agil, gestikulierend, gesprächig, humorvoll, zufrieden mit sich und der Welt. Per Handschlag begrüßte er jeden einzeln. Präzise Erinnerungen an das, was vor Jahrzehnten passierte und zugleich nach vorne blickend. „Das Leben ist Austausch und ständige Veränderung. Ich hatte tolle Jahre an der Hochschule. Dafür bin ich dankbar“, so der Jubilar in seiner Begrüßung.

Physiker ist er von Hause aus, Hochschullehrer war er seit seinem Amtsantritt an der FH Bielefeld im Jahre 1971, ebenso Hochschulpolitiker: ab 1976 als Prodekan des Fachbereichs Maschinenbau, von 1980 bis 1984 ebenda als Dekan, dann neun Jahre lang Prorektor für Forschung und ab 1993 für zwei Legislaturperioden bis 2001 Rektor seiner Hochschule. Er gehörte wiederholt der  Ständigen Kommission für Forschung und wissenschaftlichen Nachwuchs der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) an. „Sie waren Vordenker und Ideengeber, ich möchte meinen Dank und meinen Respekt für ihre Pionierarbeit ausdrücken“, so die amtierende FH-Präsidentin Prof. Dr. Ingeborg Schramm-Wölk. Der Alt-Rektor selber verortet rückblickend zwei Themenfelder in seiner Amtszeit als „überaus wichtig: die Erweiterung des Fächerspektrums und die Internationalisierung“.           

Glück hatte er stets bei der Auswahl seiner Mitarbeiter, „Manfred war meine große Stütze“, so Ostholt mit einem erkennbar stolzen Seitenblick auf Manfred Hermanski, der bei der Begrüßung neben ihm Platz genommen hat und die Feier moderiert. Der diplomierte Elektroingenieur war als wissenschaftlicher Mitarbeiter die perfekte Ergänzung des Physikers, um Drittmittelprojekte einzuwerben und mit Weltfirmen wie Claas, Porsche oder Fiat zu kooperieren. Ostholt schrieb zwei Bücher über infraokulare Optik, befasste sich mit Schwingungsmesstechnik und Akustik. Ostholt wurde Unternehmer, „mal mit mehr, mal mit weniger Glück“, gründete noch im vergangenen Jahr mit anderen die Firma CAE Software und Systems, die spezialisiert ist auf die Entwicklung von Akustik- und Schwingungs-Messsystemen, neue Messverfahren sowie Sonder-Prüfmaschinen: „In Gütersloh haben wir jetzt ein tatkräftiges Team“, fasst der Jubilar zusammen.

Der „Glücksfall für die Hochschule“ (Schramm-Wölk), anerkannter Wissenschaftler und mit einer Honorarprofessur ausgezeichnet, war in jungen Jahren weit entfernt von einer Karriere als Akademiker. Bis zu seinem 23. Lebensjahr stand für ihn eigentlich fest, dass er als ältester Sohn den seit 1550 in Familienbesitz befindlichen Bauernhof in Füchtorf übernehmen würde. Was sollte ein gelernter Landwirt sonst tun? Hätte ihn da nicht der Onkel zu Weihnachten mit einem Buch über „mathematische Knobelaufgaben“ in eine andere Welt entführt, hätte die Mutter nicht „in Warendorf zwei Mathematikbücher gekauft“ (Ostholt), wer weiß, was aus dem jungen Mann geworden wäre. Die Neugier auf die Naturwissenschaften war geweckt, der Volksschüler Ostholt wechselte mit väterlicher Unterstützung zur Landbauschule Hildesheim, legte am Braunschweig-Kolleg sein Abitur ab und studierte Physik in Münster und Marburg, wo er promoviert wurde. Weitere berufliche Stationen folgten, unter anderem in Stuttgart-Hohenheim, dann 1971 der Wechsel vom Rechenzentrum Bielefeld an die neu gegründete Fachhochschule.

Zeitlebens hat sich der Naturwissenschaftler Ostholt mit  den Geschichtswissenschaften und hier insbesondere der Ahnenforschung in seinem direkten Umfeld beschäftigt. So hat er unter anderem 1.700 Seiten über alle 180 Höfe der Bauerschaft Füchtorf verfasst. Und wer sein mit Aktenordnern gefülltes Arbeitszimmer unlängst in einer Tageszeitung abgebildet sah, darf zu recht vermuten: „Das Arbeiten macht mir immer noch viel Spaß“, so Jubilar Prof. Dr. Heinrich Ostholt zu seinen Gästen im Konferenzsaal der FH Bielefeld.