10.07.2018

Armutsbekämpfung, Stressbewältigung, Loverboy und Rechensteine

Neun Absolvierende des Masterstudiengangs Angewandte Sozialwissenschaften präsentieren ihre Abschlussarbeiten.

Bielefeld (fhb). „Wohlwollende Diskussionen zu spannenden Themen“ wünschte Prof. Dr. Wolfgang Beelmann der Zuhörerschaft, die sich am 5. Juli am Fachbereich Sozialwesen zusammengefunden hatte. Neun Absolventinnen und Absolventen des Masterstudiengangs Angewandte Sozialwissenschaften stellten auf Postern ihre Forschungs- und Praxisergebnisse vor. Lisa Büscher, eine von ihnen: „Wir freuen uns, endlich Ergebnisse präsentieren zu können.“ Nicht alles, was auf über einhundert Seiten in der Masterarbeit festgehalten wird, könne auf einem einzigen Poster wiedergegeben werden. „Selbstverständlich wird das Wesentliche aufgeführt, teils wird deutlich, dass es Zwischenergebnisse sind und weiter geforscht werden muss.“          

Psychologe Beelmann, zuständig für die Betreuung der Master-Studierenden an seinem Fachbereich, machte auf die besondere Ausrichtung des Studiengangs aufmerksam: Konsequente Anwendungsorientierung über vier Semester, Aneignung von Theoriewissen und Methodenkompetenz, „ganz besonders wichtig ist uns die berufliche Vernetzung schon während des Studiums“.

Die Forschungsbeiträge der neun Absolvierenden zeigen, wie sich dieser Anspruch in den Abschlussarbeiten wiederfindet und wie breit gestreut die Themenfelder in den Angewandten Sozialwissenschaften sind. Ein Studium übrigens, das sich „durch die Arbeit in kleinen Projektgruppen mit individueller Betreuung in familiärer Atmosphäre auszeichnet“, so Student Timon Heuser.    

Er stellte sein „Poverty Stoplight“ vor, die „Konzeption und erste empirisch basierte Evaluation eines Ansatzes multidimensionaler Armutsbekämpfung“. In seinem in Südafrika durchgeführten Projekt geht es darum, dass Menschen in Armut sich ihrer Lebenslage bewusst werden und gemeinsam nach Auswegen suchen.

Lisa Büscher beschäftigt sich in ihrer Masterarbeit mit dem Phänomen „Loverboy-Methode“, bei der es um junge Frauen geht, die durch eine Liebesbeziehung gezielt der Prostitution zugeführt werden. Büscher hat sich mit den Biografien der betroffenen Frauen befasst und nach Merkmalen gesucht, die die Betroffenen für eine Beziehung zu einem Loverboy zugänglicher machen.        

Luca-Joel Giangrandes Forschungsarbeit behandelt die Perspektiven zweier junger unbegleiteter Geflüchteter in Deutschland. Katja Collatz hat sich mit der Lebenssituation von unbegleiteten minderjährigen Geflüchteten auseinandergesetzt und sich mit ihren Zielen und Wünschen befasst.

Elena Seel thematisiert die Förderung von Handlungskompetenzen, um das Wohlbefinden älterer Menschen zu steigern. Dabei greift sie auf das Konzept der Motogeragogik zurück, mit dem die verbliebene Selbstständigkeit alter Menschen stabilisiert und gefördert wird. 

Claudia Kampmann stellt die Rechenfertigkeit von Kindern der zweiten Klasse in den Mittelpunkt ihres Forschungsinteresses und fand unter anderem heraus, dass Kinder nach Beendigung der Förderung mit Hilfe des Programms „Kalkulus. Rechnen mit Rechensteinen“ signifikant bessere Rechenleistungen erbringen.     

Nils Krenz erforscht in seiner Studie „Krise am Ende der Schulzeit?“, wie der Übergang von der Schule in den Beruf in der 10. Jahrgangsstufe vonstattengeht, welche Belastungen hier auftreten können und wie man Stressbewältigungskompetenzen trainieren kann.

Carmen Frochte hat sich mit dem Interventionsprogramm „ich schaffs“ von Ben Furman auseinandergesetzt. Konkret geht es hier um den Fall eines 13-jährigen, schwer traumatisierten Jugendlichen, der sich in einer heilpädagogischen-therapeutischen Wohngruppe befindet.

Jonas Schmeißner befasst sich mit dem Einsamkeitserleben von Menschen mit Behinderung in der ambulanten Eingliederungshilfe. Er konnte „Einsamkeit als relevantes Phänomen in diesem Feld und die relevanten Umweltfaktoren“ herausarbeiten.

Über alle Master-Arbeiten wurde ausführlich diskutiert. Sie dokumentieren die Themenvielfalt in diesem Studiengang und dessen multidisziplinäre Ausrichtung. „Wir bieten eine intensive wissenschaftliche und praxisnahe Begleitung Ihres Studiums“, hält der Fachbereich auf seiner Website zum Studiengang fest und hat dies mit den neun Arbeit eindrucksvoll dokumentiert.

Bleibt zu hoffen, dass auch diese Anmerkung zum Masterstudiengang in Erfüllung geht: „Sie erwerben für Leitungspositionen erforderliche Führungs- und Steuerungskompetenzen. Der Studienabschluss qualifiziert Sie für den höheren Dienst und berechtigt zur Promotion.“