26.06.2018

Berliner Geschichte in Venedig

Prof. Dipl.-Ing. Peter Sassenroth vom Campus Minden der FH Bielefeld ist mit „Kapelle der Versöhnung“ im Deutschen Pavillon auf der Architekturbiennale vertreten.

Minden (fhb). „Unbuilding Walls“ heißt die Ausstellung zur Berliner Mauer, die noch bis zum 25. November 2018 im Deutschen Pavillon auf der 16. Internationalen Architekturbiennale in Venedig zu sehen ist. 28 Jahre nach der Wiedervereinigung, genauso lange, wie die Berliner Mauer stand, untersucht die Ausstellung anhand von architektonischen Projekten, die auf dem ehemaligen Grenzstreifen entstanden sind, was in der Zeit vom Mauerfall bis heute in der Hauptstadt passiert ist. Die „Kapelle der Versöhnung“ ist eines der Bauwerke, das neben Projekten wie dem Axel-Springer-Neubau und dem Checkpoint Charlie in der Ausstellung in Form von Fotos, einem Grundriss und einem Modell gezeigt wird. Dipl.-Ing. Peter Sassenroth, Architekt und Professor im Lehrgebiet Baukonstruktion und Entwerfen am Campus Minden der Fachhochschule (FH) Bielefeld, hat das Gebäude zusammen mit Architekt Dipl.-Ing. Rudolf Reitermann entworfen und verwirklicht.

Auf dem Grundstück der ehemaligen Versöhnungskirche an der Bernauer Straße ist zehn Jahre nach dem Fall der Berliner Mauer die „Kapelle der Versöhnung“ als Ort der Besinnung und Andacht entstanden. Die alte Kirche wurde wegen ihrer Lage auf dem ehemaligen Grenzstreifen der Berliner Mauer 1985 gesprengt. Die Berliner Architekten Rudolf Reitermann und Peter Sassenroth hatten 1997 einen geladenen Wettbewerb für die Gestaltung des Kirchengrundstücks mit dem Vorschlag gewonnen, hier wieder kirchliches Leben entstehen zu lassen und durch die besondere Gestaltung des Neubaus einer Kapelle auf die junge Geschichte dieses Ortes hinzuweisen.

Entstanden ist ein oval geformter Bau aus gestampftem Lehm, der von Holzlamellen umschlossen und deutlich kleiner als die ursprüngliche Kirche ist. Im Innenraum wurde der gerettete Altar aus der ehemaligen Versöhnungskirche an seinen Platz zurückgebracht. „Durch die Übersetzung der traditionellen, liturgischen Elemente in reduzierte, aber sehr spezifische Formen soll an Bauten mit explizit sakraler Nutzung und Bedeutung angeknüpft werden. Der Gottesdienstraum ist ausgehend vom Kreis als Versammlungsform und in Anlehnung an traditionelle Kirchengrundrisse entwickelt worden“, heißt es in Erläuterungen zur Gestaltung der Kirche. Die Glocken aus der alten Kirche wurden in einem Holzgerüst im Eingangsbereich wieder aufgehängt. Bewusst stehe die „Kapelle der Versöhnung“ im hinteren Bereich des Grundstückes neben der Mittelachse der alten Kirche, um auf die Dimension und die Lage des alten Gebäudes zu verweisen und an die zerstörte Kirche zu erinnern.

La Biennale di Venezia:
Die 16. Internationale Architekturausstellung in Venedig findet vom 26. Mai bis 25. November 2018 unter dem Motto „Freespace“ statt. Der Öffentlichkeit werden Beispiele, Vorschläge und Elemente von gebauten und nicht gebauten Werken präsentiert, die die Qualitäten der Architektur veranschaulichen.