21.04.2022

co*gesund: Studie zu psychosozialen Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf bildungsbenachteiligte Jugendliche

Ein gemeinsames Forschungsprojekt der FH Bielefeld und der Hochschule für Gesundheit Bochum untersucht Resilienzfaktoren und Bedarfe für die Gesundheitsförderung bildungsbenachteiligter junger Menschen in der Pandemie.

Bielefeld (fhb). Wie hat sich die COVID-19-Pandemie auf die psychosoziale Gesundheit bildungsbenachteiligter Jugendlicher in NRW ausgewirkt? Welche Ressourcen stehen Jugendlichen in der Übergangsbewältigung zwischen Schule, Ausbildung und Beruf zur Verfügung? Welche Maßnahmen in den Settings Schule und berufsvorbereitenden Maßnahmen wirken förderlich oder hinderlich auf die psychosoziale Gesundheit der Jugendlichen? Diese Fragen stehen im Fokus des neuen Forschungsprojektes „co*gesund“ am Fachbereich Sozialwesen der Fachhochschule (FH) Bielefeld in Kooperation mit der Hochschule für Gesundheit Bochum, gefördert vom Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales (MAGS) NRW sowie der Europäischen Union. 

Jugendliche erfahren hohen Druck im Übergang zwischen Schule, Ausbildung und Beruf

Prof. Dr. Anna Lena Rademaker, Professorin für Soziale Arbeit im Gesundheitswesen, leitet das Projekt am Fachbereich Sozialwesen der FH Bielefeld. „Die Übergangsphase zwischen Schule, Ausbildung und Beruf ist ein Lebensabschnitt, der stark von individuellen, milieuspezifischen und institutionellen Rollenerwartungen geprägt ist“, so Rademaker. „Jugendliche erfahren in dieser Zeit einen hohen Druck normativen Erwartungen zu entsprechen und für diese Phase typische Entwicklungsaufgaben zu meistern. Eine Voraussetzung um diesen Übergang erfolgreich zu meistern ist der allgemeine sowie der psychosoziale Gesundheitszustand.“ Umgekehrt hat auch die (nicht-)erfolgreiche Bewältigung dieser herausfordernden Zeit einen langfristigen Einfluss auf Gesundheit und Möglichkeiten der gesellschaftlichen Teilhabe junger Menschen. Entsprechende Relevanz haben Maßnahmen der Gesundheits- und Bildungsförderung, die in engem Bezug zueinander in der Lebenswelt der Jugendlichen stehen.

Anna Lena Rademaker steht an einer Brüstung vor dem FH Hauptgebäude
Prof. Dr. Anna Lena Rademaker, Professorin für Soziale Arbeit im Gesundheitswesen, leitet das Projekt co*gesund am Fachbereich Sozialwesen der FH Bielefeld

Viele Aspekte der Corona-Pandemie und der politischen Reaktion auf diese – Einschränkungen sozialer Kontakte, Reduktion der Lebenswelt junger Menschen auf die Schule und das häusliche Umfeld und Verstärkung von Existenz- sowie Zukunftssorgen – stellen besondere Herausforderungen für Jugendliche dar. Rademaker: „Gerade junge Menschen mit ohnehin prekären Bildungs-, Ausbildungs- und Berufsverläufen sehen sich einer erhöhten Belastung ausgesetzt.“ Besondere Risikofaktoren für die psychosoziale Gesundheit in der Corona-Pandemie sind unter anderem eine kritische familiäre und schulische Situation, mangelnde soziale Unterstützung, Diskriminierungserfahrungen und fehlender Zugang zu niedrigschwelligen Unterstützungsleistungen, wie bspw. der Schul- und Jugendsozialarbeit.

Kooperation der FH Bielefeld mit der Hochschule für Gesundheit Bochum

Das Projekt co*gesund wird in Zusammenarbeit zwischen dem Department für Angewandte Gesundheitswissenschaften der Hochschule für Gesundheit Bochum und dem Fachbereich Sozialwesen der FH Bielefeld durchgeführt. Die Verankerung der leitenden Professorinnen beider Hochschulen in den Bereichen der Sozialen Arbeit und Pädagogik sowie dem Gesundheitswesen legen die Grundlage für eine innovative inter- und transdisziplinäre Verbindung gesundheits- und bildungswissenschaftlicher Theoriebezüge in der Analyse. Besonders in Anbetracht der sogenannten „Schattenpandemie“, die die zu wenig beachteten Folgen der Pandemie auf psychische Gesundheit beschreibt, erhält diese Betrachtung Relevanz. Mit qualitativen Methoden der Gesundheitsforschung wird der Praxisbezug sowie die Nähe zur Lebenswelt und zu den Bedarfen der Zielgruppe hergestellt. 

Studie befragt Fachkräfte, die mit Jugendlichen in Schule oder berufsvorbereitenden Maßnahmen in NRW arbeiten

„Die Übergangsphase zwischen Schule, Ausbildung und Beruf ist ein Lebensabschnitt, der stark von individuellen, milieuspezifischen und institutionellen Rollenerwartungen geprägt ist.“
Prof. Dr. Anna Lena Rademaker

 Bei der Studie handelt es sich um eine Machbarkeitsstudie, die zum Ziel hat das Thema langfristige in einer interdisziplinären Forschungsgruppe zu verankern, die die Ergebnisse aus Perspektive der Jugendlichen weiter erforscht. Innerhalb des einjährigen Projektrahmens sollen vor allem Erkenntnisse für die Umsetzung partizipativer Gesundheits- und Resilienzförderung bildungsbenachteiligter junger Menschen gewonnen werden, die Einzug in die wissenschaftliche Debatte und die Praxis halten.

Zu diesem Zweck wird eine Literaturanalyse über den internationalen Forschungsstand erstellt, Fachkräfte in den Settings Schule und berufsvorbereitenden Maßnahmen befragt und die subjektive Wahrnehmung der Jugendlichen erhoben. Die Ergebnisse werden abschließend unter Einbezug der Fachkräfte und wenn möglich der Jugendlichen selbst diskutiert und Handlungsempfehlungen abgeleitet.

Fachkräfte, die mit Jugendlichen in den Settings Schule und berufsvorbereitenden bzw. -unterstützenden Maßnahmen in NRW arbeiten, sind herzlich eingeladen sich an der Studie mit einem Interview zu beteiligen. Weitere Informationen zur Beteiligung finden Sie auf der Projekthomepage.